Sosopol, Bulgarien

Es ist nicht alles Gold, was so heißt. Das trifft insbesondere auf den bulgarischen "Goldstrand" zu, eine zum Wasser hin offene Sandkiste am Schwarzen Meer, die neuerdings auch von den mallorquinischen Overtourism-Flüchtlingen Jürgen Drews und Mickie Krause bespielt wird. Eintöniger sind beim "Ballermann des Balkans" nur die All-inclusive-Plattenbauten, in denen – etwas pauschaltouristisch gesprochen – halb Großbritannien noch schnell vor dem Brexit Winterspeck für schlechte Zeiten anlegt.

Sosopol
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Wenn wundert's da, dass ich ständig von Bekannten zu hören bekomme, sie würden die Gestade an diesem Gewässer meiden wie der Teufel das Weihwasser. "Bulgarien-Urlaub gern, aber sicher nicht am Schwarzen Meer", lautet ihr Credo. "Glaubt, was ihr wollt", ist meines. Zur Hochsaison fuhr ich mit dem Zelt im Kofferraum hin.

350 minus 15 Kilometer lang ist die bulgarische Küste. Denn in Wirklichkeit müssen Bulgarien-Reisende nur den Gold- und den Sonnenstrand abziehen, um einen herrlichen Urlaub am Meer zu verbringen. Sogar das Zelt kann vielerorts im Auto bleiben – etwa auf dem Campingplatz Gradina. An diesem feinsandigen Strand bei Sosopol werden neben schnöden Stellplätzen auch zweistöckige, geschmackvolle Strandhäuschen angeboten. Zur Strandbar, in der man besseren Fisch als allerwärts an der Oberen Adria serviert bekommt, ist es nur zweimal umfallen – und in die hübsche Altstadt von Sosopol ein gemütlicher Spaziergang. Dessen beide Museen sind halt manchmal überfüllt: Kann sein, dass auch der Wärter da ist. (Sascha Aumüller)

Camping Gradina bei Sosopol: www.campinggradina.com

Appalachian Trail, USA

Am ersten Tag waren es drei, am zweiten zehn, am dritten drei: Mehr Menschen sahen wir nicht auf unserer dreitägigen Wanderung auf dem Appalachian Trail in North Carolina. Gut, der Wanderweg ist fast 3500 Kilometer lang. Er erstreckt sich von Georgia bis nach Maine. Wir hatten trotzdem mit mehr Andrang gerechnet, weil der Weg unter Wanderern Kult ist.

Manche "Thru-Hiker", das sind Ambitionierte, die die Strecke in einem Stück zurücklegen, brachten es zu Berühmtheit. Grandma Gatewood, eine 67-jährige Seniorin, wurde 1955 zur ersten weiblichen "Thru-Hikerin" – sie hatte nicht einmal einen Rucksack. Wir waren besser ausgerüstet und hatten Unmengen an Erdnussbutter mit.

Appalachian Trail
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Die gute Nachricht: Am Appalachian Trail wartet hinter jeder Kurve ein Abenteuer. Die schlechte: Das Abenteuer könnte ein Schwarzbär sein. Wir hatten weder Bärenspray noch Handy und bekamen von den paar Leuten, die wir trafen, widersprüchliche Tipps, wie man sich im Fall des Falles verhalten sollte.

Wir wanderten durch Rhododendren-Tunnel, stolperten durch Spinnennetze und stapften schweigend durchs Dickicht. Auf dem letzten Kilometer begegnete uns wieder jemand. Die Frau warnte uns vor einem "Baby Bear" gleich um die Kurve: "Mama oder Papa sind sicher in der Nähe." Ich fühlte mich wahnsinnig erleichtert, als ich den Autolärm vom Highway hörte. Zivilisation, endlich! Und lange keine Erdnussbutter mehr. (Franziska Zoidl)

Der 1937 eröffnete Fernwanderweg Appalachian Trail durchquert 14 US-Bundesstaaten und verfügt über rund 250 Hütten und Campingstellen.

www.appalachiantrail.org

Gravina, Italien

Der Frühsommer ist die ideale Zeit, um Apulien zu bereisen. Das Wetter ist angenehm warm und in den Osterien noch genug Platz. Wenn man Orte wie das Trullidorf Alberobello meidet und stattdessen in Altamura oder Gravina Halt macht, ist auch die Zahl der Touristen überschaubar. Dabei haben gerade diese Orte alles, was wir an süditalienischen Kleinstädten lieben.

Gravina
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Gravina in Puglia steht am Rand einer 100 Meter tiefen Schlucht, über die bereits die Römer ein Aquädukt bauten. Es verbindet die freskengeschmückten Höhlenkirchen auf der einen Seite der Schlucht mit der Stadt auf der anderen. Am Platz vor der Kathedrale treffen sich die Einheimischen zum Kaffeetrinken und Schwatzen, ein paar Touristen sind auch da.

Canyonartige Kalksteinschluchten im Nationalpark der Alta Murgia bieten jede Menge spektakuläre Ausblicke. Das haben auch die Location-Scouts des kommenden James Bond No Time to Die erkannt. Es wird gerade gedreht in Gravina. Eine Verfolgungsjagd durch die Altstadt scheitert jedoch an den winzigen, engen Gassen. Auch Gäste sollten das Auto besser stehenlassen und durch die Altstadt spazieren.

Ein paar Kilometer weiter wird in Altamura Italiens bestes Brot gebacken. "Pane di altamura" ist ein Weißbrot aus Hartweizenmehl mit dicker, dunkler Kruste. Dazu passt etwa Burrata. Erfunden wurde dieser mit Sahne gefüllte Frischkäse in Andria, ganz in der Nähe des achteckigen Stauferschlosses Castel del Monte. Wer gleich in der Früh kommt, ist auch hier noch fast alleine! (Helga Gartner)

Infos zur Region: www.puglia.plus

Vent, Tiroler Ötztal

Wer Trubel und Kommerz nicht mag, der sollte um die Tiroler Wintersportmetropole Sölden einen großen Bogen machen. Oder noch besser: ein paar Kilometer tiefer ins Ötztal hineinfahren und dann in Richtung Vent abbiegen.

Das 140-Einwohner-Dorf am Talschluss ist das Kontrastprogramm zu Sölden und einer der idyllischsten Orte Österreichs: eine Kirche, zwei Sessellifte, ein paar Hotels und Gasthöfe und sonst nur Wiesen, Bäume, Kühe und unzählige Berggipfel. Auf 1900 Meter Seehöhe gelegen, dient Vent als Ausgangspunkt für Hochgebirgstouren auf die Tiroler Wildspitze (3768 Meter), nach dem Großglockner der zweithöchste Berg Österreichs, oder zur Similaunhütte auf 3.000 Meter Seehöhe. Nicht weit von dort wurde einst die prähistorische Gletscherleiche Ötzi entdeckt.

Vent
Foto: TVB Vent / Anton Brey

Vent ist ein wunderbarer Ort für einen sanften, entspannenden Urlaub mit einfachen Almwanderungen und moderaten Hüttenanstiegen, etwa zur Martin-Busch-Hütte oder zur noch höher gelegenen Breslauer Hütte, die bei Benutzung des in die Jahre gekommenen Wildkogellifts und einer neu errichteten Sechser-Sesselbahn in einer guten Stunde erreichbar ist.

Im Winter bietet Vent ein kleines, schneesicheres Familienskigebiet in hochalpiner Landschaft und kann als preisgünstiger Ausgangsort für Skitage in Sölden und Obergurgl/Hochgurgl dienen, die dann statt mit Après-Ski mit stiller Entspannung enden. Denn eines muss man wissen: In Vent ist nichts los. Zum Glück. Und wem doch einmal langweilig wird, kann ja kurz in Sölden abtauchen. (Eric Frey)

Touristische Infos: vent.at

Renesse, Niederlande

Jaja, ich höre schon das Klischee: "Der Deutsche fährt nur nach Holland in den Urlaub!" In meinem Falle stimmt das, immerhin sind die Niederlande für einen gebürtigen Kölner ums Eck. Seit Kindestagen ist die Region rund um die kleine, aber feine Stadt Renesse an der Nordseeküste mein Urlaubsort Nummer eins.

Bevor es Einwände hagelt, natürlich gibt es dort Touristen. Die Zahl aber, die im Sommer an der Küste zu finden ist, ist kaum nennenswert, wenn man weiß, wie es dort zu Pfingsten aussieht. Warum auch immer verwandelt sich Renesse lediglich an drei Tagen im Jahr in den Ballermann Hollands, in einen Zufluchtsort für Saufgruppen und in ein Party-Schlachtfeld. Das war in vergangenen Jahren so schlimm, dass die Stadt Verbote gegen wildes Campieren aussprach. Und es ist bezeichnend, dass einige Campingplätze zu Pfingsten keine Besucher unter 25 Jahren aufnehmen. Das Risiko ist zu hoch.

Renesse
Foto: Getty Images /iStock

Wer das im Hinterkopf hat, ist verwundert, wie ruhig die Region im Hochsommer ist. Bei warmen Temperaturen geht immer ein Wind, der vom Meer kommt und abkühlend wirkt. Weite, flache Ebenen laden zu langen Fahrradtouren ein. Dabei kommt man auch durch Örtchen wie Brouwershaven (Foto), die einen unvergleichlichen Flair verströmen. Und wer im Sommer nur zum Baden kommt, wird sich auch wundern: Man trifft fast nur einheimische Taucher. Die sind auch zu Pfingsten da. Aber nicht zum Partymachen. (Thorben Pollerhof)

Kulinarische Empfehlung: Das Restaurant Helder serviert wunderbaren Hummer und andere Spezialitäten frisch aus dem Meer.

www.grandcafehelder.nl

(RONDO, 19.9.2019)