Günther Brandstetter beschäftigt sich von Berufs wegen mit Gesundheit. Rauchen oder Tabak erhitzen kommt für ihn nicht mehr infrage.

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Zigaretten Adieu, seit fünf Monaten ist nun Schluss. Statt blauen Dunst inhalierte ich vier Monate lang nikotinhaltigen Tabakdampf. Iqos nennt sich die Alternative, sie steht für "I quit ordinary smoking". Mit Dampf statt Rauch verspricht der Tabakkonzern Philip Morris ein gesünderes Leben. Vor vier Wochen habe ich aber auch diesen etwa drei Zentimeter langen Tabaksticks den Strom abgedreht. Mein Fazit: Das Produkt ist noch nicht ausgereift, die gesundheitlichen Risiken weitgehend unklar.

Wie das Ding funktioniert? Ein Tabakstick wird auf einen kleinen Metallstift gespießt und dann auf bis zu 350 Grad Celsius erhitzt. Auf den weißen Packungen der Sticks gibt es keine Fotos von verfaulten Zähnen, amputierten Beinen oder Raucherlungen. Das suggeriert eine "gesunde" Alternative zu herkömmlichen Zigaretten. Tatsächlich haben die Sticks nur deshalb eine weiße Weste, weil sie aus steuerrechtlicher Sicht in die Kategorie Pfeifentabak fallen, und der muss in der EU nur schriftliche Warnhinweise tragen. Da Iqos in Österreich noch nicht zugelassen ist, beförderte mich meine Nikotinsucht jeden Monat mit dem Zug nach Bratislava, dort deckte ich mich regelmäßig mit der mäßig geschmackvollen Zigarettenalternative ein.

Spätestens nach 20 Anwendungen sollte das Gerät sauber gemacht werden. Ich hielt mich penibel daran, benutzte zum Putzen die extra dafür produzierten superdünnen Wattestäbchen. Nach etwa acht Wochen war der Erhitzer zum ersten Mal kaputt, der Metallstift brach beim Reinigen einfach ab. Ab in den Zug nach Bratislava, Gerät umtauschen. Nach acht Wochen das gleiche Szenario. Putzen, ein leises Knacksen, der
Metallstift ist ab. Mein Ärger war groß. So mächtig groß, dass ich beschloss, völlig auf das unausgegorene Klumpat zu verzichten. "Philip Morris, vergiss mich!", dachte ich mir.

Ab 1. November 2019 dürfte es für Raucher ohnehin ungemütlicher werden, da kann man auch gleich darauf verzichten.
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Keine unschädliche Alternative

Nun bin ich seit vier Wochen völlig vom Tabak befreit, ein gutes Gefühl. Nichtrauchen ist einfacher als gedacht, die Hauptrolle spielt der Kopf. Nur manchmal, etwa nach dem Essen oder beim Kaffeetrinken, kommt ein wenig Wehmut auf. Hilfreich ist dann ein Blick darauf, was ich meinem Körper nicht mehr zumute.

Tabakerhitzer enthalten zwar insgesamt weniger Schadstoffe als Zigaretten, eine Studie aus dem Jahr 2018, die in der Zeitschrift "Tobacco Control" veröffentlicht wurde, ergab allerdings, dass im Tabakerhitzer 58 weitere Schadstoffe in sehr viel höherer Konzentration vorkommen als in herkömmlichen Zigaretten.

Auch eine aktuelle Untersuchung von Forschern der University of Technology Sydney und dem Woolcock Institute of Medical Research stellt Iqos ein schlechtes Zeugnis aus. Das Wissenschafterteam kam zu dem Ergebnis, dass Tabakerhitzer genauso schädlich für die Epithelzellen und glatte Muskelzellen der Lunge sind wie Zigaretten. Was der Tabakdampf langfristig im Körper anstellt, ist zudem noch völlig unklar. Mit diesen Argumenten lässt sich der Kopf noch leichter von der Sucht befreien. (Günther Brandstetter, 15.9.2019)