Der Nahost- und Jihadismus-Experte Thomas Schmidinger musste die Vorstellung seines neuen Buches in den USA absagen.

Foto: Robert Newald

Wien – Der österreichische Politologe Thomas Schmidinger vermutet das Nato-Land Türkei dahinter, dass ihm vor einer Woche die Einreise in die USA verwehrt wurde. Schmidinger wollte dort sein neues Buch "Kampf um den Berg der Kurden", das von der syrischen Kurdenregion Afrin handelt, präsentieren und bewerben.

"Ich vermute, dass dem Nato-Partner der USA, der Türkei, meine Forschung über die Region Afrin nicht gefällt. Seit meinem Buch über Afrin habe ich deutlich Hinweise bekommen, dass ich nicht mehr in die Türkei reisen sollte", sagte Schmidinger der "Neuen Vorarlberger Tageszeitung". Seine Aufklärungsarbeit über die Kriegsverbrechen der Türkei und ihrer Verbündeten im syrisch-kurdischen Afrin sei von der Türkei als Sicherheitsrisiko wahrgenommen worden.

Einreiseverbot trotz Visum

Schmidinger hatte in der Vorwoche auf Facebook berichtet, dass ihm am 12. September auf dem Flughafen Amsterdam der Weiterflug in die USA verwehrt worden sei, obwohl er ein Zehnjahresvisum habe, das zur mehrmaligen Einreise berechtigt. Am Gate sei er von einem US-Beamten gefragt worden, ob er Thomas Schmidinger sei, und genau zu seinen Reisen und Forschungen im Iran, Irak und Syrien befragt worden.

Auch seine Hilfe bei den Bemühungen, Kinder österreichischer IS-Angehöriger zu finden, sei thematisiert worden. Schmidingers Angaben nach ist das Verwehren der Einreise nicht vom US-Außenamt, sondern offenbar vom Heimatschutzministerium ausgegangen.

Neues Visum beantragt

Gegenüber dem Blatt berichtete der Politologe nun, dass er mittlerweile ein neues US-Visum beantragt habe. "So erfährt zumindest die US-Botschaft in Wien, warum mir die Einreise in Zukunft genehmigt oder verweigert wird." Die Botschaft hatte vor einer Woche erklärt, dass es für Schmidinger "generell gesagt kein Einreiseverbot in die USA" gibt.

Die Botschaft äußerte sich allerdings nicht dazu, warum ihm trotzdem die Einreise verwehrt wurde. Schmidinger berichtete, dass er diesbezüglich eine Anfrage an das Heimatschutzministerium gestellt habe. Das könne aber "bis zu drei Monate dauern". (APA, 20.9.2019)