Das Maklerbusiness ist im Umbruch – vor allem durch die Digitalisierung, aber auch durch gesetzliche Eingriffe.

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Wien, Graz, Linz, Salzburg: In vier österreichischen Großstädten hat sich das deutsche Unternehmen McMakler, das sich selbst gerne als Hybridmakler bezeichnet, bereits niedergelassen. Weitere Standorte sieht man sich laufend an.

McMakler wurde 2015 in Berlin gegründet. Im selben Jahr wurde in Deutschland das Bestellerprinzip bei Maklerprovisionen eingeführt. Dies und die fortschreitende Digitalisierung waren die Hauptgründe für das rasche Wachstum von McMakler, das vor allem Venture-Capital-Geber finanzieren: Im Juni sammelte man 50 Millionen Euro ein. Derzeit beschäftigt McMakler laut eigenen Angaben mehr als 450 Mitarbeiter.

Nur etwas mehr als die Hälfte davon sind Makler, denn das Geschäftsmodell beruht darauf, dass "nicht immer alle alles machen müssen", wie das Jakob Cerbe, Österreich-Chef von McMakler, bezeichnet. "Im Maklergeschäft liegen meist viele Arbeitsschritte bei nur einer Person. Wir wollten das aufbrechen."

Mietgeschäfte "wirtschaftlich uninteressant"

Das funktioniert nun so, dass es in Berlin ein großes Backoffice gibt, auf das auch die mittlerweile 25 Mitarbeiter an den österreichischen Standorten – 15 davon im Wiener Büro im neunten Bezirk – zurückgreifen. Etwa für die Erstellung von Bewertungsdossiers.

Mietgeschäfte, die McMakler weiterhin mit fixen Honorarsätzen anbietet (von 498 bis 1498 Euro, abhängig von der Bruttomonatsmiete), stellten sich schnell als "wirtschaftlich uninteressant" heraus, wie Gründer Hanno Heintzenberg 2018 dem STANDARD sagte. Laut Cerbe machen sie hierzulande nur für fünf Prozent des Umsatzes aus.

Akquise übers Internet

Das Hauptgeschäft wird mit Verkäufen gemacht. Bei 400 Millionen Euro lag 2018 das von McMakler vermittelte Immobilienvolumen in Deutschland, Österreich und Frankreich, wo man mittlerweile ebenfalls einen Standort hat. Ziel für 2019 ist, die Schallmauer von einer Milliarde zu durchbrechen.

"Kostenlose Bewertung"

Bei der Objektakquise setzt McMakler ausschließlich auf das Internet. Wer sich dort zu Themen wie Immobilienverkauf oder Immobilienbewertung informiert, bekommt in vielen Fällen bei Google einen gesponserten Link auf die Website des Unternehmens, wo eine "kostenlose Bewertung" versprochen wird. "Den Kunden in der Phase abholen, wo er Infos sammelt" , nennt das Cerbe.

Und demonstriert in seinem Büro im neunten Bezirk, das er im November 2018 bezogen hat, was dann passiert: Ein potenzieller Abgeber gibt seine Daten ein und wird binnen kurzer Zeit angerufen. Eine gemeinsame Begehung des Objekts wird vorgeschlagen, danach bekommt der Interessent ein Bewertungsdossier, das unter anderem auf jüngst erzielten Kaufpreisen in der näheren Umgebung beruht, und eine Broschüre mit einer vorgeschlagenen Verkaufsstrategie ausgehändigt.

Bis zu diesem Punkt ist für den Interessenten alles noch ohne Kosten verbunden, erklärt Cerbe. Findet der Kunde das angebotene Paket attraktiv, wird ein Alleinvermittlungsauftrag abgeschlossen, meistens für sechs Monate. Dann wird die Immobilie entsprechend der Verkaufsstrategie beworben – über Inserate etc. Der Abgeber bekommt dann im Regelfall eine wöchentliche Information über den Stand der Dinge. Kommt eine Transaktion zustande, versucht auch McMakler, grundsätzlich drei Prozent Provision von jeder Seite zu bekommen. Dabei gebe es aber "Verhandlungsspielraum".

Änderungen durch Digitalisierung

Generell sieht man sich bei McMakler als Vorreiter einer durch Digitalisierung in Gang gesetzten Entwicklung, während "alteingesessene Firmen noch mit sich und der Technik hadern" würden, wie es in einer Aussendung heißt. Dazu passt, dass das "Marktplatz"-Projekt, die neue digitale Plattform von WKÖ, ÖVI und Immobilienring, weiter auf sich warten lässt. Die Branchenvertreter haben derweil auch Wichtigeres zu tun, nämlich einen Schnellschuss in Sachen Bestellerprinzip zu verhindern. Hier tut sich nun vor der Wahl definitiv nichts mehr. (Martin Putschögl, 20.9.2019)