Womöglich gibt es bald weniger Eis am McMurdo-Sund in der Antarktis.

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Monte Carlo – Kurz vor der Präsentation eines neuen Berichts des Weltklimarats IPCC hat der französische Präsident Emmanuel Macron in der Nacht auf Mittwoch in dramatischen Worten vor weiterer Untätigkeit in Sachen Erderwärmung gewarnt. Er bezeichnete das Papier über den Einfluss des Klimawandels auf Eismassen und Ozeane in seiner Rede bei der Uno-Generalversammlung in New York als alarmierend. "Wir sind absolut geschockt von dem jüngsten Bericht des IPCC, es ist absolut verheerend – im Moment verlieren wir den Kampf."

Der Weltklimarat IPCC will den Bericht am Mittwoch in Monaco vorstellen. Mehr als 130 Forscher aus aller Welt haben dafür aktuelle Studien zu den Auswirkungen der menschengemachten Treibhausgase auf die Weltmeere, die Polarkappen, die Gletscher und Permafrostböden und somit auch auf Mensch und Natur analysiert. Dieses Wissen wurde nun in dem Papier für Politiker und andere Entscheidungsträger zusammengefasst – und Macron hat es bereits bekommen und gelesen.

Saudi-Arabien erkennt Wissenschaft nicht an

Am Vortag hatte der IPCC den Bericht gegen Widerstand aus Saudi-Arabien beschlossen – die Einigung sei "nach zwei Jahren Arbeit und einer 27-stündigen Sitzung" in Monaco gelungen, schrieb einer der Autoren, Jean-Pierre Gattuso.

Laut Diplomaten und Wissenschaftern habe sich die Einigung wegen der ablehnenden Haltung des Öl-Förderlands verzögert. Diese habe die abschließende Marathonsitzung nötig gemacht, wie Teilnehmer sagten. "Die Saudi-Araber stellen die wissenschaftlichen Grundlagen infrage", betonte ein Teilnehmer, der anonym bleiben wollte. Von einer Strategie der "Verhinderung" berichtete ein anderer.

Warme, saure, salzige Ozeane

Die zentralen Punkte des Berichtsentwurfs, der inzwischen in Teilen vorliegt, stellt einmal mehr klar, dass die Weltmeere bei der Stabilisierung des globalen Klimas eine zentrale Rolle spielen. Sie speichern laut dem IPCC-Bericht ein Viertel der vom Menschen erzeugten Treibhausgase und 93 Prozent der zusätzlichen Erhitzung der Atmosphäre, welche die Menschheit verursacht. Als Konsequenz sind die Ozeane wärmer, aber auch saurer und weniger salzhaltig geworden, was sich auf zahllose Meeresbewohner negativ auswirke.

Die Häufigkeit, Intensität und das Ausmaß der Hitzewellen im Meer hätten demnach deutlich zugenommen. Sie seien heute doppelt so wahrscheinlich wie noch in den 1980er-Jahren. Eine solche Hitzewelle habe etwa am weltgrößten Korallenriff, dem Great Barrier Reef vor der Küste Australiens, massive Schäden angerichtet.

Gletschereinsturz am Montblanc

Dass auch abseits der Meere der Klimawandel Schäden verursacht, demonstrierte am Dienstagabend eine Meldung aus Italien. Dort drohen auf der italienischen Seite des Montblanc wegen Erwärmung Teile eines Gletschers einzustürzen. Die Gemeinde Courmayeur in der Region Aostatal verfügte am Dienstag die Sperre zweier kommunaler Straßen. Die Stiftung Fondazione Montagna sicura warnte vor Eislawinen am Planpinceux-Gletscher.

Der Weltklimarat erarbeitet für die Politik wissenschaftliche Empfehlungen zum Klimawandel. Die 30-seitige Zusammenfassung des aktuellen Sonderberichts sind die Vertreter der IPCC-Staaten in den vergangenen Tagen Zeile für Zeile durchgegangen. Im Pariser Klimaabkommen von 2015 hat sich die internationale Gemeinschaft auf das Ziel geeinigt, die Erderwärmung auf ein beherrschbares Maß von deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, möglichst aber auf 1,5 Grad. (APA, red, 25.9.2019)