Unterfüttert wird ein tatsächlich informative Stück Information mit einem Meer aus Klischees.

Foto: ORF

Eigentlich sollten wir im Jahr 2019 viele Klischees hinter uns gelassen haben. Längst ist Androgynie nichts Außergewöhnliches mehr, und wer einen Mann mit femininen Zügen als Weichei oder eine Frau mit maskulinen Seiten als Mannsweib bezeichnet, beweist, dass er in der Vergangenheit feststeckt. Sollte man meinen.

Die Dok 1-Folge Testosteron – Der Stoff, aus dem die Männer sind versucht in aufgeklärter Manier, die Rolle des Mannes differenziert zu betrachten, reiht Studien über Entstehung und Auswirkung des Testosterons aneinander und kommt zum Schluss: Ganz egal ist der Testosteronlevel nicht, wenn es ums Mannsein geht, ganz so wichtig aber auch nicht.

Nur: Unterfüttert wird dieses tatsächlich informative Stück mit einem Meer aus Klischees. Da umhüllt Rauch muskelbepackte Oberarme, Schweißperlen laufen über Adern, die sich auf gestählten Männerkörpern abzeichnen, und die haarigen Unterarme zittern beim Armdrücken. Smooth, erfolgreich und stark wirken die, die das Thema illustrieren, so stark, dass sie sich das Hemd vom Leib reißen müssen. Ganz ein Abbild der Realität scheinen sie aber nicht zu sein. Macht nichts, die Schnittbilder von Gorillas sind authentisch genug.

Zwar lernt man in diesen 45 Minuten Men’s Health im Bewegtbild Neues. Doch am Ende werden Schubladen mit Begriffen wie Macht, Gewinn und Lust gefüllt, die offenbar untrennbar und exklusiv mit dem Mannsein verbunden sind. Besonders hilfreich ist das ebenso wenig wie die Tatsache, dass in der ganzen Sendung keine einzige Frau zu Wort kommt. (Gabriele Scherndl, 27.9.2019)