Österreichs Parteien sind sich noch uneinig, ob E-Sport als Sport anerkennt werden sollte.

Foto: Kevin Mild

E-Sport zieht immer mehr Zuschauer auf sich und steht auch in Österreich vor seinem Durchbruch. Durch den Sieg des Kärntners David "Aqua" Wang dürfte das Thema im Alpenland erstmals auch einer größeren Masse bekannt geworden sein. Auch die Tatsache, dass A1 mit der eSports League die erste professionelle Liga gestartet hat, dürfte hierzulande für ein gesteigertes Interesse sorgen.

DER STANDARD hat vergangene Woche bereits beim Sportministerium nachgefragt, wie denn der Trendsport dort gesehen wird und ob eine Anerkennung oder gar Förderungen Thema sind. Aktuell ist der österreichische Sportminister Eduard Müller, der unabhängig und Teil der Übergangsregierung Bierlein ist. Am 29. September stehen Nationalratswahlen an. DER STANDARD hat bei ÖVP, SPÖ, FPÖ, Neos, Liste Jetzt und Grünen nachgefragt, wie denn die Meinung zu dem Trendsport ist.

Bei der Anfrage wurde um die Position der Partei gebeten, ob eine Anerkennung angedacht ist und ob der E-Sport gefördert werden sollte. Von der FPÖ wurde auf die Anfrage des STANDARD nicht reagiert. Von ÖVP, SPÖ, Liste Jetzt, Grüne und Neos kamen folgende Antworten.

Foto: Parlamentsdirektion/Thomas Topf

ÖVP (Tanja Graf)

"E-Sport ist ein gesellschaftlicher Trend, der sich insbesondere unter den jungen Menschen zu einer Jugendkultur entwickelt hat. E-Sport vereint die zeitlose Attraktivität der spielerischen Auseinandersetzung mit Herausforderungen und Entwicklungen unseres digitalen Zeitalters.

Es steht daher für die Neue Volkspartei außer Frage, sich mit dem Thema E-Sport jedenfalls konstruktiv und ernsthaft auseinanderzusetzen. Dazu gehört die Analyse von Chancen, aber auch Gefährdungen von E-Sport und digitalen Spielen.

Chancen sollten dabei durch die Setzung von fördernden Rahmenbedingungen unterstützt, Gefahren bestmöglich erkannt und eingedämmt werden. Die Frage, ob es sich bei E-Sport um Sport im bisherigen Verständnis des Sportbegriffs handelt, ist dabei nicht wesentlich. Öffentliche Unterstützung kann unabhängig von der Begriffsfrage geleistet werden."

Foto: Hermann Krist

SPÖ (Hermann Krist)

"So wie in der Bundessportorganisation hat sich auch die SPÖ noch keine abschließende Meinung zum Thema E-Sport gebildet. Wir beobachten die Szene sehr genau, erkennen die dynamische Entwicklung, sind aber noch unschlüssig, in welcher Form eine Anerkennung als Sportart möglich ist.

Wesentlich erscheint uns zu definieren, was ist E-Gaming und was ist E-Sport? Im österreichischen organisierten Sport ist die Gemeinnützigkeit oberstes Prinzip. Hier gibt es noch Abgrenzungsprobleme, vor allem werden Spiele, wo Gewalt der wesentliche Bestandteil des Spieles ist, abgelehnt.

Interessant ist auch die Entscheidung des DOSB zu diesem Thema. Ich werde Kontakt mit meinen deutschen Kollegen aufnehmen und Details zur Entscheidung erfragen. Sehr wohl gibt es aber Spielemöglichkeiten, die Sportarten abbilden wie zum Beispiel Segeln, Golf, Fußball, Eishockey et cetera. Wir sind uns klar, dass es kurz- und mittelfristig eine Klärung geben muss und soll. Wir werden uns keiner vernünftigen Lösung verschließen."

Foto: STANDARD/Cremer

Neos (Douglas Hoyos-Trauttmansdorff)

"Spieler_innen und Vereine kämpfen gemeinnützig für eine Professionalisierung und erzielen in der kompetitiven Welt des E-Sports gute Ergebnisse. Steuerliche Vorteile, Visaerleichterungen für Athlet_innen sowie Fördergelder könnten E-Sportler_innen enorm unterstützen. E-Sport hat in jedem Fall auch in Österreich eine große Zukunft vor sich, und wir haben die Chance, diesen gesellschaftlichen Wandel aktiv mitzugestalten.

Eine Gleichstellung mit Körpersport wäre eher inkonsistent, weil die Gesundheitsförderung eine Umwegrentabilität (niedrigere Sozialversicherungsausgaben et cetera) bringt und somit gesetzlich privilegiert ist. Die Anerkennung als Sportart steht unseres Erachtens hier nicht im Vordergrund, die gesetzliche Verbesserung in den oben genannten Teilbereichen ist aber dringend notwendig. Somit ist die Zuordnung oder Definition als Sportart nicht die Priorität, sondern die Auseinandersetzung damit, wie man E-Sportler_innen bestmöglich unterstützen kann.

Nach einer Evaluation, wie E-Sport in Österreich am besten unterstützt werden kann, sind Förderungen sicher ein guter Schritt in die richtige Richtung."

DER STANDARD

Liste Jetzt (Martin Pichler)

Die Position der Liste Jetzt zum Thema E-Sport:

Sehr offen. Ich hab selber in einem Amateur – Team CS:GO gespielt und kenne daher die ungefähre Routine. Es braucht viel Aufwand und die meisten Anwärter sind junge Menschen, die sich in Ausbildung befinden. Dort muss sichergestellt werden, dass sie trotzdem ihre Ausbildung abschließen und nicht nur einen Pflichtschulabschluss haben.

Ob eine Anerkennung angedacht ist:

Ja. Eine Sportart definiert sich durch den Wettkampf und dem regelmäßigen Training. Schach, wo ich selber als Kind bei Bezirks- und Landesmeisterschaften teilgenommen habe, ist in Österreich auch eine anerkannte Sportart. Nach wenigen intensiven Runden ist die Konzentration dahin und um die volle Leistung abrufen zu können, muss man üben, üben, üben. Die Parallelen sind gegeben und dadurch sehen wir keinen Grund, warum es nicht anerkannt werden soll.

Zum Thema Förderungen:

Wenn man E-Sports fördern will, muss man auch die anderen Sportarten gleichermaßen fördern. Nur den Fokus alleine auf E-Sports zu setzen wäre den anderen Sportarten gegenüber nicht fair. Da sich im Bereich des E-Sports die Teams stark über Sponsorings und Preisgelder finanzieren, plädieren wir für die stärkere Förderung generell von Sportarten an Schulen.

Foto: Ö. Universitätenkonferenz/APA-Fo

Grüne (Eva Blimlinger)

Die Position der Grünen zum Thema E-Sport:

Die Grünen haben hiezu noch keine definitive Position, weil sie sich in den letzten Monaten zur Wahlvorbereitung mit den zentralen Themen für die Wahl und hier vor allem mit dem Klimaschutz beschäftigt haben, wir werden das sobald wir hoffentlich im Parlament vertreten sein werden, nachholen und das ausformulieren.

Ob eine Anerkennung angedacht ist:

Aber gerne ein paar Eckpunkte. Dem Grunde nach kann und soll E-Sport als Sport anerkannt werden. Wie Sie wissen, gibt es ja in dieser Frage Gegner*innen und Befürworter*innen und die Argumente der beiden Seiten sind abzuwägen. Es gibt derzeit noch sehr wenige Studien, was man aber durchaus sagen kann ist, dass viele Kriterien erfüllt sind, die im Sport wichtig sind.

Eines steht fest und das spricht sehr dafür, dass E-Sport als Sport anerkannt werden soll. Das Training ist mit körperlicher Anstrengung verbunden, es ist eine hohe Spielintelligenz erforderlich, ein überaus gutes Reaktionsvermögen sowie Ausdauer. Das bedeutet auch, dass der e-Sport nicht lange ausgeübt werden kann, derzeit geht man davon aus, dass die Karrieren Mitte bis Ende des 20. Lebensjahr endet – aber dazu braucht es sicherlich noch einen längeren Zeitraum um hier valide (verlässliche) und wissenschaftlich abgesicherte Aussagen treffen zu können.

Sind in Zukunft Förderungen rund um E-Sport geplant?

Gegner*innen wenden oft ein, "da bewegt man sich ja nicht" ja, aber da es keine tatsächliche Definition von Sport gibt, kann das Argument nicht gelten noch dazu wo etwa Schach, Dart, Minigolf, Go und Bridge anerkannte Sportarten sind. Ein weiteres Gegenargument ist, dass Shooter-Spiele wie Counter-Strike oder Strategiespiele wie League of Legends Schießen fördern und verherrlichen was unethisch sei, ja, aber dann dürfte es den ganze Schützensport oder etwa Biathlon als Sport nicht geben. Es geht in dieser Auseinandersetzung auch um die Verteilung von Mittel und da wird oft Neues abgelehnt. Also um ihre Frage zu beantworten wir werden uns dafür einsetzen, dass E-Sport als Sport anerkannt wird. (Daniel Koller, 16.9.2019)