Nur wenn es gelingt, die für Neckermann reservierten Betten in der kommenden Wintersaison auf den Markt zu bringen, kann man den Schaden nach der Cook-Insolvenz für Saalbach-Hinterglemm gering halten.

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Salzburg – Karl Schnell, ehemaliger FPÖ-Politiker und Arzt in der Pinzgauer Tourismusgemeinde Saalbach-Hinterglemm, sieht die Sache eher gelassen: "Das dürfte alles nicht so dramatisch sein", meint Schnell zur Pleite des Reiseriesen Thomas Cook und der daran hängenden Marke Neckermann. Schnells Gattin führt in Saalbach-Hinterglemm das Vier-Sterne-Haus Glemmtaler Hof.

Es gebe zwar einzelne Häuser, die aus der vergangenen Sommersaison Verluste zu verkraften hätten, aber insgesamt sieht Schnell das Glemmtal auf der sicheren Seite. Und das, obschon der Pleitekonzern hier mit 100.000 Nächtigungen fast ein Siebtel der Nächtigungen gestellt hat.

Geringer organisierter Gästeanteil

Das sieht auch der Geschäftsführer der Salzburger-Land-Tourismusgesellschaft (SLTG) so. Im gesamten Bundesland Salzburg seien nur etwa 100 Betriebe in 16 Orten von der Insolvenz betroffen, sagt Leo Bauernberger. Insgesamt gibt es in Salzburg rund 3500 Beherbergungsunternehmen.

Insgesamt sei das Straucheln von Cook für die gesamte Branche der organisierten Reiseunternehmen ein herber Schlag, meint Bauernberger, Salzburg sei aber weit weniger betroffen als etwa Destinationen wie Tunesien, die Balearen oder Griechenland. "Wir haben nur einen Gästeanteil von 15-18 Prozent, die organisiert anreisen. Alle anderen sind individuell Anreisende."

Flughafen Innsbruck

Der Eindruck aber, dass Salzburg von der Cook-Pleite mehr als andere Bundesländer betroffen sei, stimme, sagt der Sprecher der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), Martin Stanits. Dort gebe es einfach "einen sehr guten Verkäufer". Allerdings werde der Flughafen Salzburg nicht von der Cook-Tochter Condor angeflogen, wendet SLTG-Geschäftsführer Bauernberger hier ein. Der Flughafen Innsbruck suche nach Ersatz für die ausgefallenen Condor-Flüge. In Zahlen: Innsbruck verliert etwa 38.000 Passagiere, Salzburg über Buchungen auf anderen Fluggesellschaften nur 13.000.

Betten auf den Markt

Das Entscheidende für Bauernberger wie für Stanits ist, dass die für den Winter bereits vertraglich gebundenen Bettenkontingente wieder auf den Markt kommen und für andere Anbieter zugänglich gemacht werden. Die Bettenkontingente hätten einen Wert und seien Teil der Masse, sagt ÖHV-Sprecher Stanits. Es bestehe aber eine große Unsicherheit, welches Insolvenzrecht anwendbar sei, da sich die Firmenstruktur über mehrere Länder erstrecke.

Was niemand offiziell sagt: Einige Hoteliers haben bereits begonnen, für Neckermann reservierte Betten mit anderen Gästen zu füllen. "Was soll denn passieren? Die kommen eh nicht mehr", sagt ein Saalbacher Hotelier. (Thomas Neuhold, 27.9.2019)