In der Steiermark werden Anreize für junge Hausärzte gesetzt, sie bekommen finanzielle Starthilfe.

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Die Gebietskrankenkassen überlegen sich in allen Bundesländern Lösungen für gesundheitliche Probleme der Versicherten. DER STANDARD hat sich umgehört und stellt ein Best-of vor. In Teil 2 erzählen wir von drei Beispielen aus Kärnten, der Steiermark und Oberösterreich.

Kärnten: Zu viele Arzneien

Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Schmerzen, Diabetes oder Schlafstörungen: Mit zunehmendem Alter müssen viele Menschen mit mehreren Erkrankungen gleichzeitig fertig werden. Die Einnahme vieler verschiedener Arzneimittel lässt sich dann kaum mehr vermeiden. Neben den Medikamenten, die vom Arzt verordnet wurden, werden dann oft auch noch rezeptfreie Arzneistoffe in der Apotheke oder übers Internet gekauft.

In Österreich nehmen über 600.000 Menschen fünf und mehr Medikamente am Tag gleichzeitig ein. Bei dieser Anzahl an unterschiedlichen Arzneien spricht man von einer Polypharmakotherapie. Das kann speziell bei älteren Personen schnell gefährlich werden, denn schon die Einnahme von fünf Medikamenten am Tag kann zehn Wechselwirkungen und 15 Ursachen für eine unerwünschte Arzneimittelwirkung mit sich bringen.

Um Risikopatienten zu schützen, hat die Kärntner Gebietskrankenkasse das Polypharmazieboard ins Leben gerufen. Hier trifft sich regelmäßig ein interdisziplinäres Team und bespricht die Therapien von Patienten und Patientinnen, die viele Medikamente gleichzeitig einnehmen. Internisten, Neurologen, Psychiater und klinische Pharmazeuten arbeiten dabei auf ein gemeinsames Ziel zu: die Vielmedikation einzuschränken und dadurch die Heilmittel- und Folgekosten zu reduzieren. So lässt sich die Lebensqualität der Patienten verbessern.

Steiermark: Mehr Geld für Ärzte

Bei Schmerzen, Krankheit oder Unwohlsein führt der erste Weg meist zu den Hausärztinnen und Hausärzten des Vertrauens. In vielen Orten Österreichs wird sich das zukünftig wohl schwieriger gestalten. Stichwort: Ärztemangel.

Im Dezember 2018 warnte die Österreichische Ärztekammer davor, dass innerhalb des nächsten Jahrzehnts bereits fast die Hälfte aller niedergelassenen Ärzte das Pensionsantrittsalter erreicht haben wird. Schnelles Handeln ist gefragt. Der Arztberuf muss attraktiver werden, um auch in strukturschwachen Regionen die Versorgung sicherzustellen.

Die Steiermärkische Gebietskrankenkasse hat deshalb ein Maßnahmenpaket gegen den drohenden Ärztemangel zusammengestellt. Sie wollen Medizinern finanzielle Anreize bieten, wenn sie schwer zu besetzende Kassenstellen übernehmen. Diese Startprämien sind an die Bereitschaft geknüpft, die Praxis mindestens fünf Jahre zu führen. Der Betrag kann für die Praxisräume, die medizinische Einrichtung oder die Ausbildung von Ordinationspersonal verwendet werden. Zu dieser Anfangsprämie kommt noch eine Honorarerhöhung für Kassenärzte hinzu.

Oberösterreich: Fußball und mehr

In Kindergärten und Schulen ist es meist noch recht einfach, die Gesundheit der Kinder im Auge zu behalten und ihnen gesunde Verhaltensweisen näherzubringen. Haben sie dann früher oder später die Schule verlassen, gestaltet sich das schon schwieriger. Wie erreicht man gesunde Menschen in verschiedensten Berufen, Altersklassen und mit unterschiedlichen Interessen?

Die Oberösterreichische Gebietskrankenkasse hat sich dafür etwas einfallen lassen. Anstatt allgemeine Gesundheitstipps zu geben, die meist nicht dort ankommen, wo sie gebraucht werden, versuchen sie, sich aktiv in die verschiedenen Lebenswelten der Versicherten zu begeben.

In unterschiedlichsten Betrieben und Vereinen wird versucht, Gesundheitsförderung und Prävention zu betreiben. Warum? Weil in jedem dieser Settings "Gesundheit" jeweils eine andere subjektive Bedeutung hat. Die einen wollen abends ohne Kreuzweh aus dem Büro kommen, die anderen wollen noch fitter im Fußballverein werden. Um diese unterschiedlichen Gesundheitsziele zu erfüllen, braucht es mehr als Obstkörbe und Business-Runs.

Die Programme zur Gesundheitsförderung werden speziell auf diese unterschiedlichen Lebenswelten zugeschnitten. So etwa im Oberösterreichischen Fußballverband: Hier wird seit 2014 das Programm "Vereinscoaching" angeboten. Verschiedenste gesundheitsfördernde Themen werden hier den jungen Fußballspielerinnen und -spielern von ihren Trainern übermittelt. (Katharina Janecek, CURE, 30.9.2019)