Sie haben die 1980er und 1990er geprägt, die frühe Blüte der Videospielzeit. Firmen, die unvergessliche Abenteuer umgesetzt oder Meilensteine für verschiedene Spielegenres entwickelt haben.

Trotz ihrer Erfolge sind sie von der Bildfläche verschwunden. Manche konnten einfach nicht an alte Hits anschließen, andere fielen schlechtem Management zum Opfer. Und ein paar wurden von einem größeren Unternehmen geschluckt und verschwanden später auch als Marke. Eine Übersicht über einige Studios, die uns großartige Games geliefert haben – und welches Schicksal sie ereilt hat.

Foto: Dungeon Keeper 2

Bullfrog Productions

Gegründet: 1987 von Peter Molyneux und Les Edgar in Großbritannien

Bekannt für: Populous, Syndicate, Dungeon Keeper, Theme Park, Theme Hospital

Schicksal: Mit dem Cyberpunk-Strategiespiel Syndicate und der Populous-Reihe machte sich Bullfrog in wenigen Jahren einen großen Namen. Insbesondere Peter Molyneux wurde alsbald als wahres Genie unter den Gamedesignern betrachtet. Bereits 1995 wurde die Firma vom aufstrebenden Publisher Electronic Arts geschluckt. Danach folgten Hits wie Theme Hospital oder Dungeon Keeper.

Molyneux verließ das Unternehmen und gründete 1997 die Lionhead Studios. Nach Dungeon Keeper 2 (1999) geriet der Erfolg deutlich ins Stocken. Wie man später zugab, war die Fusion nicht optimal gelaufen, und das Studio hatte insbesondere Probleme mit seinem rasanten Mitarbeiterwachstum. Schon in der Vergangenheit hatte man immer wieder Rückschläge mit gescheiterten, weil viel zu ambitionierten Spieleprojekten einstecken müssen.

Nach dem Abgang zahlreicher Mitarbeiter und mehreren Jahren ohne eigenständigen Spielrelease fusionierte EA das restliche Team schließlich mit seiner eigenen Abteilung in Großbritannien. Peter Molyneux wiederum beschädigte in den Folgejahren seinen Ruf immer wieder mit vollmundigen Ankündigungen, die er nicht einhalten konnte.

Foto: Command & Conquer

Westwood Studios

Gegründet: 1985 von Brett Sperry und Louis Castle in den USA

Bekannt für: Dune 2, Lands of Lore, Command & Conquer

Schicksal: Ursprünglich aus dem Bereich der Rundenstrategie und Rollenspiele kommend, wurden die Westwood Studios mit Dune 2 und Command & Conquer vor allem als die Väter der modernen Echtzeitstrategie bekannt. Statt sich Zug um Zug miteinander zu matchen, baute man nun ohne Unterbrechung Basen und Einheiten, um gegnerische Stützpunkte im Krieg zwischen GDI und der Bruderschaft von Nod zu überrennen.

Seit 1992 befand sich die Firma im Besitz von Virgin, welches das Studio 1998 aufgrund finanzieller Probleme an Electronic Arts verkaufte. Nach der Jahrtausendwende nahm die Popularität des Genres allerdings langsam ab, ebenso wie auch die Qualität späterer Westwood-Games. Auch der Ausflug ins Shooter Genre mit C&C Renegades wurde kein Hit. Auch Pirates: The Legend of Black Kat, ein Action-Adventure, fand nur wenig Publikum. Und der Ausflug in den damaligen Hoffnungsmarkt der Massive-Multiplayer-Rollenspiele mit Earth & Beyond brachte dem Studio auch nur eine blutige Nase ein. Die Server des 2002 veröffentlichten Spiels wurden bereits zwei Jahre nach Release mangels Spielerinteresses wieder abgedreht.

2003 wurde Westwood mit Dreamworks Interactive verschmolzen. Dass Electronic Arts für den Niedergang verantwortlich gewesen sei, bestritt Mitgründer Castle später in einem Interview. Demnach hatte der Publisher dem Studio umfassende Freiheiten für seine Spiele eingeräumt.

Foto: Prince of Persia

Broderbund

Gegründet: 1980 von Doug und Gary Carlston in den USA

Bekannt für: Galactic Empire, Choplifter, Prince of Persia, Myst

Wenngleich das Spiel Galactic Empire erst der Grund für das Entstehen der Firma war und man Anfang der 1980er zu den größten Softwarefirmen der Welt gezählt wurde, sind es vor allem die späteren Titel von Broderbund, deren Namen bis heute noch vielen bekannt sind. Da wäre einerseits der bockschwere Plattformer Prince of Persia und andererseits das für damalige Verhältnisse grafisch gewaltige Rätselabenteuer Myst.

Mit der Spieleentwicklung hatte das Ende des Studios im Jahr 1998 nicht viel zu tun. Vielmehr war es eine Folge eines bitteren Krieges zwischen dem Unternehmen und dem Konkurrenten The Learning Company, den man 1992 kaufen wollte. Primär ging es dabei um die Publishingsoftware Printshop, die damals den Löwenanteil zum Budget von Broderbund beisteuerte. Konkurrent Softkey erhielt allerdings den Zuschlag, benannte sich selbst in The Learning Company um und kaufte seinerseits 1998 Broderbund. In einer der ersten Maßnahmen wurden dort 500 Mitarbeiter – über 40 Prozent der Belegschaft – entlassen, um die Übernahmekosten zu limitieren. Danach wechselten der Name Broderbund und dessen Spiele-Assets mehrfach den Besitzer. Heute gehört er Houghton Mifflin Harcourt, die Rechte für Prince of Persia sind bei Ubisoft gelandet.

Foto: Zork

Infocom

Gegründet: 1979 in den USA

Bekannt für: Zork, Spellbreaker, Planetfall

Ein wahres Urgestein der Games-Branche ist Infocom, das von Mitarbeitern und Studenten des Massachussetts Institute of Technology aus der Taufe gehoben wurde. Als bunte Grafikdarstellung noch in weiter Ferne lag, erschuf man dort den Urvater aller Story-Games, das Textadventure Zork. Statt Dinge anzuklicken oder anderweitig direkt auszuwählen, mussten sich Abenteurer auf die Texterzählung von Ereignissen und ihrer Umgebung einlassen. Und ihre Handlungen in Form von Befehlen wie "go north" oder "take stone" übermitteln. Anders als bei Titeln anderer Studios wurden sogar verkettete Kommandos unterstützt, etwa "open door then enter room".

Bekannt wurde man auch mit der Vermarktung von Lösungsbüchern, deren Hinweise, "Invisiclues", erst nach Anwendung eines beiliegenden Spezialmarkers sichtbar wurden. 1982 wagte man sich in den Bereich der Business Software vor, angespornt von dem Erfolg von Lotus, das ebenfalls eine Ausgründung des MIT und im selben Gebäude beheimatet war. Damit scheiterte man allerdings, man schlitterte in finanzielle Turbulenzen und musste Personal abbauen. Zudem verpasste man den Sprung auf den neu entstehenden Markt der Grafikabenteuer.

1986 folgte die Übernahme durch Activision, dessen damaliger Chef Jim Levy als großer Fan der Infocom-Games galt. Dessen Nachfolger Bruce Davis allerdings traf für das Unternehmen mehrere geschäftliche Fehlentscheidungen und verlangte gleichzeitig vom geschrumpften Studio, pro Jahr acht Spiele zu veröffentlichen und Grafikadventures zu produzieren. Das schlug sich in der Qualität späterer Games nieder, während immer öfter über interne Auseinandersetzungen berichtet wurde. 1989 degradierte Activision Infocom zum reinen Publishing-Label. Seit 2003 nutzt man auch die Marke nicht mehr, die danach mehrfach den Besitzer gewechselt hat.

Foto: Civilization 2

Microprose

Gegründet: 1982 von Sid Meier und Bill Stealy in den USA

Bekannt für: Spitfire Ace, Gunship, F1 Grand Prix, Pirates!, Civilization, Transport Tycoon

Mit Microprose und speziell dem Namen Sid Meier bringen Spieler auch heute noch sofort die Civilization-Reihe in Verbindung. Seine Wurzeln hatte das Studio allerdings in militärischen Kampfsimulationen. Zu früher Bekanntheit kam man etwa mit Spitfire Ace von 1982. Das erste Game, das eine strategische Richtung einschlug, war Sid Meier's Pirates! anno 1987. Vier Jahre später schließlich durfte man erstmals mit seinem Volk Zug um Zug die Welt besiedeln und um die Vorherrschaft kämpfen. Später kamen erfolgreiche Ausflüge in klassische Echtzeit-Aufbaustrategie mit Transport Tycoon und Railroad Tycoon hinzu.

Den erfolgreichen und bekannten Games standen aber immer wieder kommerzielle Reinfälle entgegen, weswegen das Studio in den 1990ern stets mit dünnem Budget operierte. 1996 wurde unter Federführung von Spectrum Holobyte, das seit dem Zusammengang 1993 die Muttergesellschaft bildete, ein Großteil der Angestellten entlassen. Daraufhin verließ Mitgründer Sid Meier gemeinsam mit anderen namhaften Mitgliedern das Studio und sperrte Firaxis Games auf. 1998 schnappte sich der Spielzeug- und Brettspielhersteller Hasbro, der in den Videospielmarkt einsteigen wollte, die nach wie vor strauchelnde Firma. 1999 erschien dann der aufwendig seit acht Jahren entwickelte Militär-Flugsimulator Falcon 4.0, der massiv floppte.

Im Jahr darauf wurden die letzten Zweigniederlassungen von Microprose geschlossen. 2001 gab Hasbro seine Games-Ambitionen auf, Infogrames (später: Atari Interactive) übernahm das Ruder, und der Name Microprose verschwand. Der letzte ehemalige Standort wurde 2003 geschlossen. 2019 gelangte der Softwareentwickler David Lagetti an die Namensrechte und kündigte gemeinsam mit dem einstigen Mitgründer Bill Stealy ein Comeback an. (gpi, 28.9.2019)