Herbert Prohaska urteilt.

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Peter Stöger hat's nicht so leicht.

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Es sind graue Tage bei der Wiener Austria. Nach dem schwarzen Tag beim blamablen Cup-Aus in Wattens (2:5) übt man sich in Ursachenforschung und Durchhalteparolen. In den Fokus rückt dabei Peter Stöger. Der Sportvorstand hat Handlungsbedarf, wenn nicht Handlungsnotstand. Die Art und Weise, wie die Austria bei Wattens unter die Räder kam, gab ordentlich zu denken.

Stöger analysiert: "Wenn man so wie wir gegen einen ambitionierten Gegner spielt, dann kommt man unter die Räder." Weiters verweist der 53-Jährige im guten Sportdirektor-Sprech auf sich selbst und bremst Erwartungen und Ansprüche: "Ich habe bereits vor vier Wochen gesagt, dass wir Mittelmaß sind, und das wollten viele nicht hören." Das liegt sicher auch am aktuellen Kader: "Wir haben befristete Spielerverträge, die wir nicht verändern können." Bis auf ganz wenige Ausnahmen wie Florian Klein und Ivan Lucic (beide Sommer 2020) laufen demnächst keine Verträge aus. Und an Trainer Christian Ilzer wolle er festhalten – länger als das seine Vorgänger wohl getan hätten.

Shots fired

Auch im Umfeld brodelt es: Am Werk sei eine Mannschaft gewesen, "die kein Herz hat, kein Leben in sich", ätzte die violette Ikone Herbert Prohaska nach dem Spiel im TV. Noch scheint bei den Veilchen aber niemand in Panik zu verfallen. Stöger will bis zur Länderspielpause warten, ehe Bilanz gezogen wird.

In seiner Rolle als ORF-Experte urteilte Prohaska am Mittwoch scharf. "Bei aller Wertschätzung für die Tiroler Mannschaft, aber die mussten ja heute nicht großartig spielen, um in dieser Höhe zu gewinnen, sondern die mussten nur laufen und die sich bietenden Möglichkeiten nutzen", meinte der 64-Jährige, der als Spieler und Trainer mit der Austria über ein Dutzend Titel gewonnen hatte.

"Wenn sie so weiterspielen, dann wird es dramatisch für diesen Klub, denn dann kommst du von da unten nie und nimmer heraus", sagte Prohaska. Der Ex-ÖFB-Teamchef würde als Trainer in diesem Moment nicht mehr weitermachen, gestand er während der TV-Übertragung. Die Frage sei, "ob Ilzer, wenn er das heute gesehen hat, ob er selbst bereit wäre weiterzumachen – also ich wäre es nicht".

Durchhalten

Ilzer betont dagegen weiterhin, voll hinter seiner Aufgabe zu stehen. "Klar habe ich Lust dazu. Mit so etwas Unbefriedigendem, da muss man jetzt aufstehen, zusammenhelfen und das verändern", sagte der Steirer. "Ich muss diese Kraft haben, gemeinsam mit der Mannschaft, dass wir aus dieser Phase rauskommen."

Auch die Spieler ließen über Ilzer nichts kommen. "Wir haben einen sehr guten Trainer, der uns immer super einstellt", sagte Kapitän Alexander Grünwald, der nach Spielende auf dem Rasen mit einigen mitgereisten Fans diskutierte. "Zwischen Spielern und Trainer passt es", meinte Klein, der nach einer Oberschenkelverletzung von Stephan Zwierschitz in die Partie gekommen war. Während dieser zurück nach Wien reiste, stieß als Ersatzmann der wieder fitte Alexandar Borkovic zur Truppe, die am Donnerstagnachmittag von Tirol nach Salzburg übersiedelte.

Hartes Programm

Dort steht am Samstag die Partie bei Spitzenreiter Salzburg auf dem Programm – für Klein "das schwerste Spiel des Jahres". Man gehe "nicht gerade mit Selbstvertrauen in die Partie". So mancher Befürchtung zum Trotz, das Spiel könnte zweistellig für Salzburg ausgehen, will sich Stöger aber noch Zeit geben, um an fundamentalen Schrauben zu drehen. "Nach den Spielen in Salzburg und gegen Sturm werden wir Bilanz ziehen und unsere Strategie besprechen", kündigte der Sportvorstand an.

Stöger ist wohl unter Zugzwang, allerdings sind ihm in vielerlei Hinsicht die Hände gebunden. Wirksame Sofortmaßnahmen gebe es praktisch nicht, sagte Prohaska, laut dem im Sommer bei der Kaderzusammenstellung Fehler gemacht wurden: "Die Austria hätte unbedingt einen Abwehrchef gebraucht, der zumindest von der Klasse in Österreich zu den Besten gehört, dann kannst du rundherum eine Verteidigung aufbauen. Das Gleiche ist im Mittelfeld." (red, APA, 26.9.2019)