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Die Notierungen bei Rohöl zeigten Montagfrüh kurz nach Eröffnung der Märkte steil nach oben. Saudi-Arabien deckt rund zehn Prozent der globalen Ölnachfrage, die Hälfte der Kapazität ist zumindest vorübergehend weg.

Foto: Reuters/Stringer .

In einem sensiblen Marktumfeld wie der Ölproduktion sorgen oftmals bereits kleine Meldungen für Preissprünge. Dementsprechend schwerwiegende Turbulenzen am Ölmarkt erwarten Experten nach dem folgenschweren Drohnenangriff vom Wochenende auf Ölanlagen in Saudi-Arabien, darunter die größte Raffinerie des Landes.

Durch die angerichteten Schäden hat sich die Ölproduktion des weltgrößten Ölexporteurs auf etwa 5,7 Millionen Fass am Tag (je 159 Liter) beinahe halbiert. Das entspricht etwa einem Drittel der Menge, die in der EU pro Tag verbraucht wird, und etwa fünf Prozent der weltweiten täglichen Nachfrage nach Rohöl.

DER STANDARD

Nach Öffnung der Märkte Montagfrüh sind die Preise für Rohöl in den ersten Handelsminuten um bis zu 20 Prozent gestiegen, bevor sie einen Teil des Anstiegs wieder abgaben. Es handelte sich um den kräftigsten Ölpreisanstieg seit 1991, als der Irak in das Nachbarland Kuwait einmarschierte und Ölquellen anzündete. Ein Fass der in Europa preisbestimmenden Nordseesorte Brent kostete Montagvormittag mit 66,82 Dollar 6,60 Dollar oder knapp elf Prozent mehr als zum Freitagsschluss.

Wie gravierend die Folgen tatsächlich sein werden, hänge nun davon ab, wie lange die staatliche Ölgesellschaft Saudi Aramco brauche, um die Produktion wieder hochzufahren, sagt Warren Patterson, Rohstoffexperte der niederländischen Bank ING.

USA wollen Reserven freigeben

US-Präsident Donald Trump hatte bereits am Wochenende auf die Probleme am Ölmarkt reagiert und die Freigabe von nationalen Ölreserven im Fall von Engpässen genehmigt. Die Menge habe er noch nicht festgelegt, aber sie werde ausreichend sein, "um die Märkte gut zu versorgen", ließ Trump Sonntagabend auf Twitter wissen. Die strategischen Erdölreserven der USA umfassen nach Angaben des Energieministeriums rund 630 Millionen Fass.

Steigende Preise für Konsumenten

In Anbetracht der schwächelnden Weltkonjunktur könnte sich ein steigender Ölpreis schwerwiegend auswirken und das ohnehin strauchelnde Wachstum noch einmal verlangsamen. Konsumenten spüren steigende Rohölpreise in der Regel recht rasch. "Die Bundeswettbewerbsbehörde hat in einer Branchenuntersuchung festgestellt, dass Preiserhöhungen deutlich rascher in Form von teurerem Benzin und Diesel weitergegeben werden als Preissenkungen auf den Rohlömärkten", sagt Nikola Junick vom ÖAMTC dem STANDARD.

Treibstoffe kaum verändert – noch

Montagvormittag war an den Zapfsäulen des Landes davon noch nichts zu spüren, Benzin und Diesel kosteten sogar etwas weniger als noch am Freitag. So war Superbenzin mit 1,223 Euro im Durchschnitt aller beobachteten Tankstellen laut dem Autofahrerklub 1,2 Cent je Liter günstiger als zum Wochenschluss. Diesel kostete mit durchschnittlich 1,180 Euro 0,7 Cent weniger. Das dürfte laut Junick auch damit zu tun haben, dass es sonntags und insbesondere am Montagvormittag langjährigen Beobachtungen zufolge immer am günstigsten ist, den Tank aufzufüllen. Montagmittag werden die Preise wieder neu festgesetzt – meist höher, weil es ab dann laut österreichischer Gesetzeslage bis zum nächsten Tag nur Preisanpassungen nach unten, keine Verteuerungen mehr geben darf.

Aktienmarkt

Ein kurzfristiger Ölpreisanstieg hat an den Aktienmärkten unterschiedliche Konsequenzen. Papiere von ölproduzierenden Unternehmen und Zulieferern haben in der Regel Oberwasser, Aktien von Unternehmen, die stark ölabhängig sind, leiden. Das ist auch dieses Mal der Fall. In Österreich ging es Montagvormittag mit Ölaktien bergauf. OMV und Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment (SBO) zogen am Montagvormittag deutlich an und hievten den Leitindex ATX in einem schwachen europäischen Börsenumfeld in die Gewinnzone. In Deutschland hingegen blickt man einem Belastungsfaktor entgegen. Die Aktienkurse gaben am Montag überwiegend nach. Die drohenden zusätzlichen Kosten beim Treibstoff setzen beispielsweise der Fluggesellschaft Lufthansa zu, die Aktien verloren vorbörslich mehr als drei Prozent.

Welche Staaten profitieren

Hohe Ölpreise spülen vor allem in die Kassen der großen Netto-Exporteure Milliarden. Üblicherweise steht Saudi-Arabien weit oben in dieser Liste, Ölausfuhren tragen zu mehr als 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bei. Neben Saudi-Arabien profitieren Russland, Angola oder Kasachstan, da diese Staaten deutlich mehr Öl exportieren, als sie importieren. Dadurch verbessert sich der Staatshaushalt, das Leistungsbilanzdefizit der Länder wird reduziert.

Welche Staaten verlieren

Jene Länder, die stark von Ölimporten abhängig sind, leiden unter einem anziehenden Ölpreis. Dazu zählen vor allem Indien, China, die Ukraine und die Türkei. (Andreas Danzer, Günther Strobl, 16.9.2019)