Anstatt zu spielen, sammelt Ralyn Satidtanasarn mit der Organisation Trash Hero lieber Müll.

AFP/SOPHIE DEVILLER

Dafür paddelt sie auch gerne mal durch einen verdreckten Kanal in Bangkok.

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Ins Regierungsgebäude in Bangkok marschierte sie einst, um mit Prayut Chan-o-cha zu sprechen. "Ich wollte ihn um Hilfe bitten", erzählt Ralyn Satidtanasarn von ihrem Vorhaben vor einigen Jahren. Thailands Ministerpräsident hatte, wenig überraschend, keine Zeit für das Mädchen, doch das entmutigte Lilly, so ihr Spitzname, gar nicht.

Nun, mit zwölf Jahren, wird sie von Medien gerne als Thailands Greta Thunberg tituliert. Das wird ihr wohl recht sein, denn es war tatsächlich die vier Jahre ältere schwedische Klimaaktivistin, die sie ermutigte, gegen Plastikmüll in ihrer Heimat vorzugehen. Zunächst habe sie sich selbst für zu jung für den Protest gehalten, dann "hat Greta Thunberg mir Selbstvertrauen gegeben".

3000 Plastiksackerln jährlich

Und Handlungsbedarf ist in Thailand wahrlich vorhanden. Das südostasiatische Land ist der sechstgrößte Verursacher von Plastikmüll in den Ozeanen, jährlich verbraucht jeder Thailänder im Schnitt 3000 Einwegplastiksackerln – zwölfmal mehr als der durchschnittliche EU-Bürger.

Mit acht Jahren erwachte Lillys Interesse für den Umweltschutz, als sie im Urlaub im Süden des Landes einen zugemüllten Strand entdeckte. Entsetzt davon, sammelte sie mit ihren Eltern den Abfall auf – nur um am nächsten Tag neuen, vom Meer angeschwemmten Müll vorzufinden.

Ermutigt von Greta Thunberg, startete sie schließlich ihren "Krieg" gegen den Plastikmüll, wie sie ihre Aktivitäten selbst nennt. Sie schwänzte die Schule und begann mit Sitzstreiks vor Regierungsgebäuden. Doch die Politik wollte davon nichts wissen, also redete sie mit Verwandten, Freunden, Schulen, Kirchen und Supermärkten, damit diese Plastiksackerln nicht mehr verwenden.

Erste Erfolge in Thailand

Viele nahmen sie nicht ernst, doch sie blieb hartnäckig. Im Juni gelang ihr der erste Erfolg: Die große Supermarktkette Central entschied, zumindest einen Tag in der Woche keine Plastiksackerln mehr auszugeben. Und im September erklärten große Firmen wie die 7-Eleven-Ladenkette, ab Jänner komplett auf Plastiksackerln zu verzichten.

Das alles ist schön und gut, reicht Lilly aber nicht. Ihr großes Ziel lautet, dass die Regierung Plastiksackerln bis 2022 verbietet. In ihrem Kampf – oder eben Krieg – kann Lilly, die neben der thailändischen auch die US-Staatsbürgerschaft besitzt, auf die Unterstützung ihrer Eltern zählen. Die, einst selbst für den Umweltschutz aktiv, gingen anfangs von einer kurzweiligen Laune ihrer Tochter aus. Daraus wurde dann doch mehr. (Kim Son Hoang, 20.9.2019)