Wegen Vorgaben des Denkmalschutzes konnte die Nordseite des Gefängnisses in Garsten nicht optimal gesichert werden. Das nutzten die zwei Ausbrecher und ergriffen die Flucht.

Foto: Elmar Gubisch

Wien – Die Wiener Polizei hat mit Unterstützung des Sondereinsatzkommandos Cobra zwei Russen, die Ende Juni aus der Haftanstalt Garsten in Oberösterreich ausgebrochen waren, festgenommen. Die beiden wurden auf Anordnung des Landesgerichts Steyr wieder in Garsten eingeliefert und getrennt voneinander untergebracht.

Der 35-Jährigen aus der Russischen Föderation und der 29-Jährigen, der in Grosny (Tschetschenien) geboren wurde, hatten in der Nacht auf den 28. Juni in ihrer gemeinsamen Zelle ein Loch in die Decke gekratzt und waren dann über den Dachboden zu einer Außenmauer gelangt. Über diese seilten sie sich aus einer Höhe von 14 Metern ab und flüchteten.

Seither arbeiteten Zielfahnder daran, die Flüchtigen aufzuspüren. Dabei gingen ihnen noch zwei weitere gesuchte russische Staatsangehörige ins Netz: Als Kriminalisten Ende August versuchten, mit möglichen Kontaktpersonen der Ausbrecher in einer Wiener Asylunterkunft Kontakt aufzunehmen, stießen sie auf einen 20-Jährigen, der aus der Justizanstalt Krems geflüchtet war und wegen mehrerer Raube noch drei Jahre abzusitzen hat, sowie einen 19-Jährigen, gegen den eine Festnahmeanordnung des Landesgerichts Wien bestand.

Spektakulärer Ausbruch

Eine vom Justizministerium beantwortete Anfrage der Neos-Abgeordneten Irmgard Griss klärte Anfang September über die Gründe der Flucht auf. Wegen "Vorgaben des Denkmalschutzes" konnte die Nordseite des Konventtrakts – das Gefängnis befindet sich in einem ehemaligen Kloster – nicht optimal gesichert werden. Dieser Mangel sei inzwischen behoben worden.

Die zwei Russen gelangten "durch eine etwa 20 mal 30 Zentimeter große Öffnung in der Geschoßdecke des gemeinsamen Haftraums über den Dachboden auf das Dach des Anstaltsgebäudes, von wo aus sie sich abseilten", heißt es in der Anfragebeantwortung. Bemerkt wurde ihre Verschwinden aber erst in der Früh um 7.10 Uhr. Wie viele Justizwachebeamte in Garsten Nachtdienst machen, wurde mit Verweis auf "äußerst sensible Daten" nicht mitgeteilt.

Die Häftlinge befanden sich laut Justizminister Clemens Jabloner im Normalvollzug und arbeiteten bei einem Unternehmen im Gefängnis. Beide hatten unter anderem wegen schweren beziehungsweise versuchten schweren Raubs mehrjährige Haftstrafen ausgefasst. Einer hätte noch bis Februar 2027 einsitzen müssen, der zweite bis Mai 2023. Vorzeitige bedingte Entlassungen seien wahrscheinlich gewesen, hieß es. (APA, 19.9.2019)