Nō, Nō, Nō – keine Mimik in diesem Theater: Nō-Maske aus "Holy Mother in Nagasaki".

Tessen-Kai

Das traditionelle japanische Nō-Theater geht auf das 14. Jahrhundert zurück und vereint schamanistische und buddhistische Riten, zeremonielle Tänze mit Masken und Gesängen sowie Geschichten aus Mythologie und Geschichte. Als wichtigster Theoretiker gilt Zeami Motokiyo. Insgesamt gibt es rund 250 Masken typen (gebaut wie Larven), die je nach Neigung des Kopfes den Ausdruck variieren. Die Dramen verhandeln archetypische Themen – je nach Figurenkonstellation mit Göttern, Frauen, Männern oder Ungeheuern. In neuen Dramen finden auch aktuelle Ereignisse Eingang.

Mit zwei solchen zeitgenössischen Stücken ist ab Freitag die Compagnie Tessen-kai in Wien zu Gast. Sie zeigt sie jeweils in Kombination mit einem traditionellen Drama an zwei Abenden im Odeon: Holy Mother in Nagasaki am Freitag (19 Uhr) und At Jacob’s Well am Samstag (17 Uhr). At Jacob’s Well ("Am Jakobsbrunnen") ist eine Weltpremiere und wurde vom Schauspieler Shimizu Kanji sowie vom Psychotherapeuten Diethard Leopold entwickelt.

Israelisch-palästinensischer Konflikt

Ausgangsidee war, die starke schamanistisch-therapeutische Komponente des Nō für ein aktuelles Thema wirksam zu machen. At Jacob’s Well spielt – basierend auf der biblischen Geschichte von Jesus und der Samariterin – vor dem Hintergrund des Nahostkonflikts: Eine Palästinenserin geht seit Hunderten von Jahren zum Brunnen, um jenen jüdischen Weisen zu treffen, der ihr einst Wasser anbot bzw. von ihr annahm.

Die beiden traditionellen Stücke heißen Takasago und Shojo und werden jeweils in Kurzversionen vor den modernen Stücken zu sehen sein. Anlass des Gastspiels ist übrigens die Feier von 150 Jahren österreichisch-japanischer Freundschaft. Schön! Nach Wien wandert At Jacob’s Well nach Paris (24. 9.) und Warschau (29. 9.) sowie später auch nach Japan weiter. (afze)