Bild nicht mehr verfügbar.

Patricia Yang war Teil eines mehrköpfigen internationalen Teams, das sich nur für eine Frage interessierte: Warum ist der Kot von Wombats nicht wurst- oder krapfenförmig, sondern würfelig?
Foto: REUTERS/Brian Snyder

Boston – Warum setzt ein Wombat würfelförmigen Kot ab, und wie viel Spucke kann ein fünfjähriges Kind produzieren? Wissenschafter, die solchen Forschungsfragen nachgingen, wurden nun im Rahmen der traditionellen Ig-Nobel-Gala mit Preisen geehrt. Und "geehrt" ist kein Euphemismus: Anders als bei tatsächlichen Schmähpreisen wie etwa dem heimischen Goldenen Brett zeichnen die seit 1991 vergebenen Ig-Nobelpreise Forschungsleistungen aus, die einen ernstzunehmenden Hintergrund haben ... nur eben etwas skurril klingen.

Viele der Ausgezeichneten lassen es sich daher auch nicht nehmen, an der Preisverleihung teilzunehmen. Abgehalten an der US-Eliteuniversität Harvard, gestaltet sich diese als ausgelassenes Fest der Wissenschaft mit Sketches und bizarren Kurz-Opern. Tatsächliche Nobelpreisträger halten Lobreden mit einer Dosis gutmütigem Spott, während das tausendköpfige Saalpublikum Papierflieger durch die Luft schießt. Die undotierten Preise sollen nach Angaben der Veranstalter "das Ungewöhnliche feiern und das Fantasievolle ehren".

Bild nicht mehr verfügbar.

Der Saal war wie jedes Jahr ausgebucht – tierischer Ernst fand keinen Platz mehr darin.
Foto: AP Photo/Elise Amendola

Die Preiskategorien sind grundsätzlich an die Nobelpreise angelehnt. Allerdings gibt es ein paar mehr davon, und das Angebot schwankt von Ausgabe zu Ausgabe ein wenig – je nachdem, was das jeweilige Forschungsjahr hergegeben hat. Ein Klassiker ist natürlich der Friedens-Ig-Nobelpreis: Der wurde heuer individuell statt gesellschaftlich interpretiert und ging an ein Forscherteam aus Großbritannien, Saudi-Arabien, Singapur und den USA, das zu messen versucht hatte, wie hoch der Genuss ist, wenn man sich an einer lästig juckenden Stelle kratzt.

Wissenschafter aus Japan bekamen den Preis in der Kategorie Chemie für die Schätzung, wie groß das Volumen der Spucke ist, die ein typisches fünfjähriges Kind pro Tag produziert. 500 Milliliter seien das, verriet einer der Forscher – und brachte gleich seine inzwischen erwachsenen drei Söhne mit, die ihm vor vielen Jahren als Testobjekte gedient hatten.

Bild nicht mehr verfügbar.

Für ihn gibt es nur eine wahre Pizza: Medizin-Laureat Silvano Gallus.
Foto: REUTERS/Brian Snyder

In der Kategorie Medizin gewann ein Wissenschafter aus Italien für die Sammlung von Beweisen, dass Pizza gegen Krankheiten und Tod schützt – allerdings müsse sie dafür in Italien gemacht und gegessen werden. Die italienische Ernährungsweise sei einfach sehr gesund, erklärte Forscher Silvano Gallus auf der Bühne. "Aber lasst die Finger von der Salami!"

In medizinischen Bereich war das vergangene Forschungsjahr offenbar besonders ergiebig, daher schoben die Veranstalter kurzerhand ergänzende Kategorien nach. So ging ein Preis für Anatomie an französische Forscher, die Temperatur-Asymmetrien an den Hodensäcken nackter und bekleideter Briefträger gemessen hatten. Und die Erkenntnis eines US-Teams, dass das bei Hunden gerne angewandte Clicker-Training auch bei Chirurgen funktioniert, war einen Preis für medizinische Erziehung wert.

In der Kategorie Biologie gewannen Wissenschafter aus Singapur, China, Australien, Polen, Bulgarien und den USA für den Nachweis, dass sich tote magnetisierte Kakerlaken anders verhalten als lebende magnetisierte Kakerlaken. Tieren widmete sich auch ein Team aus den USA, Taiwan, Australien, Neuseeland, Schweden und Großbritannien in seiner Untersuchung, wie und warum Wombats würfelförmig kacken – dafür gab es den Ig-Nobelpreis für Physik.

Bild nicht mehr verfügbar.

Andreas (links) und Timothy Voss untersuchten, welche Geldscheine weltweit die dreckigsten sind. Der Ig-Nobelpreis ist nicht dotiert und daher ungefährlich.
Foto: AP Photo/Elise Amendola

Der niederländische Forscher Andreas Voss und sein Sohn Timothy gewannen gemeinsam mit dem Kollegen Habip Gedik die Auszeichnung in der Kategorie Wirtschaft für eine Studie darüber, welches Papiergeld aus welchem Land "am besten" gefährliche Bakterien verbreitet. "Geldscheine, die sich klebrig oder dreckig anfühlen, müssen nicht verseucht sein", sagte Timothy Voss in seiner Dankesrede. "Aber der rumänische Leu und der US-Dollar gehörten zu den schlimmsten Währungen. Bei denen können wir euch nur einen Rat geben: Faltet sie zu Papierfliegern und schmeißt sie gleich weg."

Zudem gewann der deutsche Forscher Fritz Strack von der Universität Würzburg in der Kategorie Psychologie für 1) seine Entdeckung, dass es Menschen zum Lächeln bringt und glücklicher macht, wenn sie einen Stift im Mund halten – und 2) die spätere Entdeckung, dass das doch nicht stimmt. Strack bedankte sich auf der Bühne mit einem Gedicht. Iman Farahbakhsh aus dem Iran schließlich erhielt einen Preis für Ingenieurwissenschaften, nachdem er eine Maschine entwickelt hatte, die Babys die Windeln wechselt.

Bild nicht mehr verfügbar.

Zeremonienmeister Marc Abrahams führt bereits seit vielen Jahren durch die Ig-Nobel-Verleihungen.
Foto: AP Photo/Elise Amendola

Als Moderator dieses etwas anderen Fests der Wissenschaft fungierte wie immer Marc Abrahams, Herausgeber der Zeitschrift "Annals of Improbable Research", die sich kurioser Forschung widmet. Er beendete die Gala mit seinen traditionellen Abschlussworten: "Wenn Sie dieses Jahr keinen Ig-Nobelpreis gewonnen haben, und besonders dann, wenn Sie einen gewonnen haben: mehr Glück im nächsten Jahr!" (jdo, APA, 13.9.2019)