Eine Aufnahme des Systems zeigt, wie ein Beifahrer mit einer Hand das Auto lenkt, während der eigentliche Lenker sein Smartphone verwendet.

Foto: Acusensus

Das Handy ist heutzutage bei fast jedem immer dabei. Auch im Auto fährt es mit. Trotz des Gefahrenpotenzials gibt es allerdings immer noch Lenker, die das Smartphone munter verwenden, während sie am Steuer sitzen, statt stehen zu bleiben oder eine Freisprechanlage anzuschaffen.

Im australischen Bundesstaat New South Wales will man nun mit smarter Technologie dagegen halten, schreiben Snopes und New Atlas. Intelligente Kameras sollen künftig Handysünder überführen. Damit möchte man Unfälle verhindern, soll sich doch das Unfallrisiko während der Nutzung eines Mobiltelefons vervierfachen.

KI analysiert auf Handygebrauch

Bis Dezember werden 45 Erkennungssysteme in Betrieb genommen, heißt es seitens der Regierung. Die bestehen aus jeweils zwei Kameras. Eine erfasst das Nummernschild des Fahrzeugs, die andere ist relativ hoch angebracht und kann durch die Windschutzscheibe erfassen, was Fahrer und Beifahrer mit ihren Händen machen. Auch wer das Handy "verdeckt" am Schoß bedient, kann also erkannt werden.

Mithilfe einer künstlichen Intelligenz werden aufgenommene Bilder darauf analysiert, ob gerade ein Telefon in Benutzung war. Als verdächtig markierte Fotos landen anschließend bei einem menschlichen Kontrolleur. Kann dieser das Ergebnis verifizieren, so erhält der eingetragene Eigentümer des Autos per Post eine Strafanordnung in der Höhe von 344 australischen Dollar (umgerechnet 212 Euro).

Erfolgreicher Test

Ein Teil der Kameras soll dauerhaft an bestimmten Plätzen installiert werden, andere sollen ihren Standort regelmäßig wechseln. Bis 2023 sollen sie 135 Millionen Kontrollen durchführen. Man hofft, binnen fünf Jahren 100 schwere und tödliche Unfälle damit zu verhindern. Die Technologie stammt vom in Melbourne ansässigen Unternehmen Acusensus, wo man mit hoher Erkennungsgenauigkeit unabhängig von Tageszeit und Wetter wirbt.

Im Vorfeld hat man über sechs Monate einen Test mit zwei Kamerasystemen durchgeführt. Diese haben in dieser Zeit 8,5 Millionen mal ein Fahrzeug überprüft und mehr als 100.000 Mal Alarm geschlagen. Entdeckt wurde etwa ein Fahrer, der gleichzeitig ein Smartphone und ein Tablet verwendete oder ein Lenker, der seinen Beifahrer steuern ließ, während beide gleichzeitig ein Handy benutzten.

Autofahrerverband will Warnhinweise

Der Autofahrerverband NRMA befürwortet zwar strengere Maßnahmen gegen "Handys am Steuer", kritisiert die Regierung von New South Wales aber ob dieser "verdeckten" Maßnahme. Man fordert Warnschilder, die darüber informieren, wenn im vorausliegenden Gebiet entsprechende Kontrollen stattfinden, so wie es auch für Geschwindigkeits-Checks gemacht wird.

In Australien ist es verboten, ein Handy während der Fahrt zu bedienen – außer man nimmt es kurz in die Hand, um es einem Mitfahrer zu geben. Das Benutzungsverbot gilt auch, wenn man im Stau oder an einer roten Ampel steht, soll aber bald gelockert werden, um das Bezahlen per Smartphone bei den Drive-in-Schaltern von Fastfoodketten zu legalisieren. (red, 25.09.2019)