Es gibt 17-jährige Schülerinnen und Schüler, die haben bei ihrem Auschwitz-Besuch noch den über 100-jährigen Marko Feingold erlebt. Der sehr alte Herr saß da inmitten der übriggebliebenen Kulisse des Horrors und erzählte und erzählte und hätte noch weiter erzählt, wenn nicht schon die nächste Gruppe gewartet hätte.

Marko Feingold verstarb am Donnerstag 106-jährig.
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Feingold ist mit 106 Jahren gestorben und mit ihm einer der letzten Zeitzeugen des größten Verbrechens der Menschheitsgeschichte. Andere mit österreichischen Wurzeln – wie Leon Zelman oder Rudolf Gelbard oder Ari Rath oder Suzanne-Lucienne Rabinovici – sind ihm vorangegangen. Gertrude Pressburger, die "Frau Gertrude" aus dem Wahlkampfvideo für Alexander Van der Bellen, weilt noch unter uns. Es gibt natürlich noch mehr Überlebende, aber nicht mehr viele können das tun, was Marko Feingold und die anderen getan haben: unermüdlich durch die Schulklassen zu ziehen und den manchmal anfangs desinteressierten, manchmal widerwilligen, dann aber mehr und mehr gepackten Jugendlichen erzählen, wozu der Mensch fähig ist.

Das wird nicht mehr lange möglich sein. Wenn jetzt früher oder später die Zeitzeugen nicht mehr zur Verfügung stehen, dann darf man nicht achselzuckend aufhören, sondern muss mit modernsten audiovisuellen Mitteln weitermachen. Das Wissen über das äußerste Menschenmögliche gehört zur unerlässlichen Grunderfahrung der Jungen. (Hans Rauscher, 20.9.2019)