Stellt sich Nachwuchs ein, ändert sich so einiges. Ressourcen wie Zeit und Geld werden neu zugeteilt. Vorsorgen für die eigene Pension gerät vor allem bei Frauen oft ins Hintertreffen.

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Glückliche Kindheit, gute Bildung, Traumpartner, Eigenheim, Nachwuchs – und dann: Arbeit von Voll- auf Teilzeit reduziert. Typische Stationen aus dem Leben einer Frau. Statt die eigene Zukunft finanziell abzusichern, polstert sie fortan das Konto für Kind und Kegel auf und verschiebt das Vorsorgen für die eigene Zukunft – oft auf den Sankt-Nimmerleins-Tag.

Gar nicht gut, wie Marietta Babos findet. Die studierte Ökonomin hat den "Kampf gegen die Altersarmut von Frauen" zur "Damensache" gemacht. Damit die junge Generation nicht in diese Falle tappt, will sie mit der gleichnamigen, unabhängigen Plattform aufklären – etwa durch kostenlose Beratung und einschlägige Veranstaltungen. In den Schulen käme das Thema zu kurz.

Die Botschaft: Frau möge die Sache rechtzeitig in die Hand nehmen, wie Babos, die als Unidozentin werkt, bei einer Veranstaltung an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) erklärt – sekundiert von Förderpartnern aus dem Finanzsektor, die ihre Einschätzung teilen. "Karenz und Teilzeitarbeit führen dazu, dass Frauen ein Drittel weniger Pension bekommen als Männer. Bei zwei Kindern kann der Unterschied schnell 600 Euro monatlich ausmachen", warnt Uniqa-Expertin Sandra Oehler. Was beide frappiert: Das Pensionssplitting bleibt mit einigen Hundert, die es in Anspruch nehmen, ein Randthema.

Folgen typischer Karriereverläufe

Tatsächlich sind die Folgen der recht typischen Karriereverläufe bekannt. Dennoch werden sie nach Ansicht von Babos falsch eingeschätzt. Kämen Schicksalsschläge wie der frühe Tod des Partners dazu, rutschen Frauen im schlimmsten Fall in die Altersarmut – häufiger als Männer, sagt sie. Sie nennt die karge Pension ihrer früh verwitweten Mutter als Motiv für ihr Engagement. Die Frage, ob es sich um einen Einzelfall handele, habe sie umgetrieben. Wie andere kam auch sie zum Schluss: Das Problem ist systemimmanent. Verschiedene Zahlen bestätigen das. Wird eine Familie gegründet, steckt zuallererst der weibliche Partner zurück. Fast 1,1 Millionen Menschen waren 2018 in Österreich teilzeitbeschäftigt – davon rund 885.000 Frauen.

Salopp gesagt, geht es nach dem ersten Kind bergab. Auch wenn sich einstellungsmäßig vieles geändert hat: In der Praxis schlägt sich der gute Wille zu Halbe-halbe bei vielen Paaren kaum nieder. Die Antwort auf die Frage, warum das so ist, ist vielschichtig. Ein Grund: Mit dem ersten Kind kommt es zu einer "Retraditionalisierung", so nennen Forscher den Vorgang. Besonders viele Überstunden machen Männer, solange die Kinder sehr klein sind. Beim Erreichen der 40er treten viele kürzer. Männer verdienen eben mehr, der Einkommensausfall der Frau ist leichter zu kompensieren.

Unbekanntes Pensionssystem

Babos hat sich mit anderen Fragen beschäftigt. Gemeinsam mit dem Institut für Entrepreneurship & Innovation an der WU hat sie in einer Studie abgefragt, wie Jungakademikerinnen die Sache sehen. Das Ergebnis ist teilweise ernüchternd, so Studienleiterin Babos und Christian Garaus von der Wirtschaftsuni: Nur ein Drittel der Befragten kennt die drei Säulen des heimischen Pensionssystems (staatliche, betriebliche, private Vorsorge). Dass die staatliche Durchschnittsnettopension kein Luxusleben verspricht, ist aber bekannt.

Auf 1080 Euro monatlich wurde sie geschätzt – 1028 Euro macht sie derzeit tatsächlich aus. Jene der Männer wurde unterschätzt – auf 1520 Euro, tatsächlich seien es 1678. Mehr als drei Viertel wünschen sich den Ausbau der staatlichen Vorsorge, trotzdem sehen fast 90 Prozent die Verantwortung für die finanzielle Absicherung bei sich selbst. Rund die Hälfte geht davon aus, ihren LebensStandard nicht halten zu können. Den finanziellen Bedarf in der Pension schätzen die Befragten auf rund 1600 Euro.

Sparen vor Jobeintritt

34 Prozent hielten es übrigens für klug, noch vor Jobeintritt mit dem Sparen fürs Alter zu starten – am besten mit gut 200 Euro monatlich. Über die Hälfte hält den Berufsbeginn für den angemessenen Zeitraum. Die Frage, inwieweit man sich das tatsächlich leisten kann, wurde aber nicht gestellt. (Regina Bruckner, 15.9.2019)