Pamela Rendi-Wagner beim Wahlkampfstart der roten Gewerkschafter: Laut aktueller Umfrage glauben nur 13 Prozent der Befragten, dass die SPÖ ihre besten Leute an der Spitze hat.

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Pamela Rendi-Wagner hat in der Kanzlerfrage zuletzt – gefragt wurde Anfang September – zwar aufgeholt, mit 15 Prozent liegt sie aber nur bei der Hälfte der Nennungen von Sebastian Kurz. Darüber dürfe man aber die Stärken der Herausforderin und ihre Partei nicht übersehen, sagt David Pfarrhofer, der mit dem Market-Institut im Auftrag des STANDARD ebendiese Stärken (und auch die Schwächen) von Kandidatin und Partei ausgeleuchtet hat.

Zu den Stärken wird gezählt, dass sie eine Frau ist – 24 Prozent finden das nach Schulnoten "sehr gut", 18 Prozent "gut". Nur elf Prozent geben in diesem Punkt ein "Nicht genügend", neun einen Vierer. Die erste Frau an der SPÖ-Spitze bekommt vor allem von älteren und höher gebildeten Befragten die Bestnote – und am häufigsten von den erklärten SPÖ-Wählerinnen und -Wählern. Von denen halten 51 Prozent die weibliche Vorsitzführung für "sehr gut", weitere 25 Prozent für "gut".

Wirklich schlechte Noten vergeben da nur die deklarierten Freiheitlichen – "aber die finden an der SPÖ und ihrer Vorsitzenden ebenso wie an den anderen Parteien ohnehin kaum ein gutes Haar", erläutert Pfarrhofer.

Ideen kommen kaum bei Basis an

Allerdings: Dass Rendi-Wagner die beste Wahl für die SPÖ sei, meint nur eine Minderheit (neun Prozent "voll und ganz", weitere elf Prozent vergeben die Note zwei) – die erklärten Anhänger der SPÖ geben allerdings zu 29 Prozent einen Einser und zu 19 Prozent einen Zweier. Nur 13 Prozent glauben, dass die SPÖ ihre besten Leute an der Spitze hätte – obwohl ihr 31 Prozent attestieren, dass sie viele Persönlichkeiten hätte, die ministrabel wären.

Market-Institutsleiter Pfarrhofer weist darauf hin, dass die erklärten SPÖ-Wähler in der Einschätzung der sozialdemokratischen Spitze gespalten sind: Rund 40 Prozent der SPÖ-Anhänger glauben, dass die SPÖ das bestmögliche Spitzenteam hat, etwa gleich viele SPÖ-Wähler zweifeln daran; jeder fünfte Parteigänger der Sozialdemokraten hat dazu keine Meinung. "Obwohl man die Parteivorsitzende ständig neue Ideen präsentieren sieht, ist das bei der Basis nur teilweise angekommen", sagt Pfarrhofer.

Unterwegs nach links?

Ungefähr ein Drittel der 800 repräsentativ ausgewählten Befragten meint, dass Rendi-Wagner die SPÖ nach links führen würde (zwölf Prozent sind völlig überzeugt davon, 22 Prozent geben einen Zweier). Am stärksten ist diese Meinung bei den Freiheitlichen verankert, die das wohl nicht positiv sehen. Von den SPÖ-Wählern sehen elf Prozent völlig, dass die SPÖ unter Rendi-Wanger nach links wandere, 32 Prozent vergeben die Note zwei. Nur jeder 50. Sozialdemokrat sieht gar keine Bewegung seiner Partei in die linke Richtung.

Weiter mit den Inhalten: In einer anderen (in der Grafik dargestellten) Fragestellung ließ DER STANDARD erheben, welche Meinungen über die SPÖ verankert sind. Noch im Herbst des Vorjahres, als Rendi-Wagner zur Vorsitzenden gewählt wurde, meinten 26 Prozent, sie werde die Partei völlig neu positionieren, inzwischen ist diese Erwartung auf 16 Prozent geschrumpft – in der SPÖ-Wählerschaft wird sie aber von 48 Prozent hochgehalten.

36 Prozent wollen SPÖ in Regierung

Zurückgegangen ist auch der Wunsch, die SPÖ solle der nächsten Bundesregierung angehören: Das wollten im vergangenen Herbst noch 42 Prozent – heuer sind es 36 Prozent. Tatsächlich wollen zwar neun von zehn SPÖ-Wählern und sechs von zehn Grünen-Wählern die SPÖ regieren sehen – in den anderen Parteiwählerschaften gibt es dagegen allerdings eine Ablehnung von bis zu 77 Prozent.

Stark ist die SPÖ in all jenen Punkten, in denen es um rote Traditionen geht: 73 Prozent (etwas mehr als noch vor einem Jahr) empfehlen den Sozialdemokraten, sich auf die Interessen der Arbeiter und Angestellten zu konzentrieren, 47 Prozent empfehlen das für den Umwelt- und Klimaschutz. Für die Grünen lauten die Vergleichszahlen in der August-Umfrage umgekehrt: 49 Prozent Arbeitnehmerinteressen, 64 Prozent Umwelt.

Anständige Haltung

65 Prozent anerkennen die historischen Verdienste der Sozialdemokratie, 56 Prozent halten sie für einen wichtigen Teil des Parteienspektrums, und 37 Prozent attestieren ihr eine anständige Haltung in der Ausländerpolitik.

Nur 17 Prozent trauen der SPÖ zu, dass sie "viele neue Ideen in die Politik" bringt – das ist unverändert gegenüber letztem Herbst. Vor allem aber ist diese Zahl im Vergleich zu anderen Parteien sehr gering: Der ÖVP trauten im Juni 44 Prozent neue Ideen zu, den Neos im Juli 46 Prozent und den Grünen im August 40 Prozent.

62 Prozent der Befragten (25 Prozent der SPÖ-Wähler) trauen der SPÖ keine neuen Ideen zu. Nicht viel besser sieht es für die Sozialdemokratie aus, wenn man fragt, ob diese "einen klaren Plan, wie es mit Österreich weitergehen soll" hätte: Das glauben 21 Prozent – 56 Prozent aber meinen, dass dies nicht der Fall wäre.

Der Aussage "Wenn die SPÖ in der Bundesregierung wäre, würde es mit Österreich bergauf gehen" stimmt nur ein Viertel der Wahlberechtigten zu, die Hälfte hält das eher nicht für richtig und ein weiteres Viertel hat keine Meinung dazu. Nicht nur in diesem Punkt zeigt sich, dass die Wähler der SPÖ (und zu einem geringeren Teil die Wähler der Grünen) die Sozialdemokratie in der Regierung wünschen, die Wählerschaften der anderen Parteien dies aber sehr deutlich ablehnen. (Conrad Seidl, 16.9.2019)