Wer sich in der FPÖ über den langjährigen Bodyguard von Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache umhört, stößt auf zwei Erzählungen: Die einen wollen dem Leibwächter, seit Mittwoch wieder auf freiem Fuß, nichts Schlechtes nachsagen – und meinen, nur Straches Frau sei bis vor kurzem "näher" an H.-C. "dran" gewesen. Manch anderer drückt sich dagegen weniger freundlich aus – und attestiert dem 49-Jährigen "eine übertriebene Freundlichkeit, aber auch eine gewisse Verschlagenheit". Auch Äußerlichkeiten von R. kommen dabei aufs Tapet: "Er ist etepetete", sagt ein Freiheitlicher – und habe sich stets "in Nobelabteilungen" eingekleidet. Nachsatz: "Viele von uns haben sich gefragt, woher kommt die Marie?"

Ex-FPÖ-Chef Strache bei einem Auftritt in Ried: Mit seinen fragwürdigen Spesenabrechnungen ist seit Montag auch sein Bodyguard in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt.
Foto: APA / Manfred Fesl

Mit den fragwürdigen Spesenabrechnungen von Strache ist seit Montag auch sein Bodyguard in den Fokus der Justiz gerückt: Nach einer Hausdurchsuchung und Festnahme (als bestätigt gelten bisher nur Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue) ging R. Mittwochmittag wieder frei – "weil die Haftgründe weggefallen sind", wie die Staatsanwaltschaft Wien erklärte. Offen bleibt aber weiterhin, ob der Bodyguard jahrelang kompromittierendes Material über den blauen Chef gesammelt, aber womöglich selbst falsche Abrechnungen gelegt habe – es gilt die Unschuldsvermutung.

Fest steht, dass der ausgebildete Polizist seit 2006 an Straches Seite stand – und zwar als Sicherheitsmann, Leibwächter und Fahrer, wie er dem "Profil" kurz nach Auffliegen der Ibiza-Affäre selbst erklärte. Doch 2014 soll es zu einem Zerwürfnis mit Strache gekommen sein, weil R. schwer erkrankte und zunächst nicht mehr seinen alten Job beim FPÖ-Obmann antreten konnte – er soll erst wieder dessen Personenschutz übernommen haben, als Strache im Dezember 2017 zum Vizekanzler aufgestiegen ist. Dazu war R., bis Dienstag FPÖ-Bezirksrat in Ottakring, Straches Beamtenministerium als Sicherheitsreferent dienstzugeteilt.

Schon seit Publikwerden der Causa Ibiza wurde der Mann mit Anwalt M., einem der mutmaßlichen Hintermänner des Oligarchinnenvideos, in Verbindung gebracht. R. selbst erklärte dazu via "Profil", es habe sich um einen beruflichen Kontakt gehandelt. Konkret hat ihn der Jurist seit 2011 in mehreren Fällen vertreten.

Schon gehört?

Dschibuti statt Ibiza

Gemäß dem Firmenbuch gilt zudem als gesichert, dass der Bodyguard seit 2016 als einer von zwei Geschäftsführern eines Bewachungsunternehmens tätig ist. 2017 zählte die Ges. m. b. H. im 14. Wiener Bezirk 39 Mitarbeiter. An der Adresse zu finden ist übrigens das Konsulat von Dschibuti – R.s Firmenkompagnon ist der Honorarkonsul höchstpersönlich.

Laut einem STANDARD-Informanten soll Anwalt M. schon 2015 Material von Straches Bodyguard Vertretern von ÖVP, SPÖ und Neos gegen Geld angeboten haben – die Gespräche hätten sich "um das Spesen-Thema" gedreht.

Bevor Strache im Sommer 2017 jedoch nach Ibiza abgehoben ist, brachte ihn sein Leibwächter nur bis zum Flughafen, denn: Dort war sein Auftrag an dem Tag zu Ende. (David Krutzler, Karin Riss, Nina Weißensteiner, 25.9.2019)