Konrad Steurer und Angelina Tschögl (re.) werben in Bregenz für den Wandel.

Foto: Mark Mosman

Bregenz – Freitagmorgen auf dem Bregenzer Wochenmarkt. Der Wandel hat seinen kleinen roten Stand neben einer Kartoffelbäuerin aufgebaut. Infofolder liegen auf und rot lackierte Steine, ein weißer Stift zur Beschriftung. Die Wandel-Steine sollen zum Diskurs anregen, man kann draufschreiben, was man in einer zukunftsfähigen Gesellschaft für wichtig hält. Auf dass der Stein ins Rollen komme.

Schön langsam trudeln auch die anderen Parteien auf dem Kornmarkt ein. Die Grünen platzieren ihre Waren auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die SPÖ stellt sich vor eine Baustelle, eigentlich Stammplatz der Freiheitlichen. Die weichen mit ihrem Baldachin neben die Grünen aus, dort stehen eigentlich immer die Türkisen. Die Aktivisten der Kanzlerpartei scheinen an diesem Vormittag zu spät aufgestanden zu sein. Keiner ist in Sicht.

Sozial und demokratisch

Konrad Steurer und Angelina Tschögl vom Wandel verfolgen das Treiben schmunzelnd. Eigentlich seien solche Marktauftritte ihre Sache nicht, sagt Tschögl, Studentin und Klimaschutzaktivistin. Denn: "Wir sind anders." Das bestätigt eine Marktbesucherin: "Die sind sehr freundlich, wirken gar nicht wie Politiker." Die Kartoffelbäuerin, augenscheinlich genervt, sieht das nicht so: "Ich mag die Politiker nicht, wurscht welche Farbe."

Lieber stünde er vor dem Dornbirner Arbeitsamt, sagt Wandel-Listenerster Steurer. Dort sei seine Zielgruppe. Mit dem Infostand vor dem AMS habe es aber nicht geklappt, weil die 48-Stunden-Frist für die Anmeldung versäumt wurde. Steurer, Sozialarbeiter, Supervisor und Coach, ist neu im politischen Geschäft. Seine Schwerpunkte sind Sozial- und Demokratiepolitik, das Gemeinwohl. "Die Überwindung des Kapitalismus" benennt er das übergeordnete Ziel. Mehrheitsfähig dürfte das in Vorarlberg nicht sein.

Zwei Wahlen hintereinander

Der Wandel kandidiert erstmals zur Landtagswahl, die zwei Wochen nach der Nationalratswahl stattfindet. Die Themen der neuen Partei: Vorarlberg als Modellregion für das bedingungslose Grundeinkommen. Eine U-Bahn durch das Rheintal, die Umwandlung der landeseigenen Hypo zu einer ethischen Bank.

Die Fünfprozenthürde werde man überwinden, ist Steurer guter Dinge und zitiert den Wahlslogan: "Es gibt viel zu gewinnen." Seine Partei sei keine Konkurrenz zu den Grünen: "Eher eine Ergänzung. Mit uns würde das Lager jener, die eine offene Gesellschaft vertreten, größer."

Partei wird ausgegrenzt

Bitter für den Wandel, der für die politische Teilhabe aller Menschen eintritt, ist der Ausschluss von großen Diskussionen. Selbst die Schülerunion lasse den Wandel nicht bei ihrer Kandidatendiskussion mitmachen.

Auf der Vorarlberger Wandel-Liste kandidieren 17 Menschen, sie sind zwischen 21 und 70 Jahre alt, zwei Drittel kommen aus Sozialberufen oder dem Bildungsbereich. Kommenden Sonntag muss sich der Wandel mit sieben anderen Parteien matchen, bei der Landtagswahl am 13. Oktober sogar mit elf. (Jutta Berger, 23.9.2019)