"Urban Ghost Story" von 1999 erzählt vom Horror des Sozialen.

/slash-Festival

Ein Landhaus, abgeschieden vom Rest der Welt; eine Familie, in der die Nachwirkungen eines Unfalls im Stillen weiter wirken. Man darf gespannt sein, wie das österreichische Regieduo Veronika Franz und Severin Fiala (Ich seh Ich seh) in ihrer ersten US-Produktion The Lodge mit diesen generischen Zutaten verfahren wird. Der Film eröffnet heute, Donnerstag, das Wiener /slash-Filmfestival, das bereits zum zehnten Mal eine Auslese des fantastischen Films präsentieren wird.

Neben aktuellen Produktionen – darunter etwa Mary Harrons mit den weiblichen Mitgliedern der Manson-Sekte befasstem Charlie Says – gibt es auch heuer wieder einen eigenen Schwerpunkt zum asiatischen Genre-Kino. Eines der Fernost-Highlights: der hocheffiziente Thriller The Gangster, the Boss, the Devil vom Koreaner Won Tae-Lee, in dem das unorthodoxe Tandem aus einem Gangsterboss und einem Cop die Jagd nach einem Serienkiller aufnimmt.

Zerstörerische Fantasien

Besonders ans Herz gelegt sei die Programmschiene Female Terror, die sich dem Horrorfach aus der Perspektive von Regisseurinnen nähert. Da bietet Germaine Dulacs surrealistischer Klassiker Die Muschel und der Kleriker nach einem Buch von Antonin Artaud schon einmal ein schwindelmachende visuelle Umsetzung von zerstörerischen Fantasien.

Legendären Status genießt auch Karen Arthurs The Mafu Cage von 1978, der von zwei nicht ganz alltäglichen Schwestern erzählt und bei /slash in einer 35mm-Kopie gezeigt wird. Urban Ghost Story ist wiederum ein seltenes Beispiel eines sozialrealistischen britischen Low-Budget-Horrorfilms (Regie: Genevieve Jolliffe), der seinen Akzent von Grusel auf eine missliebige Umgebung verschiebt: Ein Poltergeist wütet im Plattenbau. (Dominik Kamalzadeh, 18. 9. 2019)