Joana Mallwitz, die Nürnberger Generalmusikdirektorin, ist die Dirigentin des Jahres.

Foto: Nikolaj Lund

Berlin/Salzburg/Nürnberg – Die "Salome" der Salzburger Festspiele hat bei der Kritikerumfrage der Zeitschrift "Opernwelt" abgeräumt: Die Produktion wurde zur "Aufführung des Jahres" gewählt, Romeo Castellucci lieferte zudem die beste Regie sowie das beste Bühnenbild, und die litauische Sopranistin Asmik Grigorian in der Titelrolle darf sich "Sängerin des Jahres" nennen. Befragt wurden dafür 50 Musikjournalisten.

Grigorian setzte sich mit großem Vorsprung durch: Fast die Hälfte der Kritiker entschied sich für die 38-jährige Sängerin. So viele Stimmen seien in fast drei Jahrzehnten der Kritikerumfrage auf keinen Sänger und keine Sängerin entfallen, schrieb die "Opernwelt". Die Zeitschrift befragt jährlich 50 Kritiker aus Europa und den USA. Die Umfrage ist nicht repräsentativ, zeigt aber ein Stimmungsbild. Die Experten können ohne Vorauswahl ihre Favoriten nennen, weshalb sich die Stimmen oft auf viele Häuser verteilen.

Den Titel "Opernhaus des Jahres" konnte sich die Opera national du Rhin im Elsass sichern. Das Haus mit Spielstätten in Straßburg, Colmar und Mülhausen bekam der am Mittwochabend veröffentlichten Liste zufolge die meiste Zustimmung. Das Opernhaus errege "durch Entdeckerfreude, originelle Programme, vorbildliche Repertoirepflege sowie kreativen Esprit" Aufsehen, erklärte die Zeitschrift. Damit gewann nach Lyon zum zweiten Mal eine französische Kompanie den Titel.

Zum zweiten Mal eine beste Dirigentin

Die Nürnberger Generalmusikdirektorin Joana Mallwitz ist die Dirigentin des Jahres. Das haben Kritiker der Zeitschrift "Opernwelt" in ihrer jährlichen Umfrage entschieden. Die 33-Jährige ist erst die zweite Frau, die diese renommierte Auszeichnung bekommt – nach Simone Young im Jahr 2006. Mallwitz setzte sich damit gegen bekannte Kollegen wie Kirill Petrenko und Christian Thielemann durch.

Nach "Opernwelt"-Angaben ist sie auch die Jüngste, die jemals in dieser Kategorie gewonnen hat. Sie habe das Kunststück vollbracht, "binnen kürzester Zeit Musiker, Publikum und Kritik zu begeistern, unter anderem mit Prokofjews selten gespielter Tolstoi-Oper "Krieg und Frieden" und Wagners "Lohengrin"", schrieb die "Opernwelt". "Da ist eine neugierige, motivierende, zugleich rigoros auf Qualität bestehende Künstlerin am Werk, die besessen am Klang zu feilen pflegt und doch, wenn es darauf ankommt, loslassen kann."

Mallwitz sei eine "leidenschaftliche Anhängerin eines Ensemblegeistes, der die langfristige, behutsame Entwicklung höher schätzt als schnellen Erfolg". Bevor sie ihr Amt als Generalmusikdirektorin der Staatsphilharmonie am Staatstheater Nürnberg antrat, war die gebürtige Hildesheimerin in gleicher Funktion am Theater Erfurt tätig – als damals jüngste Generalmusikdirektorin Europas.

Sieg für Kostüme an Österreicherin

Auch andere Musiker aus Bayern konnten die Kritiker überzeugen: Das Bayerische Staatsorchester mit seinem Chefdirigenten Petrenko wurde zum achten Mal "Orchester des Jahres".

Die "Uraufführung des Jahres" ging mit György Kurtags Beckett-Oper "Fin de partie" an der Mailänder Scala unter Alexander Pereira über die Bühne, für die Regie zeichnete Pierre Audi verantwortlich. Zur "Wiederentdeckung des Jahres" wurde "Guercoeur" von Alberic Magnard am Theater Osnabrück gewählt, die "Nachwuchssängerin des Jahres" stammt mit der Sopranistin Lise Davidsen aus Norwegen.

Und eine weitere österreichische Siegerin gibt es mit Ursula Kudrna. Die gebürtige Wienerin, die unter anderem im Vorjahr mit Lydia Steier bei der Salzburger Festspiel-"Zauberflöte" 2018 kooperierte, wurde zur "Kostümbildnerin des Jahres" gewählt. (APA, 19.9.2019)