Aus Leberkäs Gold machen. Martin Grandits zeigt in seiner ersten institutionellen Ausstellung, wie es geht.

Foto: Krystof Cizmar

"Eigentlich bescheuert", kommentiert Martin Grandits seine bekannteste Arbeit – eine vergoldete Leberkäsesemmel. Diese steht in seiner ersten institutionellen Schau im Bank-Austria-Kunstforum auf einem Podest. Dass seine Kunst meist auf dieses Werk reduziert und mit dem Etikett des Wiener Schmähs versehen wird, sei ihm mittlerweile egal.

Trotzdem möchte der Wiener Künstler nicht, dass sie als Gag-Art abgetan wird. Dies versucht er mit neuen Arbeiten zu beweisen, die in der von Ema Kaiser-Brandstätter aus dem Künstlernetzwerk Wiener Achse kuratierten Schau gezeigt werden. So sollen schmelzende Schneemänner und ein Hamsterrad als Boten der Vergänglichkeit und des Stillstands verstanden werden. Auch mit seinem Alter Ego – dem grinsenden Sparefroh-Männchen der Ersten Bank – möchte der 37-Jährige auf den Prozess des Erwachsenwerdens hinweisen.

Grandits scheut nicht vor dem Spiel mit Marken zurück.
Foto: Krystof Cizmar

Freunde: Erwin Wurm und Yung Hurn

Oder zumindest den Wunsch danach. Grandits spricht von Selbstoptimierung und weniger Rausch. Ob es ihm tatsächlich ernst ist, mag man ihm trotzdem nicht ganz glauben. Vielleicht liegt das auch am Titel "Absolut Grandits".

Als Treffpunkt der jungen Wiener Kunstszene gilt das Atelier von Martin Grandits. Nach dem Studium an der Universität für angewandte Kunst, wurden seine Arbeiten bei der Berlin Art Week oder auf der Kunstmesse Parallel Vienna gemeinsam mit Erwin Wurm gezeigt. Er lässt sich gern öffentlich mit Persönlichkeiten, wie dem Musiker Yung Hurn oder dem Star-Gastronom Martin Ho blicken. Mit letzterem präsentierte er Anfang des Jahres auch sein Buch "Grandits for all" im Looshaus.

Auf dem Cover posiert der Künstler mit Käppi, Ikea-Tasche und Jogginghose, im Vorwort schreibt der Philosoph Fahim Amir von "subtilen und poetischen Nuancen" seiner Kunst. Grandits wird als bescheiden beschrieben und von seinem Erfolg spreche er eigentlich nicht.

Ein aufgeblasenes Überraschungsei-Männchen.
Foto: Krystof Cizmar

Ernst oder ironisch?

Dieser Widerspruch seiner Person, der Sprung zwischen öffentlichem Genie und privatem Wahnsinn scheint sich in der Ausstellung widerzuspiegeln. Meint er seine Kunst absolut ernst? Absolut ironisch? Oder doch absolut kritisch? Da steht ein in die Länge gezogener Badeschlapfen in einer Vitrine, dort ein aufgeblasenes Überraschungsei-Männchen und dann sind in dem Bild "overpain mai love" nur die Konturen einer liegenden Figur zu sehen, der Rest ist in einem dunklen Grün übermalt.

"Ich musste die Liebe selbst töten", so Grandits. Plötzlich scheinen Witz und Schmerz doch näher aneinander zu liegen. In der Malerei könne er seine Emotionen besser ausdrücken, persönliche Probleme authentischer artikulieren. In Zukunft möchte er mehr malen und sich so verbessern. Das nimmt er sich ganz fest vor. Das Sparefroh-Männchen grinst schelmisch. (Katharina Rustler, 17.9.2019)