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Ob die Sonne für Thomas Cook wieder scheint, soll sich spätestens am Montag zeigen.
Foto: Reuters/Luke MacGregor

London – Elf Stunden lang verhandelte am Sonntag der britische Reiseveranstalter Thomas Cook mit Gläubigern, Banken und der Regierung, um jene 200 Millionen Pfund (umgerechnet 227 Millionen Euro) aufzutreiben, die benötigt wurden, um in der Wintersaison liquide zu bleiben. Ob das gelang, wollte Manager Peter Fankhauser Sonntagabend vorerst nicht verraten. Sollte das Unternehmen mit 22.000 Mitarbeitern das Geld nicht bekommen, müsste wohl am Montag Insolvenz angemeldet werden.

Rund 600.000 Touristen sind derzeit auf bei Thomas Cook gekauften Reisen unterwegs. Die britische Regierung hatte bereits im Vorfeld angekündigt, im Falle einer Insolvenz die rund 140.000 betroffenen Bürger mit anderen Fluglinien zurück nach Großbritannien zu bringen. Ein Schritt, der laut einem Insider umgerechnet 679 Millionen Euro kosten würde, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.

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116 Flugzeuge fliegen für Thomas Cook, nur fünf Stück gehören dem Unternehmen, der Rest ist geleast.
Foto: AP/Peter Byrne

Thomas Cook hat umgerechnet 1,92 Milliarden Euro Schulden, eine Restrukturierung des Unternehmens ist seit längerem geplant. Der größte Aktienbesitzer, das chinesische Konzernkonglomerat Fosun sollte umgerechnet 509 Millionen Euro bereitstellen und dafür drei Viertel des Reisegeschäfts und ein Viertel des Flugbetriebs übernehmen. Ein Abkommen über ein Rettungspaket über 1,02 Milliarden Euro wurde bereits mit Banken und Kreditgebern ausgehandelt, allerdings verlangten Banken die weiteren 227 Millionen Euro als zusätzliche Sicherheit.

Mehrere Faktoren tragen zur wirtschaftlichen Malaise bei: Kunden buchen vermehrt Online, Billigfluglinien verleiten die Menschen zu Individualreisen, Sorgen um den Brexit und der heiße Sommer spielten eine Rolle.

Versicherungspflicht für Reiseveranstalter in Österreich

In Österreich schreibt die Pauschalreisenverordnung vor, dass alle Veranstalter gegen eine Insolvenz versichert sein müssen. Kommt es zu einer Pleite, erhalten Kunden die Kosten für die entfallene Reise oder etwaige Rückreisekosten von der Assekuranz ersetzt, die sich auch um die Organisation der Heimholung von Gestrandeten kümmert.

Dieses Schicksal drohte kurzfristig schon am Wochenende berichteten 14 britischen Gästen eines tunesischen Hotels. Laut Medienberichten waren sie zunächst aufgefordert worden, ihre Kosten vor Ort zu begleichen. Gary Seale, einer der Gäste des Les Orangers Hotel in Hammamet postete Samstagabend auf Facebook, dass Sicherheitspersonal die Touristen nicht aus dem Hotel lassen würden. Laut dem tunesischen Tourismusministerium habe es sich um ein "Missverständnis" gehandelt, dass sich nach kurzer Zeit aufgeklärt habe. Tatsächlich berichtete Seale später, dass er den Flughafen erreicht habe.

14 britische Touristen wurden zumindest zeitweise am Verlassen des Les Orangeres Hotel im tunesischen Hammamet gehindert.
Foto: APA/AFP/ANIS MILI

Der Baptistenprediger Thomas Cook organisierte erstmals im Jahr 1841 eine Zugreise für mehrere hundert Personen. Die Zielgruppe war damals eine etwas andere als die heutigen Ballermannbesucher: Ziel dieser Fahrt war ein Treffen der Abstinenzlerbewegung. 14 Jahre später bot Cook erstmals Pauschalreisen an: Zwei Gruppen wurden auf eine Tour durch Kontinentaleuropa befördert, selbst der Geldwechsel war inkludiert. Im Jahr 1865 wurde schließlich in der Londoner Fleet Street das erste Thomas-Cook-Reisebüro eröffnet. (red, 22.9.2019)