Tim Voss, künstlerischer Leiter des Künstlerhauses, bespielt derzeit noch das Ausweichquartier in Wien Margareten.

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Es sei wichtig, dass die Renovierung gemacht werde und dass sich mit Hans Peter Haselsteiner ein Finanzier dafür gefunden habe, sagt Tanja Prušnik. Seit Juni ist sie Präsidentin des Künstlerhauses und um die Beruhigung der zuletzt gespannten Atmosphäre bemüht. Nicht nur nach außen. Auch unter den mehr als 400 Mitgliedern der Künstlervereinigung sorgte der Einstieg des Bauunternehmers und mit ihm der Albertina für heftige Debatten bis hin zu Ausschlüssen.

Wie sehr es schmerzt, dass man Haselsteiner für den Deal Filetstücke des Baus abtreten musste? Prušnik erzählt lächelnd von einem "wichtigen Kompromiss". Ein schlechtes Wort kommt ihr auch nicht über die Lippen, wenn sie über den neuen Mitbewohner am Karlsplatz spricht, wo dank Haselsteiners Deal die "Albertina Modern" ins Erdgeschoß einzieht. Sie ist freudig und gespannt.

Expansionswille und Widerstand

Das klingt bei Tim Voss anders. Der künstlerische Leiter des Künstlerhauses hat den Eindruck, Klaus Albrecht Schröder wolle in seinem Expansionswillen den Bau gern allein für seine Albertina. "Wenn Schröder glaubt, das im Gesellschaftsvertrag geregelte Miteinander selbst definieren zu können, erinnern wir ihn daran, dass dem nicht so ist. Wir sind nicht vom Goodwill der Albertina abhängig", so Voss zum STANDARD. Die Kulturpolitik sei gefragt, Schröder Grenzen zu setzen und den öffentlichen Auftrag zur Gegenwartskunst hochzuhalten.

Auf Provokationen Schröders will Voss nicht reagieren. "Wir führen keinen Faustkampf, in dem wir nicht bestehen können", ist er realistisch. Man rede wenig miteinander. Kein Wunder, dass trotz künftiger Nachbarschaft bisher kein Kombiticket für das gesamte Haus in Aussicht ist – obwohl kommenden März eröffnet wird. Dennoch glaubt Voss an Synergien mit der international größeren Strahlkraft der Albertina unter einem Dach. Aus diesem Gegensatz abgesicherter Positionen und eigener Zeitgenossenschaft will Voss Funken schlagen.

Verjüngung nötig

Erstmals ist mit Voss im Künstlerhaus ein künstlerischer Leiter am Werk. Wenn es 2020 vom jetzigen Ausweichquartier zurück an den Karlsplatz übersiedelt, kann er endlich tun, wozu er nach Wien gekommen ist. Mit der Kuratierung des bisher den Mitgliedern überlassenen Programms komme man Forderungen der Geldgeber und des Publikums nach. Wolle die Vereinigung das einmal nicht mehr, werde er aber kein Sesselkleber sein, sagte Voss.

Öffnung scheint jedoch nötig. Eine Aufgabe Prušnik wird es sein, das Durchschnittsalter der Mitglieder von "weit über 50 Jahren" zu senken. Das soll über Ausstellungen, Vernetzung mit den Kunstunis sowie Diskurs geschehen. Der soll im Raum "Factory" einen Fixplatz haben. (wurm, 24.9.2019)