Szene aus der späten Trias Südafrikas: Ein Vertreter der Rauisuchia behauptet seine Beute gegenüber der Konkurrenz. In der Rolle der Beute: ein weitläufig mit uns verwandter Therapsid aus der Gruppe der Dicynodontia.
Illustration: Viktor Radermacher

Unter den drei Zeitaltern der Dino-Ära war das früheste, die Trias, vielleicht das spannendste: In der Zeit vor 252 bis 201 Millionen Jahren hatten die "schrecklichen Echsen" zwar schon Riesenformen hervorgebracht, sowohl bei Fleisch- als auch bei Pflanzenfressern. Aber noch waren sie nicht die alles dominierende Macht an Land.

Einen Einblick in diese Zeit geben aktuelle Untersuchungen südafrikanischer Forscher, die im "Journal of African Earth Sciences" veröffentlicht wurden. Ein internationales Team um Frederick Tolchard von der Witwatersrand-Universität hatte Fossilien aus den Beständen mehrerer südafrikanischer Museen neu untersucht, um mehr über die einstigen Nahrungsketten im tiefen Süden der Welt zu erfahren.

Anhand der Fossilien – Zähne ebenso wie Kiefer, Beinknochen und Teile von Körperpanzerungen – konnten die Forscher feststellen, dass im südlichen Afrika der späten Trias Rauisuchia an der Spitze der Nahrungskette standen. Dabei handelte es sich um frühe Verwandte der heutigen Krokodile, deren vergleichsweise lange Beine senkrecht statt seitlich ausgerichtet waren. Damit und mit ihren langen Kiefern voller gebogener Zähne waren sie hervorragend für die Jagd an Land ausgestattet.

Zähne von Rauisuchia.
Foto: Wits University

Rauisuchia hat man auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis gefunden, die größten bisher bekannten erreichten eine Länge von sechs Metern. Die Exemplare im südlichen Afrika könnten das äußerste Ende ihres Lebensraums markiert haben, glaubt Tolchard: Mit den Bedingungen hinter dem Polarkreis kam ihre Physiologie wahrscheinlich nicht mehr zurecht.

Damit tummelten sich in der Trias drei verschiedene Gruppen von Großtieren an Land. Dinosaurier und Rauisuchia waren zwei noch relativ junge Entwicklungslinien, die erst in der Trias entstanden waren. Dazu kam eine deutlich ältere dritte, die sich allerdings bereits im Abwind befand: Die Therapsiden, aus denen auch die heutigen Säugetiere hervorgegangen sind, hatten im Perm, dem Zeitalter vor der Trias, das Leben an Land geprägt. Doch nun waren ihre Bestände ausgedünnt, und nur noch einige Arten von Pflanzenfressern erreichten Megafauna-Format. Auf diese ebenso wie auf pflanzenfressende Dinosaurier machten die Rauisuchia Jagd, leitet Tolchard aus den untersuchten Fossilien ab.

Frederick Tolchard bei einem Rauisuchia-Skelett, das in Namibia gefunden wurde.
Foto: Helke Mocke

Das Nebeneinander von drei Großtier-Dynastien fand erst durch ein Massenaussterben an der Trias-Jura-Grenze vor rund 200 Millionen Jahren ein Ende – ausgelöst möglicherweise durch massiven Vulkanismus. Damit begann für die Dinosaurier eine über 130 Millionen Jahre lange Zeit annähernder Konkurrenzlosigkeit an Land. Die Rauisuchia und andere große Krokodilverwandte hingegen starben bei diesem einschneidenden Ereignis aus. Und die Säugetierahnen gingen für lange Zeit in den "Untergrund" – bis zur nächsten globalen Katastrophe. (red, 26. 9. 2019)