Der regelmäßige Diebstahl meiner Fahrräder stellt ein ernstzunehmendes gesellschaftliches Problem dar.

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Das vorletzte Fahrrad haben sie vor einem Jahr gestohlen. Es war im Fahrradabstellraum mit zwei guten Schlössern gut gesichert. Die Haustür ist nachts versperrt, allerdings besitzen die Hundianer natürlich, so wie alle Hundianer, einen Postlerschlüssel. Mit dem kommt man in alle Häuser der Stadt, damit die Postler im Briefkasten ihre gelben Zettel ablegen können, wo genau man sich am nächsten Tag irgendein Liliputpackerl abholen kann, das locker in den Briefkasten passen würde.

Angeläutet wird nicht mehr. In Österreich vertritt man das Konzept der Vollbeschäftigung. Niemand ist untertags zu Hause. Und womöglich müsste man dann auch noch mit dem Lift in irgendeinen Stock hinauffahren, und: Ächz.

Fahren geht nicht

Apropos fahren. Fahren ging nicht. Das Fahrrad war gestohlen. Das teure englische Klapprad mit dem Babyschloss haben sie übrigens stehen lassen. Meine billige Kraxen war größer, mattschwärzer und neuer. Auf der Polizeiwache haben sie während der Aufnahme der Diebstahlanzeige ziemlich müde geschaut. Dabei hatte ich nur gefragt, ob es sinnvoll wäre, ein wenig zuzuwarten, bevor ich ein neues Fahrrad kaufe. Das alte könnte sich ja wiederfinden. Oida, die Kunde ist schon auch ein wenig ein Trutscherl.

Mit dem alten neuen Fahrrad bin ich jetzt gut ein Jahr gefahren, bevor es über Nacht im Freien, gut mit zwei guten Schlössern gesichert, auf einem auch zu später Stunde gut frequentierten Platz gefladert wurde.

Kugelsicher bis auf 500 Meter

Auf der Wache ging es dieses Mal durchaus amikal zu, obwohl bezüglich der Anzeigen von frisch gestohlenen Fahrrädern an diesem Tag ein gewisser höherer Andrang als normal herrschte. Das neueste neue Fahrrad sieht gut aus. Es ist wieder mattschwarz. Mein neues Sicherheitsschloss wiegt knapp zwei Kilo. Es hält, so wird vom Hersteller versichert, der Attacke eines mittelzornigen John Rambo mindestens drei Minuten stand und ist bis auf 500 Meter Meerestiefe kugelsicher.

In meiner Freizeit widme ich mich jetzt gerne dem Kampf gegen die Ungerechtigkeit auf der Welt. Wenn ich die Hundskrüppel erwische, die mir meine Räder gestohlen haben, setzt es ein Kilo gebrockte Ohrwascheln. Die Versicherung hat immer noch nicht bezahlt. (Christian Schachinger, 18.9.2019)