Pfizer-Mitarbeiter beim Corporate Volunteering bei der Caritas.

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Corporate Volunteering heißt es, wenn ein Unternehmen bezahlte Arbeitszeit zur Verfügung stellt, damit die Mitarbeiter bei einer sozialen Einrichtung arbeiten können. Warum Firmen das machen und was sie davon haben? Vier Beispiele von Unternehmen beim Kongress des Fundraising-Verbands in Wien.

Elisabeth Dal-Bianco berichtet für den Pharmakonzern Pfizer:

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"Beim betrieblichen Freiwilligenprogramm, das circa einmal im Monat stattfindet, können jeweils zwei bis vier Kollegen in einer sozialen Einrichtung aktiv werden. Corporate Volunteering wirkt dreidimensional: in der gemeinnützigen Organisation, beim Mitarbeiter und im Unternehmen. Mit der Corporate-Volunteering-Initiative fördert Pfizer direkt die Mitarbeit und – via Multiplikatoreffekt und Vorbildwirkung – allgemein den Gedanken der Freiwilligenarbeit. Das kommt auch der österreichischen Zivilgesellschaft zugute. Daneben kann die Partnerschaft der NGO neue Impulse, Wissen, Kontakte oder Kompetenzen bringen.

Seit Mai 2008 wurden in Österreich über 130 solche Tage mit 420 Teilnehmern im Ausmaß von über 3000 Stunden organisiert. Regelmäßige Kooperationspartner sind Einrichtungen der Caritas, das Österreichische Jugendrotkreuz und die Kinderkrebshilfe.

Worauf ich sehr stolz bin, ist, dass wir das während unserer Arbeitszeit machen – wir haben nur die Limitierung der Wochenenden. Es gibt keine Deckelung, Mitarbeiter können auch mehrmals mitmachen. Natürlich fragen wir nach, wo wir gebraucht werden, wir wollen ja einen Mehrwert schaffen. Wir arbeiten "skills based", das heißt, Ärzte helfen dort, wo sie benötigt werden, andere helfen in Schulen bei Bewerbungstrainings oder schleppen Kisten. Wir messen die Stunden für den Nachhaltigkeitsbericht, sonst messen wir nicht – es ist gelebte Kultur mittlerweile.

Ob mehr Frauen mitmachen? Helfen ist sehr weiblich – aber bei 70 Prozent Frauen in der Pharma ergibt sich das zusätzlich."

Alina Wuzella berichtet für Elektroinstallationen Otto Stöckl:

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"Mit unserem Sozialprojekt mit dem Titel "Wenn der Funke überspringt – Elektrolehrlinge für Wohnungs- und Obdachlose" wollten wir vorerst unseren jüngsten Mitarbeitern, unseren 26 Lehrlingen, die Möglichkeit bieten, ihre persönlichen und sozialen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und gleichzeitig der Gesellschaft und den Menschen, die an deren Rand stehen, etwas zurückzugeben.

So begann vor einem Jahr die Planung unseres Sozialprojekts mit Obdach Wien (Obdach Wien ist die größte Organisation der Wiener Wohnungslosenhilfe). Am Beginn stand ein eintägiger Workshop zu den Themen Wohnungs- und Obdachlosigkeit als Vorbereitung, damit wir nicht alle ins kalte Wasser stoßen. Im Anschluss daran planten unsere Lehrlinge drei Aktionstage in drei verschiedenen Einrichtungen von Obdach Wien. An diesen Aktionstagen wurden unsere Lehrlinge aktiv, planten ein Menü, erledigten die Einkäufe, kochten und gaben das Essen an die Nutzer aus. Außerdem wurden Tischtennis-, Tischfußballturniere und Schachpartien mit den obdach- und wohnungslosen Menschen organisiert.

An den Aktionstagen tauchten die Jugendlichen in die Lebenswelt der Obdachlosen ein, hinterfragten Stereotype und bauten Berührungsängste ab. Da habe ich eine Rolle gespielt, weil ich früher schon bei Obdach Wien tätig war. Wir waren das erste Unternehmen, mit denen Obdach Wien Corporate Volunteering gemacht hat.

Die restlichen fast 200 Mitarbeiter bei uns haben sich gefreut, wir haben es auch gut kommuniziert intern. Wir wollen das jetzt auf alle mit sozialen Teamevents ausweiten."

Karin Eichhorn-Thanhoffer berichtet für die Zürich Versicherung:

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"Unser Community-Investment setzt sich von jeher aus dem Zusammenspiel von Spenden und Mitarbeiten zusammen. Mitarbeitende haben in den unterschiedlichsten Formen die Möglichkeit, sich aktiv sozial zu engagieren. Der Schwerpunkt liegt in der Zusammenarbeit mit definierten Partnerorganisationen und auf dem Know-how-Transfer (Skills-based Volunteering). Partnerorganisationen sind zum Beispiel der Verein T.I.W., der Verein Contrast, lobby.16 und der Kinderbauernhof Eschenau.

In der jährlichen Community-Week können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Herzensprojekte einbringen und mit ihrem Team soziale Einrichtungen unterstützen; das reicht von der Gartenarbeit in Behinderteneinrichtungen bis zum Kochen für die Gruft, vom Spielenachmittag in einer Pflegeeinrichtung bis zum Basteln von Lehrmaterialien in der Frühförderung für Kinder mit Seheinschränkungen. Uns sind kleine Organisationen recht als Partner, wir sind in Österreich selbst eine kleine Versicherung. Wir verpflichten uns, zumindest drei Jahre dranzubleiben – je besser wir einander kennen, desto besser klappt es. Die Sozialeinrichtung soll ja keinen Mehraufwand haben.

Zurich hat grundsätzlich ein Volunteer-Pledge abgegeben: Für alle Mitarbeitenden wird ein Tag im Jahr für Volunteering zur Verfügung gestellt. Manche kommen mehrmals, andere nehmen aus guten Gründen nicht teil – das hinterfragen wir dann aber nicht.

Für die Unternehmenskultur macht es klar, dass es nicht alleinig ums Geld geht, sondern auch um das, wo unser Kerngeschäft nicht hinkann."

Sebastian Urf berichtet für die Drogeriekette dm:

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"2011 startete DM die CSR-Initiative des dm-Mehr vom Leben -Tags. Jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin, die auf freiwilliger Basis einen Tag für den guten Zweck nutzen möchten, bekommen seitens DM diesen Tag als zusätzlichen Urlaubstag geschenkt.

Partner für diese Aktionen sind vielfältig und werden von den Mitarbeitern selbst kontaktiert und Leistungen vereinbart. Größere und bekanntere Organisationen, mit denen wir bereits zusammenarbeiten, sind Caritas, Diakonie, Rotes Kreuz, SOS-Kinderdorf und noch einige andere. Unsere Friseurinnen leisten etwa gratis Frisuren in Alters- und Obdachlosenheimen.

Im Rahmen unseres 40-jährigen Jubiläums wurde die CSR-Marke Miteinander gegründet. Hierbei wurden quer über Österreich 40 Projekte mit sozialem oder ökologischem Hintergrund aus der Nachbarschaft unserer Filialen ausgewählt und gefördert. Dabei entstanden auch neue Partnerschaften mit Mitarbeitern aus unseren Filialen.

Zwei meiner persönlichen Favoriten aus diesen 40 Projekten sind in Leoben das Café Beniva, das mit Trisomie-21-Jugendlichen betrieben wird, und das Neunerhaus in Wien, das sich Obdachlosen widmet, sodass diese wieder zurück in einen geregelten und selbstbestimmten Lebensablauf kommen.

Für die Mitarbeitenden heißt das immer, in die persönliche Stretch-Zone zu kommen. Das erdet. Probleme, die sonst riesengroß sind, werden dann schnell kleiner. Ein strategischer Nutzen? Jein. Unsere Kunden sollen gerne zu uns kommen, aber im Mittelpunkt steht die persönliche Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter." (Karin Bauer, 24.9.2019)