Es herbstelt.

Foto: Yuri KADOBNOV / AFP

Es ist Zeit. Er ist da. Und er hält, was er verspricht. Jenseits vom Wahlkampf, irgendwo hinter den sieben PR-Schleiern, verlockend wie eine Fata Morgana – unwirklich, und doch so nah – ist es noch zu finden: das ganz normale Leben mitten im beginnenden Herbst.

Vierundzwanzig Stunden Realität de luxe. Am Ende des Tages kommt in dieser Welt wirklich der Abend und keine Floskel.

Und dieser Abend kommt nun unerbittlich immer früher. Man kann dagegen aufbegehren. Gegen das sterbende Licht wüten. Kerzenbestände, Teedosen und Kaminholzscheitel auffüllen. Schokoladevorräte anlegen, Teelichter horten. Das Strickzeug entsichert im Anschlag. Die warmen Decken werden aus ihrem Sommerlager geholt und die Riemchensandalen im Schrank verstaut.

Äpfel, Zimt und Kürbisse

Die Äpfel reifen endgültig ihrer Bestimmung entgegen, um in Gesellschaft von Zimt und gschmackigen Rosinen in tragender Rolle in gedeckten Kuchen aufzutauchen. Die Kürbisse liegen auf den Feldern wie abgeschlagene Trollköpfe. Es stürmt im Glas und auf weiter Flur.

Man kann in der untergehenden Sonne spazieren gehen, den Blättern beim Erröten zusehen und sich bereits auf die Ankunft der Maroni einstimmen.

Im Unterschied zu diversen Messias-Gestalten kommen Maroni verlässlich wieder, auch wenn in manchen auch der Wurm drin ist. Auf Maroni ist immer Verlass. (Julya Rabinowich, 23.9.2019)