Melbourne – Koalas und Kängurus sind so etwas wie die tierischen Wahrzeichen Australiens – und die heute noch lebenden Hauptvertreter der im australischen Raum lebenden Beuteltiere. Im Vergleich zu ihren Vorgängern sind viele dieser Tiere relativ klein: Kängurus und Wombats entwickelten früher einmal Riesenformen.

Zu den größten Vertretern der australischen Megafauna, die ziemlich genau zeitgleich mit der Ankunft des Menschen vor rund 50.000 Jahren verschwand, zählten neben dem bis zu 2,8 Tonnen schweren Diprodon – eine Mischung aus Wombat und Nashorn – die Vertreter der Gattung Palorchestes, die mit den Diprotonden verwandt waren und immerhin auch gut eine Tonne auf die damals noch nicht vorhandene Waage gebracht hätten.

So in etwa dürfte die letzte Art der Gattung Palorchestes ausgesehen haben, ehe sie vor 50.000 Jahren ausstarb.
Foto: Illustration: Nobu Tamura

Kreuzung aus Tapir und Wombat

Die Vertreter von Palorchestes wiederum sahen in etwa so aus wie eine Kreuzung aus Tapir und Wombat, besaßen aber eine ziemlich einzigartige Anatomie, die diese Tiergattung zur seltsamsten unter den Beuteltieren machte, wie nun ein Forscherteam um Hazel Richards (Monash University in Melbourne) behauptet – und für diese Behauptung einige gute anatomische Gründe anführt. Richards, die ihre Dissertation über Palorchestriden schreibt, hat mit ihren Kollegen 60 fossile Exemplare dieser eigenartigen Tiere aus verschiedenen geologischen Epochen analysiert.

Vor allem wollten die Forscher dabei ein neues Licht auf die anatomischen Entwicklungen der Tiere und die ihrer Extremitäten werfen. Die Resultate dieser Rekonstruktionen sind nun im Fachblatt "PLoS One" erschienen und zeigen zum einen, dass die Palorchestiden im Laufe ihrer Entwicklung, die vor rund 25 Millionen Jahren begann, immer größer wurden.

Ein Vertreter von Palorchestes (links) im Vergleich zu einem heute lebenden Wombat (30 Kilogramm) und einer Vertreterin von Homo sapiens.
Illustration: Hazel Richards et al., PLoS One 2019

Zum anderen bestätigen die Analysen einmal mehr, dass die Vertreter dieser Beuteltiergattung etwas eigenartig gebaut waren. Was die Anatomie so seltsam mache, sei deren Kombination von verschiedenen Funktionen, erklärt Richards: Laut der Paläontologin hatten die Tiere ein extrem langes, spitzes Gesicht, wirklich winzige kleine Augen, eine vorstehende Zunge ("ähnlich einer Giraffe") und extrem muskulöse Vorderbeine, die gebogen waren.

Rätselhafte Krallen

Das Seltsamste aber waren die riesigen Krallen, deren Funktion einigermaßen unklar ist. Laut Richards wären diese Krallen zum Graben nämlich in etwa so geeignet wie ein Küchenmesser. Dazu kommen die einzigartigen Ellenbogen, die sich nicht abbiegen ließen, weshalb sich die Tiere auch nicht wirklich aufrichten konnten.

Künftige Forschungen sollten klären, warum diese Beuteltiergattung diese seltsamen Vorderextremitäten entwickelte – und was sie damit machten. (tasch, 16.9.2019)