Die "Wiener Zeitung" erscheint ab Samstag in einem sanft erneuerten Design.

Foto: Wiener Zeitung GmbH

Die "Wiener Zeitung" wurde einem Relaunch unterzogen. Ab Samstag erscheint die Zeitung in einem sanft erneuerten Design. Auffälligste Änderung ist die neue Ressortstruktur: Internationale und nationale Politik werden in einem "Buch" zusammengefasst, es wird wieder ein eigenes Wirtschaftsressort eingeführt und das Feuilleton gestärkt. Die zweite Auflage der Zeitung wird Ende September gestrichen.

Begonnen wurde mit der Neuaufstellung im Herbst 2018. In den vergangenen Monaten wurden die Arbeitsprozesse auf "digital first" umgestellt, berichtete Chefredakteur Walter Hämmerle im Gespräch mit der APA. Ende August wurde ein Newsroom eröffnet, in dem sich die Redakteure um die Bespielung der Webseite kümmern.

Nun soll der interne Prozess auch nach außen sichtbar gemacht werden. Optisch wurde die Zeitung etwas "luftiger und aufgeräumter" gestaltet. Die Europaflagge im Zeitungskopf wird entfernt – aus "ästhetischen Gründen", wie Hämmerle betont. Die Neuerungen seien ohne Investitionskosten oder externe Berater durchgeführt worden. Für den neuen Newsroom seien etwa lediglich "drei Rigipswände versetzt" worden.

Ab Ende September, also nach der Nationalratswahl, gibt es außerdem nur noch die erste Auflage der Zeitung, die um 19 Uhr in Druck geht, die zweite Auflage für den Großraum Wien wird gestrichen. E-Paper und Webseite werden auch weiterhin am Abend bespielt.

Das geschehe zwar aus Spargründen, habe aber auch einen bewussten Hintergrund. "Wir müssen nicht die ersten sein", sagt Hämmerle. Er halte den "Druck zur Unmittelbarkeit" im Journalismus für fatal. "Er brennt uns aus und versetzt unsere Leser in eine Atemlosigkeit." Ziel sei, von "Anfang an eine valide, seriöse Abschätzung vornehmen" zu können. Auch gegen ein "Übermaß an Emotionen" und ein Moralisieren wendet er sich. "Die Wiener Zeitung darf nicht more of the same machen", sagt Hämmerle. "Wir sind nicht die Erzieher der Leser."

Die Redaktion der republikseigenen Tageszeitung ist in den vergangenen Monaten der Frage nachgegangen: "Wofür braucht es die 'Wiener Zeitung'? Wir wollen dem Eigentümer zeigen, dass er über ein Juwel verfügt", sagt Hämmerle.

Die frühere ÖVP-FPÖ-Koalition hatte in ihrem Regierungsprogramm die Abschaffung der Pflichtveröffentlichungen von Firmen im "Amtsblatt" der Zeitung, die derzeit einen Großteil des Umsatzes bestreiten, in Aussicht gestellt. Für den Entfall der Einnahmen aus den Pflichtveröffentlichungen sollten "neue innovative Geschäftsmodelle" entwickelt werden. Das Haus arbeite derzeit an verschiedenen Konzepten, sagt Hämmerle. Im nächsten Regierungsprogramm sollte jedenfalls nicht nur die Unternehmensentlastung, sondern auch die Rolle der "Wiener Zeitung" für die Demokratie diskutiert werden, wünscht er sich. (APA, 13.9.2019)