Allein aus Deutschland sind rund 70.000 Urlauber unterwegs.

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London – Hotels im Ausland, die derzeit noch Thomas-Cook-Urlauber beherbergen, sollen ab sofort Geld von der Zurich-Versicherung bekommen. Die Zahlungen an die Hotels sind laut Zurich an die Bedingung geknüpft, dass Urlauber nicht mehr zu Extrazahlungen aufgefordert werden.

Auf Basis der Buchungsinformationen und ohne Vorlage gesonderter Rechnungen sollen die Hotels in den Ferienorten jetzt 50 Prozent der ausstehenden Zahlungen erhalten, kündigte ein Zurich-Sprecher an. "Dies gilt sofort und unter der Voraussetzung, dass Thomas-Cook-Reisende von diesen Hotels ab sofort weder zur individuellen Zahlung von Hotelrechnungen aufgefordert oder anderweitig genötigt werden", sagte Sprecher Bernd Engelien.

Die Versicherung reagierte damit auf Berichte von Hotelgästen, die nach eigenen Angaben gezwungen worden waren, ihre Unterkünfte vor Ort selbst zu bezahlen. Einige mussten demnach mehr als 1.000 Euro auf den Tisch legen. Der Deutsche Reiseverband (DRV) und der Bundesverband der Verbraucherzentralen hatten dies scharf kritisiert.

70.000 Urlauber unterwegs

Wie viele Hotels betroffen sind, werde mit dem insolventen Reiseanbieter abgestimmt, sagte der Versicherungssprecher. Nach Angaben vom Vortag waren noch 70.000 Thomas-Cook-Pauschalurlauber aus Deutschland unterwegs. Die Zurich Deutschland hat Urlaub und Rückreise der Thomas-Cook-Kunden abgesichert.

Thomas Cook in Deutschland war in den Sog der Pleite des britischen Mutterkonzerns geraten und hatte am Mittwoch Insolvenzantrag gestellt. Insolvenzverwalter wollen versuchen, die drei Thomas-Cook-Gesellschaften in Deutschland fortzuführen und eine Zukunftslösung zu finden.

Bis 31. Oktober alles abgesagt

Die nun angekündigten Auszahlungen an Hotels durch die Zurich Versicherung helfen allerdings nur den Reisenden, die derzeit noch unterwegs sind. Für Thomas-Cook-Kunden, die erst in Urlaub fliegen wollen, sieht es schlecht aus. Am späten Donnerstagabend teilte das Unternehmen mit, alle Reisen bis einschließlich 31. Oktober würden abgesagt. Dies gelte auch für solche Buchungen, die schon bezahlt sind.

Wie es um Reisen mit Start ab dem 1. November steht, ließ das Unternehmen offen. In Abstimmung mit der Insolvenzversicherung werde die weitere Vorgehensweise geprüft, hieß es. Grundsätzlich ist für diese Fälle auch die Versicherung Zurich zuständig. Der Verkauf neuer Reisen ist gestoppt.

Hohe Abschreibungen bei Banken

Einige Banken dürfte die Cook-Pleite teuer zu stehen kommen. Es drohen hohe Abschreibungen auf ausstehenden Anleihen und Krediten. Davon betroffen sei auch die Credit Suisse, schreibt die "Financial Times" vom Freitag.

Banken wie Barclays, Morgan Stanley, Unicredit und Credit Suisse müssten auf ihren Büchern wohl insgesamt Abschreibungen im Umfang von bis zu 1,8 Milliarden britischen Pfund (rund zwei Milliarden Euro) vornehmen, heißt es. (APA, 27.9.2019)