Straches ehemaliger Bodyguard wurde im Zuge der Ibiza-Ermittlungen festgenommen.

Die Soko Ibiza hat am Montagabend den einstigen Sicherheitschef von Heinz-Christian Strache verhaftet, wie mehrere Quellen dem STANDARD und der "Presse" bestätigen. Es handelt sich dabei um jenen "FPÖ-Insider", der seit Jahren "belastendes Material" über Strache und andere freiheitliche Politiker gesammelt hat. Schon 2015 wollte er das an die Behörden weitergeben, dafür soll er jedoch Geld gefordert haben. Die Staatsanwaltschaft ging darauf nicht ein. Der Bodyguard ist mit den Hintermännern des Ibiza-Videos bekannt, er soll Teile des Materials über Strache mit ihnen geteilt haben.

Belege gesammelt

Diese lieferten auch den Anstoß für eine FPÖ-interne Debatte über hohe und möglicherweise falsche Spesenabrechnungen Straches bei der Partei. Die FPÖ beschloss nun, alle Spesenbelege seit 2013 zu prüfen. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Untreue, Auslöser ist eine anonyme Anzeige aus dem Umfeld der Ibiza-Hintermänner. Strache wies alle Verdachtsmomente von sich und betonte, immer korrekt gehandelt zu haben.

Nächtliche Razzia

Unklar ist, was die Staatsanwaltschaft Wien nun zum Handeln bewogen hat. Womöglich wollte sie das Material beschlagnahmen, das der Bodyguard über seinen einstigen Chef gesammelt hat – für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung. Die Hausdurchsuchung soll um 23.30 Uhr durchgeführt worden sein. Die Ermittlungen gegen den Sicherheitsmann sollen schon länger laufen. Laut "Krone" wird ihm Erpressung vorgeworfen.

Als Reaktion beschloss der Vorstand der Wiener FPÖ am Dienstag einstimmig den Parteiausschluss des ehemaligen Personenschützers. Das gab die FPÖ Wien in einer Aussendung bekannt. Neben den strafrechtlichen Ermittlungen der Behörden werde die interne Sonderprüfung zu den anonym erhobenen Vorwürfen "selbstverständlich gründlichst" fortgeführt, hieß es. Der Ex-Bodyguard ist immer noch als Bezirksrat in Wien tätig.

Die Staatsanwaltschaft Wien wollte ihre Ermittlungsschritte am Dienstag weder bestätigen noch dementieren. Kurz vor der Wahl droht der FPÖ somit politisch weiteres Ungemach. Auch die Auswertung der Smartphone-Daten von Strache und seinem Vize Johann Gudenus, die im Zuge der Ermittlungen rund um Postenschacher bei der Casinos Austria AG beschlagnahmt wurden, ist bereits weit fortgeschritten.

FPÖ-Parteichef Norbert Hofer äußerte sich Dienstagnachmittag via Facebook-Video. Der Spitzenkandidat der FPÖ spricht von einem kriminellen Netzwerk, das auch hinter der Produktion des Ibiza-Videos stecken würde. Er beteuert, dass die Vorwürfe gegen Heinz Christian Strache untersucht werden. Sollten sie sich als wahr erweisen, soll es Konsequenzen geben. (red, Fabian Schmid, Nina Weißensteiner, 24.9.2019)