Die Doppelspitze Herbert Kickl und Norbert Hofer dürfte für die FPÖ funktionieren.

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Und weg war er. Was den auf Ibiza abgestürzten blauen Altparteichef Heinz-Christian Strache besonders schmerzen wird: Er hat niemandem wirklich gefehlt beim FPÖ-Bundesparteitag in Graz. Norbert Hofer, der neue Parteichef, musste das Auditorium gar um eine Applausspende für Strache bitten. Johann Gudenus, ehemaliger Klubchef und Straches Ibiza-Gefährte, wurde mit keinem Wort mehr erwähnt.

Es brechen also neue blaue Zeiten an, und die verheißen für das gesellschaftliche Klima in Österreich und für den Rest des Wahlkampfs nichts Gutes. Die blaue Tonalität wird wohl – das war an den Parteitagsreden ablesbar – noch rabiater, noch aggressiver. Die Zielscheiben: Muslime, Migranten, "Linke".

Seite an Seite

Ex-Innenminister Herbert Kickl und Norbert Hofer demonstrierten auf dem Parteitag, dass sie Seite an Seite gegen diese "Feinde" und für die "Wiederauferstehung" der FPÖ marschieren wollen. Sie wollen sie zur stärksten Partei in Österreich machen. Und es werde ihnen auf dem Weg dorthin nicht noch einmal passieren, "dass wir an uns selbst scheitern", schwor Hofer.

Die Stimmung auf dem Parteitag machte jedenfalls deutlich: Die Doppelführung Hofer/Kickl funktioniert. Hofer, der mit 98,25 Prozent der Delegiertenstimmen gewählt wurde, will die Partei jetzt stabilisieren und in breiteren Gesellschaftsschichten verankern. Kickl kümmert sich inzwischen um die Parteireflexe, die tiefen, wenn es um die Mobilisierung gegen die "Feinde" der Heimat geht. Er sagte es ganz offen: "Ich bin mit Norbert Hofer ein patriotischer Doppelpack, ich bin der, wenn es Hofer nicht macht, der rechte Haken und Geraden verteilt." Und davor ist auch der wahrscheinliche künftige Koalitionspartner ÖVP nicht gefeit.

Ibiza-Gate weggewischt

Die FPÖ fühlt sich auch in der Rolle des Underdogs wohl, sie könne auch Opposition, wenn es sein muss, sagte Hofer. Nur für den Fall, dass ihr Sebastian Kurz den "besten Innenminister" Kickl herausschießen will. Herbert Kickl sei ein "Angebot an die ÖVP".

Was sich schon in allen bisherigen Umfragen angedeutet hat, ist jedenfalls auch mit diesem "Aufbruchsparteitag" (Hofer) sichtbar geworden. Die FPÖ hat Ibiza-Gate weggewischt wie eine kleine Fußnote ihrer Geschichte. Und sie ist auf dem Weg zu einer neuen, offensichtlich noch radikaleren, extrem rechtspopulistischen Bewegung. Hofer nannte mit schwärmenden Worten ein großes Vorbild: Ungarns Ministerpräsidenten Viktor Orbán. (Walter Müller, 14.9.2019)