Der 76-jährige Kardinal George Pell wendet sich an das australische Höchstgericht.

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Canberra – Der australische Kardinal George Bell will weiter gegen seine Verurteilung wegen Kindesmissbrauchs kämpfen. Die Verteidiger des 76-jährigen Geistlichen kündigten am Dienstag an, sich an Australiens High Court, das höchste Gericht, zu wenden.

Pell war im März zu sechs Jahren Haft verurteilt worden, da er in den späten 90er-Jahren in der St. Patrick-Kathedrale von Melbourne zwei 13-jährige Chorknaben insgesamt fünf Mal missbraucht haben soll.

Berufungsgericht blieb mit 2:1 bei Verurteilung

Im August entschied das Berufungsgericht des Bundesstaates Victoria mit zwei zu eins Stimmen, dass die Geschworenen im ursprünglichen Prozess nicht geirrt hätten und es durchaus möglich sei, dass sich die Verbrechen wie von den Opfern geschildert abgespielt hätten. Die Verteidiger sind anderer Ansicht und sehen darüber hinaus "berechtigte Zweifel", die zu einem Freispruch Pells führen hätten müssen.

Pell ist weltweit der ranghöchste katholische Geistliche, der wegen dieses Deliktes verurteilt worden ist. Von 1996 und 2001 amtierte er als Erzbischof von Melbourne, danach übernahm er dieses Amt in Sydney. Im Jahr 2014 stieg er in der kirchlichen Hierarchie auf: Er wurde Präfekt des Wirtschaftssekretariat der Römischen Kurie, also quasi der Finanzminister des Vatikan. Im Sommer 2017 wurde er für die Dauer des Strafprozesses von dem Amt freigestellt.

Ob sich das australische Höchstgericht überhaupt mit dem Begehren der Verteidiger beschäftigt ist offen, verpflichtet ist es dazu nicht. (red, 17.9.2019)