Der Grazer Ökonom Karl W. Steininger kritisiert in seinem Gastbeitrag die zaudernde Aktivität Österreichs in Klimafragen.

Das österreichische Parlament hat am Donnerstag mehrheitlich dagegen gestimmt, einen angemessenen Beitrag zum Green Climate Fund zu leisten, dem zentralen Finanzierungsinstrument des Pariser Klimaübereinkommens.

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DER STANDARD

Allein die volkswirtschaftliche Rechnung der heutigen Mehrheitsentscheidung dürfte ein gewaltiges Minus ergeben. Denn ein angemessener Beitrag würde weit höheren wirtschaftlichen Folgeschäden vorbeugen. Steht Österreich nicht zum Pariser Abkommen, wird Letzteres geschwächt, die globalen Emissionen fallen somit höher aus und lösen zusätzliche Folgeschäden von mehr als vier bis neun Milliarden Euro pro Jahr in Österreich aus. Denn die letztgenannte Summe steht uns bereits bei Einhaltung des Pariser Abkommens ins Haus.

Migrationsdruck

Auch der Migrationsdruck wird dadurch nicht geringer – ganz im Gegenteil. Der UN-Weltklimarat IPCC geht – selbst bei Einhaltung des Zwei-Grad-Ziels – von 280 Millionen Migranten allein durch den Anstieg des Meeresspiegels aus. Ein solches Nichtbekenntnis schwächt aber wohl auch den Wirtschaftsstandort recht direkt: Österreich wird nur noch als Trittbrettfahrer wahrgenommen und verliert seine internationale Reputation. Wenn Österreich am Exportmarkt reüssieren will, müsste es das Gegenteil davon tun und dürfte die Marke Österreich jedenfalls nicht gefährden. Denn in allen Bereichen des Pariser Abkommens, von Energieeffizienz bis zu Erneuerbaren, aber auch in der Klimawandelanpassung hat Österreich großes Exportpotenzial. Weltweit gehen die Märkte gerade auf – man denke nur an den stark steigendem Bedarf an Hochwasserschutz in Südostasien.

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Die Klimaaktivistin Greta Thunberg pocht in New York auf die Rechte ihrer Generation. Ihre aufwühlende Rede machte weltweit Furore.
Foto: REUTERS/Lucas Jackson

Wenn Österreich mit Paris nicht mitgeht, baut unser Land keine Reputation für Zukunftsfähigkeit auf, dann bleiben unsere Firmen außen vor, wir schädigen die Marke Österreich und damit mittelfristig auch den Wirtschaftsstandort.

Selbst ganz ohne Solidaritätsargument, allein schon aus wirtschaftlichem Eigennutz also würde sich ein angemessener Beitrag zum Green Climate Fund für Österreich mit vielfachen Erträgen rechnen. Zum Pariser Abkommen zu stehen ist eine Richtungsentscheidung. Ein Ruf ist, wie wir wissen, schnell ruiniert, und das langfristig. Warum setzen wir unsere Zukunft leichtsinnig aufs Spiel?

Wie bei den Casinos

Ist uns das zentrale Finanzierungsinstrument für internationalen Klimaschutz und -anpassung wirklich nicht mehr wert als 30 Millionen Euro für die Vier-Jahres-Periode und somit also bloß 7,5 Millionen Euro pro Jahr? Ist das, anders ausgedrückt, übrigens exakt gleich viel, wie uns der Umbau des Vorstands der Casinos Austria gekostet hat? Unter den Industrieländern liegen wir damit (pro Kopf) um Größenordnungen abgeschlagen am Ende des Rankings. Die anderen Industrieländer tragen (pro Kopf) zumindest das Vierfache, meist Fünf- bis Zehnfache, ja bis zum 30-Fachen zur Klimarettung bei.

Verblendetes Österreich

Man kann dies wohl nur als Beweis lesen, dass in Österreich vielfach noch nicht erkannt wird, wie sehr sich die Klimakrise bereits zugespitzt hat. (Karl W. Steininger, 25.9.2019)