Lukas Weißhaidinger am Montag bei 19 Grad in der Südstadt. Am Samstag tritt er in Katar, wo es 38 Grad hat, in der Diskus-Qualifikation an.

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Obwohl die Welt rund ist, wird sie doch immer schräger. Kein schlechter Beweis ist die Leichtathletik-WM, die am Freitag in Doha, der Hauptstadt von Katar, eröffnet wird. Katar, genau, das Emirat an der Ostküste der arabischen Halbinsel am Persischen Golf, einer der trockensten Winkel der Erde, noch unwirtlicher als die anderen arabischen Wüstenstaaten. Der Jahresniederschlag erreicht die 100 Millimeter nicht. Es ist ganzjährig schwül, subtropisch und heiß, die Luftfeuchtigkeit ist enorm.

Die Leichtathletik-WM ist klarerweise nicht wegen hoher Luftfeuchtigkeit, sondern wegen dicker Brieftaschen an Katar vergeben worden, das ja auch sonst mit großen Sportevents sein Image poliert. Die Fußball-WM 2022 hat man eigens in den Dezember verlegt, da sollte es nicht mehr als 25 Grad haben. Momentan hat es 38. Im Schatten. Man kann nicht unbedingt von idealen äußeren Bedingungen für eine Leichtathletik-WM reden. Der Schauplatz der meisten WM-Bewerbe, das Khalifa International Stadium, soll im Innenbereich mit speziellen Systemen auf rund 26 Grad heruntergekühlt werden.

Ivona Dadic will hoch hinaus.
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Verena Preiner hat Dadic heuer den Siebenkampfrekord abgeluchst.
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Speerwerferin Victoria Hudson hofft auf den großen Wurf.
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Das alles bringt Sonja Spendelhofer, die Präsidentin des österreichischen Verbands, wenn man so will, auf die Palme. "Wir reden von Klimaschutz, wir wissen, dass es eng wird. Und dann gehen wir in ein offenes Stadion, das um fast zwanzig Grad heruntergekühlt wird. Aus Klimasicht ist das ein Wahnsinn", sagte Spendelhofer am Montag anlässlich eines ÖLV-Termins in der Südstadt. Als 2014 die WM an Katar vergeben wurde, gab es laut Spendelhofer "leider nur sehr wenig Bewusstsein in dieser Hinsicht".

Es ist schräg, aber es ist, wie es ist. Jene vier Damen und zwei Männer, die Österreich in Doha vertreten, müssen sich ab- und zurechtfinden. Hoffnungen auf Spitzenplätze machen sich Verena Preiner und Ivona Dadic im Siebenkampf sowie – allen voran – Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger, der als Dritter der Jahresbestenliste eine Medaille anstrebt. Auch Victoria Hudson (Speer) und Beate Schrott (Hürdensprint) treten im Stadion an. Lemawork Ketema hat das Pech, dass er Marathonläufer ist, und Marathons werden nicht im Stadion, sondern auf der Straße gelaufen.

Mitternachtseinlage Marathon

Doch weil Katar nicht bloß reich, sondern auch erfinderisch ist, werden die Marathonbewerbe nicht in der prallen Sonne, sondern mitten in der Nacht gelaufen. Startzeit: 23.55 Uhr, kein Schmäh! Doch auch nächtens hat es in Doha um die 30 Grad, zudem liegt die Luftfeuchtigkeit bei 70 Prozent. Das lässt auf den sechs 7-km-Runden an der Küste ein Ausscheidungsrennen erwarten.

Apropos ausscheiden: Zumindest Ungemach droht dem kenianischen Verband in Form einer neuerlichen Dopingaffäre. Das ZDF hatte am Sonntag berichtet, dass sich eine Athletin und ein Athlet aus Kenia mit dem Blutdopingmittel EPO behandeln ließen. Sie wurden mit versteckter Kamera dabei gefilmt. In dem Beitrag sagt ein anonymisierter Mediziner: "Keiner dopt direkt vor den Rennen oder einem wichtigen Wettkampf, hier nutzen sie das EPO im Training. Vom jetzigen Nationalteam hatte ich alleine acht Läufer bei mir."

Russlands Leichtathleten bleiben jedenfalls aus dem Weltverband IAAF ausgeschlossen und dürfen damit nicht als eigenes Team teilnehmen. Wie die IAAF nach ihrer Council-Sitzung am Montag mitteilte, wird der wegen des Dopingskandals seit November 2015 suspendierte russische Verband RUSAF vorerst nicht wieder aufgenommen.

Russische Athleten dürfen derzeit nur nach eingehender Prüfung durch die IAAF als sogenannte "Neutrale Athleten" bei internationalen Wettbewerben starten. Die bisher letzte russische Mannschaft hatte bei der WM 2015 in Peking an einem internationalen Großereignis teilgenommen. Für Doha sind 29 "Neutrale Athleten" gemeldet. (Fritz Neumann, 23.9.2019)

Die jeweils beste ÖLV-Platzierung:

1983 Helsinki:
8. Dietmar Millonig (5.000 m)

1987 Rom:
7. Klaus Bodenmüller (Kugelstoß)

1991 Tokio:
7. Hermann Fehringer (Stabhochsprung)
7. Ljudmila Ninova (Weitsprung)

1993 Stuttgart:
3. Sigrid Kirchmann (Hochsprung)

1995 Göteborg:
18. Gregor Högler (Speerwurf)

1997 Athen:
10. Gregor Högler (Speerwurf)

1999 Sevilla:
7. Stephanie Graf (800 m)
7. Walentina Fedjuschina (Kugelstoß)

2001 Edmonton:
2. Stephanie Graf (800 m)

2003 St. Denis:
Stephanie Graf (800 m) trat im Finale der Top-8 nicht an

2005 Helsinki:
12. Günther Weidlinger (3.000 m Hindernis)

2007 Osaka:
38. Clemens Zeller (400 m)

2009 Berlin:
8. Gerhard Mayer (Diskuswurf)

2011 Daegu:
18. Beate Schrott (100 m Hürden)

2013 Moskau:
18. Gerhard Mayer (Diskuswurf)

2015 Peking:
15. Jennifer Wenth (5.000 m)

2017 London:
6. Ivona Dadic (Siebenkampf)