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Der Präsidentschaftskandidat Kaïs Saïed küsste die tunesische Landesflagge, nachdem die ersten Resultate der Wahl veröffentlicht wurden.

Foto: REUTERS

Tunis – Bei der Präsidentschaftswahl in Tunesien werden der unabhängige Jusprofessor Kaïs Saïed und der im Gefängnis sitzende Medienmogul Nabil Karoui in die Stichwahl einziehen. Nach Auszählung von gut einem Viertel der Stimmen kam Saïed auf 19 und Karoui auf 14,9 Prozent der Stimmen. Platz drei belegt nach aktuellem Stand der kommissarische Parlamentspräsident Abdelfattah Mourou von der moderat islamistischen Partei Ennahda mit 13,1 Prozent.

An der Urne abgestraft wurden die Mitglieder der aktuellen Regierung. Verteidigungsminister Abdelkarim Zbidi befindet sich momentan mit 9,6 Prozent auf Platz vier, Premierminister Youssef Chahed mit 7,4 Prozent nur auf Platz fünf.

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Die Wahlbeteiligung lag laut Behördenangaben bei 45 Prozent und damit deutlich niedriger als 2014. Er sei "der Erste im ersten Durchgang", erklärte Saïed, der als unabhängiger Kandidat angetreten war. Der 61-Jährige hatte sich im Wahlkampf bewusst von allen Parteien distanziert und auf einen Tür-zu-Tür-Wahlkampf gesetzt.

Inhaftierter Kandidat

Ein Vertreter von Karouis Partei erklärte wiederum: "Nabil Karoui ist in der zweiten Runde." Der Medienmogul galt im Vorfeld als einer der Favoriten. Er sitzt in Haft, durfte aber als Kandidat antreten. Gegen den 56-Jährigen, der nur wenige Tage vor Wahlkampfbeginn verhaftet worden war, wird wegen des Verdachts der Geldwäsche und der Steuerhinterziehung ermittelt.

Es war die zweite freie Präsidentschaftswahl in Tunesien seit der friedlichen Revolution im Frühjahr 2011. Bei der ersten Wahl 2014 waren im ersten Durchgang 64 Prozent der Wahlberechtigten wählen gegangen. Die Stichwahl soll am 23. Oktober stattfinden.

Strenge Sicherheitsvorkehrungen

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen waren knapp sieben Millionen Tunesier aufgerufen, einen neuen Präsidenten zu wählen. Etwa 70.000 Sicherheitskräfte überwachten die Wahl.

Die Präsidentenwahl war eigentlich für November geplant, musste aber wegen des Todes des 92 Jahre alten Präsidenten Beji Caid Essebsi vorgezogen werden. Am Tag der Wahl starb auch die frühere First Lady Chadlia Farhat Essebsi im Alter von 83 Jahren, berichtete die Nachrichtenagentur TAP. (APA, 16.9.2019)