Die österreichischen Kinderschutzzentren warnen vor einer Gefährdung des Kindeswohls durch das geplante Gewaltschutzpaket

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Wien – Die Kritik am Gewaltschutzpaket, das ÖVP und FPÖ diese Woche im Nationalrat beschließen wollen, reißt nicht ab. Am Montag haben die österreichischen Kinderschutzzentren betont, dass die geplante Ausweitung der Anzeigepflicht auf Psychologen und Psychotherapeuten das Kindeswohl bedrohe.

Ein Strafverfahren setze voraus, dass Kinder sich jemandem anvertrauen. Die Aufgabe der Fachperson sei es, erst den Schutz des Kindes sicherzustellen und dann mit Bedacht die nächsten Schritte zu setzen. "Diese Rolle widerspricht der Rolle einer AkteurIn, die aktiv eine Anzeige macht und damit – aus der Sicht des Kindes – mitverantwortlich ist für die Konsequenzen, die ein Strafverfahren mit sich bringt und wo auch erneute Belastungen für das Kind auftauchen können", hieß es einer Aussendung.

Breite Ablehnung von Experten

Statt einer Änderung der Anzeigepflicht brauche es verbindliche Strukturen für die Vernetzung zwischen den Akteuren im Kinder- und Jugendhilfebereich. Nötig sei auch die Finanzierung einer Fachberatung in Kinderschutzzentren für alle Berufsgruppen, die einen Verdacht auf Gewalt haben, fordert der Bundesverband Österreichischer Kinderschutzzentren.

ÖVP und FPÖ wollen ihr in Koalitionszeiten vereinbartes Gewaltschutzpaket noch vor der Nationalratswahl im Parlament beschließen. Mit der Gesetzesnovelle soll es zu Strafverschärfungen sowie Ausweitungen der Anzeigepflicht bei einer Reihe von Gewalt- und Sexualdelikten kommen. Bei Richtern, Rechtsanwälten, Opferschützern und Organisationen aus dem Sozialbereich stößt dies auf Widerstand. Am Ende des Begutachtungsverfahrens standen 60 Stellungnahmen von Experten, die dadurch Verschlechterungen im Opferschutz befürchten. (red, APA, 23.9.2019)