Die Himberger Pride-Parade – die erste Demonstration für die Rechte von Lesben, Schwulen und Angehörigen anderer sexueller Minderheiten in Österreich (LGBTIQ) außerhalb einer Großstadt – ist mehr als drei Wochen her. Sie brachte gute Stimmung und Bekenntnisse zu Akzeptanz und Gleichstellung in die Marktgemeinde unweit von Wien. Veranstaltungsgegner gaben sich am 7. September keine zu erkennen.

Erstmals fand am Samstag in Österreich eine Lesben- und Schwulenparade außerhalb der Großstadt statt. Trotz Regens war die Himberger Pride ein Erfolg. Von Homophobie war an diesem Tag keine Spur.
DER STANDARD

Das taten sie vielmehr sechs Tage später, berichtet das Himberger Schwulenpaar, dessen Berichte über Beschimpfungen und Mobbing auf offener Straße den Plan für die Pride ins Rollen gebracht hatte. "Wir sind an einer Gruppe von sechs Personen vorbeigegangen, Frauen und Männer, und ein Mann ist auf uns zugekommen und ist vor uns tuntig herumgetänzelt mit den Worten, er übt das jetzt schon mal für uns, während die anderen gelacht haben", schildern Philipp V. (28) und Matthias F. (23).

"Eine widerliche Szene"

Dann habe der Tänzler mit überzogen gespieltem schwulem Idiom "Na, was ist mit euch beiden?" gefragt – und die anderen hätten das Paar "dabei angeschaut und ausgelacht". "Eine widerliche Szene. Es waren erwachsene Menschen, doch wir hatten eher den Eindruck, als wären sie geistig im Alter von 13 hängen geblieben", sagen V. und F.

Derlei Reaktionen seien "sehr zu verurteilen", sagt Katharina Kacerovsky, Geschäftsführerin der Stonewall GmbH und Organisatorin der Himberger Pride. Die Erfahrung jedoch zeige, "dass Lesben und Schwule, die sich wehren, leider mit solchen Angriffen rechnen müssen" – auch in Situationen wie jene in Himberg, wo es breite Unterstützung für ihre Anliegen gibt. Das habe sie vor der Pride auch dem Paar verdeutlicht.

Schlusskundgebung der Pride-Parade im Himberg am
7. September, von der Bühne aus gesehen. An diesem Tag standen alle Zeichen auf Akzeptanz.
foto: maria von usslar

V. und F. sollten sich nun an den Himberger Bürgermeister Ernst Wendl (SPÖ) wenden, der sich in seiner Rede bei der Pride für die Rechte von LGBTIQ-Personen starkgemacht hatte. Mit ihm könnten sie "nächste Schritte" besprechen, etwa Veranstaltungen zum Thema Diskriminierung auf kommunaler Ebene.

Zweifel beim Bürgermeister

Allein der Ortschef kann die Schilderungen über das fortgesetzte Mobbing im Gespräch mit dem STANDARD nicht glauben. "Ich komme hier viel herum. Negative Stimmung wegen der Pride habe ich nirgends erlebt. Das kann ja gar nicht sein", sagt Wendl – um dann einzuschränken: "Natürlich, wenn so was passiert, bin ich bereit, die beiden zu unterstützen."

Der Zwischenfall habe am Freitag, den 13. September, gegen 22.30 Uhr stattgefunden, "zwischen Kirche und Spielplatz", halten V. und F. Wendls Zweifeln entgegen. Die Mobbinggruppe habe aus zwei Frauen und vier Männern bestanden, zwei von ihnen mit Fahrrad. "Sie wirkten alkoholisiert, so als wären sie vom Heurigen gekommen", sagt F.

Unglauben auch bei der FPÖ

Unglauben deklariert auch die lokale FPÖ. Die Pride habe "bewiesen, was ohnehin klar war – Himberg ist nicht homophob!", heißt es in einer Aussendung. Die Medienberichte über die früheren Beschimpfungen des Männerpaars, die zum Pride-Plan führten, seien fast alle "schlechtest recherchiert". In der Aussendung werden frühere Aktivitäten Philipp V.s in anderen Bereichen angeführt, die dessen Unglaubwürdigkeit beweisen würden.

Angesichts dessen sieht Matthias F. und seinen Freund in einer Diskriminierungsfalle gefangen: "Erst wird man gemobbt und wehrt sich, dann heißt's, man sei selber schuld, dann geht das Mobbing weiter – und das wird einem nicht geglaubt." (Irene Brickner, 30.9.2019)