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Ein Plakat mit dem Gesicht von Greta Thunberg beim Klimaprotest in Paris.

Foto: REUTERS/CHARLES PLATIAU

Drei junge Menschen, in Schwarz gekleidet, hängen nebeneinander am Galgen. Unter ihren Füßen sind schmelzende Eisblöcke. Diese drastische Szene arrangierten Demonstranten am vergangenen Freitag bei den Klimaprotesten auf Berliner Straßen. "There is a magic machine that sucks carbon out of the air, costs very little, and builds itself. It's called a tree", heißt es pathetisch im neuesten Greta-Thunberg-Video. Darin erzählt die Aktivistin zusammen mit dem britischen Journalisten George Monbiot von der Kraft der Natur. Die Botschaften sind einfach, garniert mit kitschigen Naturbildern, Thunberg und Monbiot schauen besorgt in die Kamera.

Keine interaktive Grafik über die Eisschmelze auf Grönland und keine globale Temperaturkurve kann so viel bewegen wie ein drastisches Bild oder die hart an der Pathetik schrammende Rede einer Greta Thunberg. Statistiken, Zahlenberge und komplexe Wissenschaftssprache eignen sich nicht dazu, Massen zu mobilisieren. Jahrzehntelang verhallten die Rufe der Klimaforscher, lange bevor sie die breite Öffentlichkeit erreichen konnten. Wissenschaftern, Aktivisten und den wenigen Politikern, die frühzeitig die Dringlichkeit des Themas erkannt hatten, fehlte schlicht eine gute Erzählung. Erst als die damals fünfzehnjährigen Thunberg zum Gesicht – und inzwischen zur Ikone – der Klimaschutzbewegung wurde, wuchs der Protest rasant zu einem globalen Phänomen.

Ja, traurige Bilder von Eisbären, die im Müll wühlen, sind pathetischer Kitsch. Ebenso wie so manche Botschaft, die Jugendliche bei den Klimaprotesten skandieren. Eindringliche Bilder, einfache Sätze und klare Botschaften haben die Klimakrise zum Topthema gemacht. Keine politische Diskussion und kein Stammtisch kommen mehr drum herum. Und das ist auch gut so. Dem Klimakitsch sei Dank. (Olivera Stajić, 22.9.2019)