Robert Stachel (li.) und Peter Hörmanseder (re.) im Würgegriff der "Merkelraute": Sinnbild für 15 Jahre nüchtern-fader Machtpolitik.

Ernesto Gelles

Neben Jean-Claude Juncker, der im besten Sinne europäischer Weinseligkeit wahlweise Küsschen an brave oder Gnackwatschen an böse Staatenlenker verteilt, ist sie der große Hitman auf der Brüsseler Politbühne: Angela Merkel. Die Liste jener Kollegen, die die deutsche Kanzlerin in 15 Jahren Regentschaft politisch überlebt hat, ist zweifellos beeindruckend: zwei US-Präsidenten, zwei französische, vier (!) österreichische, x italienische und – bis auf den zachen Hund Putin – etliche "Ostpräsidenten", von denen sie sich "die Namen so schwer merkt".

Das freilich ist gelogen. Merkel, die personifizierte Konzentriertheit und Zentriertheit bis zur Einschläferung, hätte nie einen Namen vergessen. Aber wir befinden uns bei Maschek, und da passieren schon einmal seltsame Dinge. Die Synchronisationssatiriker aus Willkommen Österreich lassen in ihrer neuen Liveshow Maschek macht Merkel die Karriereder so oft Parodierten Revue passieren.

Maschek

Das beginnt bei ersten TV-Auftritten mit Ossi-Haarschnitt und weltumarmenden Sakkos Marke Helmut Kohl und endet beim mütterlichen Tête-à-Tête mit den glatten Slimfit-Buben Macron, Kern oder Kurz. Es sind die vielsagenden abseitigen Szenen, die die beiden Mascheks Robert Stachel und Peter Hörmanseder aus den Archiven ausgraben: Begrüßungszeremonien bei Staatsempfängen, Rudelbildungen in Sitzungspausen, Sesselrückereien beim EU-Gipfel.

Stachel verstand es in all den Jahren perfekt, Angela Merkels DDR-sozialisiertes Idiom ebenso wirklichkeitsnah zu überzeichnen wie ihre Charakterzüge. Mitunter lernt man dabei mehr über die Kanzlerin als aus so mancher journalistischen Porträtierung.

Eine Lehrstunde ist Maschek macht Merkel aber auch in Sachen Politgeschichte der letzten 25 Jahre: Wir treffen Wolfgang Schüssel, der Gerhard Schröder spitzbübisch drängt, an Berlusconi seine Männlichkeit zu demonstrieren, wir sehen Sarkozy bei der Körpergrößenkompensation oder einen hilflosen François Hollande, wie er kläglich daran scheitert, Obama einen Witz zu erzählen. Dass Queen Elizabeth oder Donald Trump bei Maschek zuweilen ins gscherteste Urwienerisch verfallen, ist überhaupt Spitzenklasse.

Merkel wiederum dichten Maschek die Suche nach einem neuen "First Husband" an, der an die Stelle ihres allzu stillen Partners Joachim Sauer treten soll. Am Ende triumphiert aber die Erkenntnis, dass Männern in der Politik ein bisserl Sendepause ganz guttut.

Große Verneigung vor Maschek, und im Grunde auch vor Merkel. (Stefan Weiss, 19.9.2019)