Edwyn Collins: Einst Postcard-Chef und Posterboy, heute großer Überlebender.

Foto: John Maher

Wollte man Edwyn Collins‘ Karriere kurz zusammenfassen, ginge das ungefähr so: Schottische Pophoffnung, weitgehend vergessene schottische Pophoffnung, wieder aufgetauchte schottische Pophoffnung mit Welthit, schottischer Popstar, unzerstörbarer schottischer Popstar.

Als Collins in den frühen 1980ern mit der Band Orange Juice auftauchte, spielte er beseelte Popmusik. Nach dem Ende der Band veröffentlichte er für eingefleischte Fans Soloalben, bis er keinen Vertrag mehr bekam. Dann veröffentlichte er selbst die Platte Gorgeous George. Der sich darauf befindende Song A Girl Like You wurde ein Welthit, der dem sympathischen Edwyn, heute 60, ohne das Mitschneiden eines Labels die Pfunde in die Tasche spülte, Gott schien gerecht zu sein. Collins baute sich ein Studio und lebte den Traum – bis er 2005 zwei Schlaganfälle erlitt.

So ging Welthit 1995: A Girl Like You.
Edwyn Collins

Mit familiärer Unterstützung kämpfte sich Collins zurück ins Leben, zurück auf die Bühne, zurück zum Plattenproduzieren. Heuer erschien sein Album Badbea; es ist das vierte in seinem zweiten Leben.

Fanatische Anhänger

In den nächsten Tagen ist er damit auf kleiner Österreichtournee, wo er sich einer ergebenen Fangemeinde sicher ist. Sogar als er eine vergessene schottische Pophoffnung war, gab er hierzulande fanatisch empfangene Konzerte.

Ramponiert aber okay: Edwyn Collins heute: Outside.
AEDrecords

Sein Sound ist eine süffige Mischung aus Sixties-Soul. Insel-Pop und Punk-Ethos. Mitunter trommelt der frühere Sex-Pistols-Zeugler Paul Cook in seiner Band. Zu seinen Fans, Verehrern und Freunden zählen Gruppen wie Franz Ferdinand oder Roddy Frame von der Band Aztec Camera, die Collins am Beginn ihrer Karriere auf seinem Label Postcard verlegte. Auch die australischen Go-Betweens zählten damals zur erweiterten Familie.

Live ist er immer noch so lieblich wie mitreißend, nur auf den Monitorboxen surfen, das schafft er heute nicht mehr. Ein Kirchgang für die Gemeinde. (Karl Fluch, 24.9.2019)