Thomas Schmidinger ist Politik- und Sozialwissenschafter und lehrt an der Universität Wien sowie an der Fachhochschule Vorarlberg.

Foto: Robert Newald

Amsterdam – Dem österreichischen Sozialwissenschafter und Autor mehrerer Bücher über den Nahen Osten, Thomas Schmidinger, ist am Donnerstag die Einreise in die USA verweigert worden. Trotz gültigen Visums wurde er in Amsterdam daran gehindert, einen Anschlussflug nach Minneapolis wahrzunehmen, wo er sein neues Buch über die von der Türkei kontrollierte syrische Region Afrin vorstellen wollte.

Auf seiner Facebook-Seite schrieb Schmidinger: "Das heißt, dass ich – wohl wegen meiner Forschungen und humanitären Aktivitäten – ein Einreiseverbot in den USA habe. Eine offizielle Begründung gab es nicht, und selbst der Beamte wirkte sehr erstaunt."

Befragung zu Reisen und Forschung im Nahen Osten

Die US-Botschaft in Wien habe ihm später mitgeteilt, dass sein Visum zwar nicht für ungültig erklärt wurde, aber die Einreise zur Vorstellung seines Buches trotzdem vorerst nicht möglich sei. Höchstwahrscheinlich sei das Einreiseverbot vom Department of Homeland Security gekommen, quasi dem Innenministerium.

Schmidinger schilderte auf Facebook, dass er bei seiner Ankunft am Flughafen-Gate von einem US-Beamten erwartet wurde. Danach sei er etwa eine halbe Stunde über seine Reisen und seine Forschung im Iran, im Irak und in Syrien befragt worden. Zudem sollte er Fragen über seine Hilfe, Kinder österreichischer IS-Angehöriger ausfindig zu machen, beantworten. Danach habe ihm der Beamte nach Rücksprache mit Washington die Absage übermittelt.

Schmidinger war von drei namhaften US-Universitäten und drei Buchhandlungen zu Vorträgen eingeladen worden. Offenbar seien solche Auftritte über Afrin unerwünscht, mutmaßte der Politologe auf Facebook. "Ich muss wohl zur Kenntnis nehmen, dass die USA mich als Sicherheitsrisiko wahrnehmen und ich es, etwa zehn Jahre nachdem ich noch zum 4. Juli in die Botschafterresidenz zum Fest (Nationalfeiertag) eingeladen wurde, zur Persona non grata gebracht habe", schrieb er.

Neben mehreren Büchern zu Kurdistan führt Schmidinger, der unter anderem an der Universität Wien lehrt, auch den User-Blog "Weltblicke" auf derStandard.at und taucht als Experte mit Einblicken von vor Ort regelmäßig in der Berichterstattung des STANDARD auf – zuletzt als es um die Kinder österreichischer IS-Anhängerinnen ging. (red, 12.9.2019)