Plácido Domingo zieht sich von der New Yorker Met zurück. Die Vorwürfe von mindestens zwölf Frauen gegen ihn nennt er dennoch "haltlos".

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New York – Einen Tag vor einem Auftritt in der Titelrolle der Oper "Macbeth" hat der spanische Startenor Plácido Domingo in der Nacht auf Mittwoch seinen kompletten Rückzug von der New Yorker Metropolitan Opera bekanntgegeben. Domingo zog damit die Konsequenzen aus der in den USA hitzig geführten Debatte über Belästigungsvorwürfe gegen ihn.

Er weise die Vorwürfe zwar "aufs Schärfste zurück", doch sei er besorgt, dass "in dem Klima von Vorverurteilungen (...) mein Auftritt in dieser Produktion von 'Macbeth' von der harten Arbeit meiner Kollegen auf und hinter der Bühne ablenken würde. Daher habe ich darum gebeten, mich zurückzuziehen, und danke der Führung der Met dafür, meinem Wunsch so gütig entsprochen zu haben", hieß es in einer schriftlichen Erklärung Domingos.

Demonstrativer Salzburger Jubel für Beschuldigten

In den USA waren wegen der im August bekannt gewordenen Belästigungsvorwürfe mehrere Konzerte Domingos abgesagt worden. Die Met erklärte jedoch, dass sie das Ergebnis einer Untersuchung in Los Angeles abwarten wolle, bevor sie eine endgültige Entscheidung treffe. Der Spanier war an der Met in "Macbeth" im September sowie in "Madama Butterfly" im November vorgesehen.

Bei den Salzburger Festspielen war Domingo heuer vom Publikum demonstrativ bejubelt worden. Die Wiener Staatsoper erklärte Ende August, dass sie "keinen rechtlich haltbaren Grund" für die Kündigung bestehender Verträge mit Domingo sehe. Die geplanten Auftritte des Künstlers als Macbeth im Oktober 2019 sowie als Nabucco und als Dirigent von "La Traviata" im Juni 2020 bleiben somit aufrecht.

Vorwürfe zahlreicher Frauen

Anfang September später wurden weitere Vorwürfe von Frauen gegen Domingo publik. Laut Recherchen der Nachrichtenagentur AP erheben elf weitere Frauen Anschuldigungen gegen den Opernstar. Dabei gehe es um ungewollte Berührungen, Belästigung oder andere unangebrachte Handlungen. Eine Sprecherin Domingos wies die neuen Vorwürfe als Kampagne zurück.

Vergangene Woche wurde die für 20. Oktober in der Wiener Staatsoper geplante Ehrung Domingos mit dem Europäischen Kulturpreis abgesagt. "Placido Domingo und das Europäische Kulturforum haben gemeinsam entschieden, die Auszeichnung auf den 3. Oktober 2020 in Bonn zu verschieben", hieß es vonseiten der Veranstalter.

Domingos Karriere als Tenor und später als Bariton dauert bereits mehr ein halbes Jahrhundert an. Er kommt auf mehr als 4.000 Auftritte, nahm mehr als hundert Alben auf und wurde mit 14 Grammys ausgezeichnet. Zu seinem Weltruhm trugen auch seine Auftritte mit Luciano Pavarotti und José Carreras als "Die drei Tenöre" bei. (APA, 25.9.2019)