Die Wiener Innenstadt war Tatort eines der jüngeren Mordfälle in Wien. Im Bereich Lugeck wurde im Dezember 2018 ein Mann auf offener Straße erschossen, ein weiterer schwer verletzt. Es soll sich um eine Fehde der montenegrinischen Mafia gehandelt haben.

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Die Wiener Polizei feiert heuer ihr 150-jähriges Bestehen. Im Jahr 1869 wurde die k. u. k. Sicherheitswache als erste moderne Polizeiorganisation eingerichtet. Davor war die Militär-Polizeiwache in Wien für die innere Sicherheit zuständig. Die erste Sicherheitswacheabteilung wurde in der Leopoldstadt eröffnet. Im Lauf der Zeit gab es in der Bundeshauptstadt zahlreiche spektakuläre Kriminalfälle, wie das Stöbern in Zeitungsarchiven und ein Rundgang durch das Wiener Kriminalmuseum in der Großen Sperlgasse in der Leopoldstadt zeigen. Manche Fälle dokumentieren auch das Versagen der Sicherheitsbehörden:

1870: Der poetische Dienstmädchenmörder Die Chronologie des Schreckens beginnt mit dem Serienmörder Hugo Schenk, der es als poetisch gewandter Heiratsschwindler auf Dienstmädchen abgesehen hatte. Dem Sohn eines Richters konnten vier Morde nachgewiesen werden, er wurde 1884 zum Tod durch den Strang verurteilt und hingerichtet.

Totenschädel des hingerichteten Hugo Schenk, ausgestellt im Wiener Kriminalmuseum. Im Hintergrund eine Illustration der Hinrichtung.
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1928: Der Mord im Lainzer Tiergarten Wer im Sommer 1928 die in Wien und Triest lebende Katharina Fellner ermordete, konnte nie geklärt werden. Dass das 43-jährige Opfer, das Schusswunden aufwies und im Lainzer Tiergarten angezündet worden war, überhaupt identifiziert werden konnte, verdankte die Polizei einem Zahnarzt namens Reißberg. Ein Jahr nach dem Verbrechen erfuhr er zufällig von einer auffälligen Kieferstellung des Opfers – was eindeutig zu einer seiner Patientinnen, nämlich Katharina Fellner, passte.

1938: Die Rattengiftmischerin In der Zwischenkriegszeit sorgte der Fall Martha Marek für großes Aufsehen in den Gazetten. Die Wienerin wurde kurz nach dem Anschluss Österreichs an Nazideutschland hingerichtet, weil sie aus finanziellen Motiven vier Menschen, darunter ihre eigene Tochter und eine Tante, mit Rattengiftpastillen ermordet hatte. 14 Jahre davor hatte sie ihren Mann dazu bewegt, sich ein Bein abzuhacken, um eine hohe Versicherungssumme zu kassieren. Wegen des Versuchs, einen Gerichtsmediziner zu bestechen, musste Martha Marek damals kurz ins Gefängnis, wo ihr eine Zellengenossin den Tipp mit dem Rattengift gab.

1958: Der Mord beim "Russendenkmal" Die Ermordung der Mannequin-Schülerin Ilona Faber wird bis heute als Cold Case geführt. Die damals 21-jährige Tochter eines hohen Ministerialbeamten war nahe dem Heldendenkmal der Roten Armee (im Volksmund "Russendenkmal") am Schwarzenbergplatz vergewaltigt und erwürgt worden. Für das damals noch junge Medium Fernsehen war es das erste Verbrechen, über das im großen Stil berichtet wurde. Ein schnell ausgeforschter Verdächtiger wurde ein Jahr später wegen Mangels an Beweisen freigesprochen. Jahre danach tauchte ein Schuh des Opfers in der Wohnung eines Verstorbenen auf. 2002 behauptete eine Frau aus Wien, ihr mittlerweile verstorbener Mann habe ihr schon knapp nach dem Verbrechen den Mord gestanden. Ermittlungen konnten das nicht bestätigen.

Das Heldendenkmal der Roten Armee (im Volksmund "Russendenkmal") am Schwarzenbergplatz. Der Mord, der hier 1958 verübt wurde, ist bis heute ungeklärt.
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1963: Der Mord in der Oper Josef Weinwurm ging als "der Opernmörder" in die Wiener Kriminalgeschichte ein. Er ermordete in der Staatsoper eine elfjährige Ballettschülerin, die gerade eine Probe besuchen wollte, mit 34 Messerstichen. Der Leichnam des Mädchens in der Dusche wurde erst entdeckt, als die Abendvorstellung von Wagners "Walküre" schon begonnen hatte. Die Polizeiermittlungen waren äußerst umfangreich, 14.000 Personen wurden überprüft. Bis zu seiner Verhaftung verletzte Weinwurm drei weitere Mädchen. 1964 wurde er zu lebenslangem schwerem Kerker verurteilt –und zu "Dunkelhaft bei Wasser und Brot" an den jeweiligen Jahrestagen seiner Verbrechen. 2004 verstarb er im Gefängnis.

1965: Der Tod von Ernst Kirchweger Der ehemalige NS-Widerstandskämpfer Ernst Kirchweger wurde bei einer Demonstration gegen den vom Naziregime geförderten und antisemitischen Universitätsprofessor Taras Borodajkewycz von einem rechtsextremen Studenten tödlich verletzt. Kirchweger gilt als erstes Todesopfer einer politischen Gewalttat in der Zweiten Republik. Der Täter, ein Angehörigen des FPÖ-nahen Rings Freiheitlicher Studenten (RFS), wurde wegen Notwehrüberschreitung zu zehn Monaten Arrest verurteilt.

Ernst Kirchweger war das erste Todesopfer einer politischen Gewalttat in der Zweiten Republik.
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1974 bis 1994: Der Fall Jack Unterweger In Hessen wurde 1974 eine junge Frau ermordet aufgefunden, sie wurde mit ihrem Büstenhalter erwürgt. Als Täter konnte der damals 24-jährige Johann "Jack" Unterweger aus Österreich ausgeforscht werden, 1976 wurde er dafür in Salzburg wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Hinter Gittern begann Unterweger zu schreiben, gab eine Literaturzeitschrift heraus und erhielt Preise. 1990, vorzeitig entlassen, wurde der "Häfenpoet" mit offenen Armen in der Wiener Schickimicki-Szene empfangen. Sechs Monate später begann eine Serie von Morden an Prostituierten (acht in Prag, Graz, Lustenau und Wien, drei in Los Angeles). Alle Opfer wurden auf die gleiche Weise getötet, der Täter band ihre Unterwäsche zu einem Henkersknoten und strangulierte sie damit – ähnlich wie bei Unterwegers Mord aus dem Jahr 1974. Der Steirer geriet wieder unter dringenden Verdacht, floh und wurde in den USA festgenommen. Der Prozess fand in Graz statt, dabei kam erstmals in Österreich die DNA-Analyse eines Haares als Sachbeweis zur Anwendung. 1994 lautete das Urteil erneut lebenslange Haft, in der folgenden Nacht beging Unterweger in seiner Zelle Suizid. Das Urteil wurde nie rechtskräftig.

Jack Unterweger kurz vor Beginn des Mordprozesses 1994 in Graz.
Foto: Robert Newald

1975: Die Opec-Geiselnahme Sechs Männer unter dem Kommando des venezolanischen Terroristen Carlos (Ilich Ramirez Sánchez) überfielen am 21. Dezember die Wiener Zentrale der Organisation erdölexportierender Länder (Opec), ermordeten einen irakischen und einen österreichischen Sicherheitsbeamten sowie einen libyschen Delegierten und nahmen 90 Menschen, darunter viele Minister aus Opec-Ländern, als Geiseln. Den Terroristen wurde nach langen Verhandlungen ein Flugzeug für die Flucht nach Algerien zur Verfügung gestellt. Nach Zahlung eines Lösegeldes von 25 Millionen Dollar wurden die Geiseln freigelassen.

Dem Opec-Überfallkommando wurde die Ausreise zugesagt. Im Bild der Bus, mit dem die Terroristen samt Geiseln zum Flughafen fuhren. Bei dem herauswinkenden Passagier soll es sich um den berüchtigten Carlos handeln.
Foto: Votava

1977 bis 1988: "Pumpgun-Ronnie" Am Wiener Westbahnhof wurde 1977 der Niederösterreicher Johann K. verhaftet, der zuvor in Pressbaum die Volksbank überfallen hatte. Er gestand außerdem Einbrüche und musste acht Jahre ins Gefängnis. Nach seiner bedingten Entlassung 1984 entwickelte er sich zu einem der besten Amateurläufer des Landes, blieb aber beruflich auf der Strecke. Nach einer Serie von Banküberfällen in Ostösterreich, bei der er stets eine Faschingsmaske von Ronald Reagan trug und mit einer Pumpgun bewaffnet war, wurde er 1988 beim Lauftraining in Prater von der Polizei gestellt. Bei der Einvernahme gestand er, im Jahr 1985 einen Wifi-Kurskollegen erschossen zu haben, weil dieser in den Schulungsräumlichkeiten geraucht habe. Im Zuge der weiteren Einvernahme in der Rennweg-Kaserne sprang K. aus dem Fenster im ersten Stock und flüchtete. Nach viertägiger Großfahndung blieb er in einem von der Polizei provozierten Stau auf der Westautobahn bei St. Pölten stecken. Bereits getroffen von einer Polizeikugel, erschoss er sich schließlich selbst.

1980: Der AKH-Skandal Recherchen des Journalisten Alfred Worm ließen den bis dahin größten Bauskandal der Zweiten Republik auffliegen. Der Bau des Wiener Allgemeinen Krankenhauses war mit einer Schmiergeldaffäre verbunden, die für den Chef der Planungs- und Errichtungsgesellschaft mit einer achtjährigen Haftstrafe endete. Für elf weitere Angeklagte setzte es ebenfalls Haftstrafen. Das AKH nahm 1994 seinen vollständigen Betrieb auf.

Der junge Alfred Worm lauscht dem Untersuchungsausschuss zum AKH-Skandal, den er aufgedeckt hatte.
Foto: Votava

1981: Der Mord an Heinz Nittel Am 1. Mai wurde der Wiener SPÖ-Stadtrat Heinz Nittel vor seiner Wohnung von zwei Personen erschossen, die im Auftrag der Terrorgruppe von Abu Nidal handelten. Motiv war Nittels Engagement im von ihm mitbegründeten Jewish Welcome Service.

1981: Der Anschlag auf die Synagoge Nur knapp drei Monate später griffen Ende August wieder zwei palästinensische Terroristen von der Abu-Nidal-Gruppe jüdische Gläubige vor der Synagoge in Wien-Innere Stadt mit Handgranaten und Maschinenpistolen an. Zwei Personen starben, 18 Menschen, darunter drei Kinder, wurden verletzt. Die Täter wurden unmittelbar nach dem Attentat gefasst, einer davon gestand auch den Mord an Nittel. Wenig später wurde in Salzburg ein Palästinenser verhaftet, der ein Waffenlager hortete und Anschläge auf "zionistische Ziele" plante. Alle drei erhielten lange Haftstrafen, sie sind mittlerweile außer Landes.

Ein Terrorist wurde bei dem Anschlag auf die jüdische Synagoge in der Wiener Innenstadt selbst schwer verletzt.
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1983: Die Mordschwestern von Lainz Im Wiener Krankenhaus Lainz begann eine Mordserie von Stationsgehilfinnen, doch erst 1989 wurden vier Frauen verhaftet, die Patienten mit Insulin oder Rohypnol getötet hatten. Weitere Patienten wurden mit Wasser erstickt, die Täterinnen nannten diese Mordmethode "Mundpflege". 1991 mussten sich die vier Frauen wegen 42 Morden und Mordversuchen vor Gericht verantworten, die Urteile reichten von 15 Jahren Gefängnis bis lebenslang. Die Strafen sind verbüßt, das Lainzer Spital heißt heute Krankenhaus Hietzing.

1985: Der Anschlag am Wiener Flughafen Wieder verübte ein Terrorkommando der radikalen Palästinensersplittergruppe Abu Nidals einen blutigen Anschlag. Drei Männer griffen auf dem Wiener Flughafen mit Handgranaten und Sturmgewehren eine Passagierschlange vor dem El-Al-Schalter an. Bei dem Attentat und der anschließenden Verfolgungsjagd starben drei Zivilisten und einer der Täter, die beiden anderen wurden gefasst und in Österreich verurteilt. Einer davon, Tawfik Ben Ahmed Chaovali, befindet sich immer noch in Haft.

1988 bis 1990: Die Favoritner Mädchenmorde Innerhalb von 26 Monaten wurden in Wien-Favoriten drei Sexualmorde verübt. Die Opfer waren Alexandra S. (20), Christina B. (10) und Nicole S. (8). Die Polizei glaubte lange an einen Serientäter, was sich aber als falsch herausstellte. Erst nach Einführung des DNA-Abgleichs konnten 2001 beziehungsweise 2003 aufgrund alter Spuren zwei Mörder überführt werden. Herbert P. wurde im Fall Alexandra S. zu 15 Jahren Haft und Einweisung in die Psychiatrie verurteilt, er befindet sich nach wie vor im Maßnahmenvollzug. Der Mord an Christina B. war ihm auch angelastet worden, dafür gab es aber keine Beweise – dieses Verbrechen gilt bis heute offiziell als ungeklärt. Für die Ermordung von Nicole S. fasste Michael P., der zur Tatzeit mit einer Tante des Opfers liiert war, lebenslange Haft aus.

Bild nicht mehr verfügbar.

Chefkriminalist Ernst Geiger bei einer Pressekonferenz im Wiener Sicherheitsbüro zu den Wiener Mädchenmorden.
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1993: Die Geiselnahme im Kindermodengeschäft Im Juni erschoss ein Bankräuber nach einem Überfall auf eine Bank-Austria-Austria in Wien-Döbling einen Polizisten und verschanzte sich mit vier Geiseln in einem Kindermodengeschäft. Nach stundenlangem Nervenkrieg feuerte der Verbrecher auf den Unterhändler der Polizei, Oberst Friedrich Maringer, und traf dessen Handy in der Brusttasche. Maringer überlebte. Es folgte ein regelrechter Kugelhagel der Polizei, der Täter erschoss sich selbst.

1993 bis 1997: Der Briefbombenterror Der ausländerfeindlich motivierte Briefbombenterror des steirischen Vermessungstechnikers Franz Fuchs nahm im Dezember 1993 seinen Anfang. Zu den ersten Adressaten zählte der damalige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk, dessen rechte Hand durch eine Detonation zerfetzt wurde. Es folgten dutzende weiter Anschläge der von Fuchs erfundenen Bajuwarischen Befreiungsarmee in ganz Österreich, der schlimmste davon 1995 bei der Romasiedlung in Oberwart, wo vier Männer durch eine Sprengfalle getötet wurden. 1997 wurde Fuchs bei einer Routinekontrolle gestellt, eine in selbstmörderischer Absicht gezündete Bombe riss ihm beide Unterarme weg. 1999 wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt, im Februar 2000 wurde er erhängt in seiner Zelle aufgefunden.

1996: Die Morde der "schwarzen Witwe" Im Jänner des Jahres wurde Elfriede Blauensteiner verhaftet. Mehr als 15 Jahre zuvor hatte sie damit begonnen, pflegebedürftige Männer mit blutzuckersenkenden Medikamenten und Antidepressiva zu töten beziehungsweise derart zu schwächen, dass die dann alarmierten Notärzte keine Chance mehr zur Rettung hatten. Zu den Opfern gehörte auch ihr zweiter Ehemann. Mit dem Vermögen der Opfer finanzierte Blauensteiner ihre Spielsucht. 1997 wurde sie in Krems in einem Mordfall zu lebenslanger Haft verurteilt, 2001 kamen zwei weitere Schuldsprüche in Wien dazu. Den Medien lieferte sie die perfekte Gerichtsshow: Mit "Ich wasche meine Hände in Unschuld" streckte sie den Fotografen ein Kruzifix entgegen. Elfriede Blauensteiner starb 2003 in der .Justizanstalt Schwarzau.

Elfriede Blauensteiner mit ihrem Kruzifix beim Prozess in Krems.
Foto: Robert Newald

1996: Der Mafiamord auf offener Straße An einem Sommerabend im Juli 1996 wurde in der Annagasse in der Wiener Innenstadt der georgische Oligarch David Sanikidze regelrecht hingerichtet, seine Begleiterin durch Schüsse schwer verletzt. Zwei Jahre später mussten sich drei junge Georgier für die Tat verantworten. Der Mafiaprozess fiel unspektakulärer aus als erwartet, einer der Angeklagten hatte ein persönliches Motiv: Sanikidze soll seinen Vater ermorden haben lassen. Die hohen Haftstrafen wurden im Berufungsverfahren abgemildert, die Täter sind längst ausgewiesen.

1997: Die späte Mordanklage gegen den Euthanasie-Arzt Nach jahrzehntelangen Bemühungen, die Verbrechen an der Wiener Euthanasie-Klinik Am Spiegelgrund während der Nazizeit aufzurollen, erhob die Justiz 1997 endlich Mordanklage gegen den Arzt Heinrich Gross. Ihm wurde vorgeworfen, hunderte behinderte Kinder für Forschungszwecke missbraucht zu haben und an ihrer Ermordung beteiligt gewesen zu sein. Aufgedeckt wurde der Skandal schon in der 1970-er Jahren durch den Spiegelgrund-Überlebenden Friedrich Zawrel sowie durch den Chirurgen Werner Vogt. Der Mordprozess gegen Gross fand wegen gesundheitlicher Probleme des Angeklagten nie statt, er starb 2005.

Am Spiegelgrund erinnert eine Gedenkinstallation an hunderte ermordete Kinder.
Foto: Robert Newald

1998 bis 2006: Die Entführung von Natascha Kampusch Am 2. März 1998 wurde die damals zehn Jahre alte Natascha Kampusch aus Wien-Donaustadt auf dem Weg zur Schule entführt. Der gelernte Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil hielt das Mädchen mehr als acht Jahre in einem Verlies in seinem Haus in Strasshof gefangen. Am 23. August 2006 gelang ihr schließlich die Flucht, der Entführer warf sich vor einen Zug. Der Fall erregte weltweites Aufsehen. Wie sich später herausstellte, waren der Polizei schwere Ermittlungsfehler unterlaufen, die auch Teil eines parlamentarischen U-Ausschusses wurden. Laut Wikipedia ist Natascha Kampusch heute als Schmuckdesignerin tätig, ihre jüngste Kollektion heißt Fiore.

1999: Der Tod von Marcus Omofuma Am 1. Mai dieses Jahres kam auf dem Flug von Wien nach Sofia der 25-jährige Nigerianer Marcus Omofuma unter qualvollen Bedingungen ums Leben. Er sollte über Bulgarien in seine Heimat abgeschoben werden. Weil er sich laut Polizei "nicht kooperativ" verhielt, wurde er im Flugzeug von begleitenden Fremdenpolizisten gefesselt, Mund und ein Teil der Nasen wurden ihm mit Klebeband verschlossen. Die Beamten bemerkten nicht, dass seine zuckenden Bewegungen ein Kampf gegen den Tod waren, noch vor der Landung war Omofuma erstickt. Der Todesfall brachte den damaligen Innenminister Karl Schlögl (SPÖ) politisch schwer unter Druck. 2002 wurden drei Wiener Polizisten wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen zu je acht Monaten bedingt verurteilt. Damit durften sie weiter im Polizeidienst bleiben. Auf dem Platz der Menschenrechte vor dem Wiener Museumsquartier erinnert ein Gedenkstein der Bilderhauerin Ulrike Truger an Marcus Omofuma.

Der Tod von Marcus Omofuma löste große Anteilnahme aus.
Foto: Rudolf Semotan

2003: Der Diebstahl der Saliera Nach eigenen Angaben hatte der damals 47-jährige Robert M. gar nicht vor, die Saliera von Benvenuto Cellini aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien zu stehlen. Als Alarmanlagentechniker habe er lediglich ausprobieren wollen, wie einfach man in das damals eingerüstete Museum einsteigen könne. Quasi als Beweisstück ließ er im Mai 2003 das prunkvolle Kunstwerk aus dem 16. Jahrhundert mitgehen. Erst als er aus den Medien erfuhr, dass das Ding rund 36 Millionen Euro wert sein soll, erwachte die Gier. Er forderte Lösegeld und spielte jahrelang Katz und Maus mit der Polizei. Anfang 2006 wurde er durch ein Überwachungsfoto aus einem Handygeschäft, wo er eine anonyme SIM-Karte für die Kommunikation mit der Polizei gekauft hatte, geschnappt. Von der verhängten Strafe von fünf Jahren Gefängnis musste M. nur zwei Jahre und neun Monate absitzen. Er hat die Auflage, aus dem Kriminalfall keinen Profit zu schlagen. Die Saliera ist heute das Prunkstück in der Kunstkammer des KHM.

Die Saliera war kurz mal weg – gestohlen von einem Alarmanlagenfachmann.
Foto: KHM

2003: Der Tod von Seibane Wague Nach dem Afrikafest im Wiener Stadtpark im Juli 2003 gab es einen Polizeieinsatz wegen eines tobenden Mannes. Nach Eintreffen eines Rettungsdienstes ließ sich der aufgeregte Mann beruhigen. Es handelte sich um Seibane Wague, einen Physikstudenten aus Mauretanien. Als er von einer Transportliege springt, wird er von Polizisten und Sanitätern mit Körpergewalt am Boden fixiert. Zusätzlich wurde ihm ein starkes Beruhigungsmittel verabreicht, außerdem wurde Wague immer wieder geschlagen, wie auf einem Amateurvideo zu sehen ist, das aus einem Haus gegenüber vom Tatort gefilmt wurde. Der Notarzt griff nicht ein. 2005 mussten sich der Arzt, sechs Polizisten und drei Sanitäter wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Umständen vor Gericht verantworten. Nur der Arzt und ein Polizist erhielten geringe, bedingte Strafen, alle anderen wurden freigesprochen.

2006: Das Folteropfer Bakary J. Im April 2006 wurden schwere Übergriffe von drei Beamten der Wiener Alarmabteilung auf den gebürtige Gambier Bakary J. bekannt. Weil er sich am Flughafen Wien geweigert hatte, einen Abschiebeflug anzutreten, fuhren die Beamten der Spezialeinheit in eine leerstehende Lagerhalle, verprügelten ihn dort und drohten ihm, ihn umzubringen. J. erlitt mehrere Knochenbrüche und einen schweren Schock. Im Prozess sagten die Beamten, dass ihnen die Nerven durchgegangen seien. Sie wurden zu acht Monaten bedingter Haft verurteilt, ein vierter Beamter, der ihnen die Lagerhalle aufgesperrt hatte, erhielt sechs Monate bedingter Haft. Wegen der Strafhöhe von unter einem Jahr wurden die Beamten nicht automatisch aus dem Dienst entfernt, doch nach Entscheidung der Disziplinaroberkommission im Bundeskanzleramt müssen alle den Polizeidienst quittieren. Anträge der Ex-Polizisten auf Wiederaufnahme des Verfahrens wurden 2016 vom Oberlandesgericht Wien abgelehnt. Bakary J. lebt legal in Österreich, 2017 hat er das Onlinebuch "Wie es sich zugetragen hat" veröffentlicht.

In dieser Lagerhalle wurde Bakary J. schwer misshandelt und gefoltert.
Foto: Robert Newald

2006: Die Amtsmissbrauchs-Affäre in der Polizei Dieses Jahr markierte auch den Anfang einer Schlammschlacht auf höchster Ebene der Wiener Polizei, die bis vor Gericht ging. Der damalige Landespolizeikommandant Roland Horngacher warf Ernst Geiger, dem Leiter der Wiener Kriminalpolizei, unter anderem vor, Razzien im Rotlichtmilieu verraten zu haben. Geiger, bis dahin einer der erfolgreichsten Kriminalisten des Landes, wurde vorübergehend suspendiert, später aber rehabilitiert und mit einem hohen Posten im Bundeskriminalamt entschädigt. Mittlerweile ist er im Ruhestand. Horngacher hingegen musste 2008 nach einer Verurteilung wegen Amtsmissbrauchs und Verletzung des Amtsgeheimnisses (15 Monate bedingt) die Polizeiuniform an den Nagel hängen.

2011: Die mordende "Eislady" Im Sommer 2011 entdeckten Bauarbeiter im Keller unter dem Eissalon Schleckeria in Wien-Meidling eingemauerte Leichenteile. Weil die Inhaberin des Eisgeschäftes, die Spanierin Estibaliz C., plötzlich verschwunden war, leitet die Polizei eine Fahndung ein. In Italien wurde die Gesuchte gefunden. Sie gestand, 2008 ihren Ex-Ehemann und 2010 ihren Lebensgefährten erschossen, zerstückelt und in einer Tiefkühltruhe einzementiert zu haben. Ihren geschiedenen Mann habe sie getötet, weil dieser sie ständig beleidigt habe, ihren Lebensgefährten danach, weil sie dessen Dominanz nicht mehr ertragen habe. Beide hatten größere Geldbeträge in den Eissalon investiert. Ende 2012 wurde Estibaliz C. zu lebenslanger Haft in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verurteilt. Der Sohn, den sie nur wenige Monate vor dem Schuldspruch zur Welt gebracht hat, wächst beim Vater auf.

Schon kurz nach ihrer Verurteilung erschien ein Buch über das Leben der verurteilten Mörderin Estibaliz C.
Foto: Heribert Corn

2015: Die Causa Rachat Alijew Am 24. Februar wurde der frühere kasachische Politiker und Diplomat Rachat Alijew erhängt in seiner Zelle in der Justizanstalt Josefstadt aufgefunden. Damit ging vorläufig ein Kriminalfall zu Ende, der nicht nur die Wiener Polizei, sondern auch den Verfassungsschutz und eine Armada an Rechtsanwälten beschäftigt hatte. Alijew hatte ursprünglich beste (auch eingeheiratete) Verbindungen zum kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew, Alijew war Vizeaußenminister seines Landes, davor und danach Botschafter in Österreich. Als solcher pflegte er auch hier Kontakte bis in höchste Regierungskreise. Doch Kasachstan ließ ihn fallen und wegen eines angeblichen Mordkomplotts gegen Manager der Nurbank zur Verhaftung ausschreiben. In seiner Heimat wurde er in Abwesenheit zu 20 Jahren Haft verurteilt. Österreich verweigerte 2007 die Auslieferung, weil Alijew in seiner Heimat kein faires Verfahren garantiert werden könne. In das Hickhack um die Auslieferung und die Weitergabe von Informationen in der Causa wurden auch Regierungskreise hineingezogen. All diese Vorwürfe verliefen im Sand. Im Sommer 2014 wurde Alijew am Wiener Flughafen verhaftet. Bevor der aus Kasachstan übernommene Prozess startete, beging Alijew nach offiziellen Darstellungen Suizid.

In dieser Zelle in der Justizanstalt Josefstadt wurde Rachat Alijew tot aufgefunden.
Foto: APA / Fohringer

2018: Die montenegrinische Mafiafehde in der City Drei Tage vor Weihnachten wurde an der Ecke Lugeck/Wollzeile in der Wiener City Vladimir R. (31) erschossen, sein 23 Jahre alter Begleiter überlebte einen Kopfschuss. Hintergrund sollen Auseinandersetzungen von verfeindeten Mafia-Clans aus der montenegrinischen Adria-Stadt Kotor sein. Die Opfer wurden dem Kavacki-Clan zugerechnet, der geflüchtete Täter dem Skaljarski-Clan.

2019: Mörder gesucht Unter den aktuell noch ungeklärten Verbrechen in Wien befindet sich auch der Mord am Inhaber eines Friseursalons in der Wienerbergstraße in Wien-Meidling. Der 46-jährige Mann wurde am 16. November 2016 in seinem Geschäft mit Schüssen schwer verletzt und starb wenig später im Krankenhaus. Anhand der sichergestellten Munitionsteile konnte das Bundeskriminalamt eine serbische Pistole der Marke Crvena Zastava als Tatwaffe feststellen. Drei Jahre nach dem Verbrechen gibt es immer noch keine brauchbaren Hinweise auf Täter oder Motiv. Für sachdienliche Zwecke sind 20.000 Euro ausgelobt. (Michael Simoner, 20.9.2019)