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Ende der Einsamkeit: Ihren letzten Lebensabschnitt wird Sandra unter Artgenossen verbringen.
Foto: AP Photo/Natacha Pisarenko

Buenos Aires – Wie sollen wir mit unseren nächsten Verwandten umgehen? In den vergangenen Jahrzehnten hat sich zaghaft, aber doch in manchen Staaten ein Trend in Gang gesetzt, den großen Menschenaffenarten – Schimpansen, Bonobos, Orang-Utans und Gorillas – mehr als nur herkömmliche Tierschutzbestimmungen zuzugestehen. Sie würden dann keine Menschenrechte erhalten, wie gerne verkürzt dargestellt wird, aber einige Grundrechte, die sie als "nichtmenschliche Personen" anerkennen.

Ein Land, in dem sich dieser Trend bereits relativ weit durchgesetzt hat, ist Argentinien. Dort hat nun ein Rechtsstreit zu einem glücklichen Ende für die Betroffene gefunden. Sie heißt Sandra und ist ein 33 Jahre altes Orang-Utan-Weibchen, das im Zoo von Buenos Aires lebte. Nun wurde sie in eine Auffangstation für Menschenaffen in den USA geflogen.

Werdegang

Sandra wurde 1986 im Rostocker Zoo geboren. Danach verbrachte sie einige Jahre im ehemaligen Ruhr-Zoo in Gelsenkirchen, bevor sie 1995 nach Buenos Aires verlegt wurde. Eine Zeitlang lebte sie mit einem Artgenossen zusammen und gebar ein Kind, das ihr jedoch weggenommen wurde. Seit dem Tod des Männchens hatte sie keinen Kontakt zu Artgenossen mehr und lebte in einer Anlage, die nicht mehr heutigen Maßstäben für artgerechte Haltung entsprach.

2014 schaltete sich die Tierrechtsorganisation Association of Officials and Lawyers for Animal Rights (AFADA) ein, um vor Gericht eine Überprüfung der "Haftbedingungen" zu erwirken. Und tatsächlich wurde bereits 2015 ein Entscheid gefasst, Sandra als juristisches Subjekt einzustufen. Die Folgerung daraus: Sie müsse freigelassen werden – nicht notwendigerweise in die Wildnis, aber in eine artgerechte Umgebung.

Ende eines langen Wartens

Schon damals wurde beschlossen, Sandra in die USA zu bringen. Verzögert wurde dies jedoch zum einen durch die US-amerikanischen Einfuhr- und Quarantäneregelungen und zum anderen durch die unsichere Zukunft des Zoos von Buenos Aires, der nun in einen Ökopark umgewandelt werden soll. Bis 2023 soll dort eine Forschungs- und Bildungsstätte zum Erhalt der Artenvielfalt entstehen.

Für Sandra, die mit 33 bereits als betagt gelten darf, steht nun noch eine 40-tägige Quarantäne im Sedgwick County Zoo von Wichita an. Dann darf sie ihren Alterssitz im Center for Great Apes in Florida beziehen. Da sie nicht imstande wäre, sich dem Leben in der Wildnis anzupassen, ist ein Freigehege die einzige Möglichkeit für ein artgerechtes Leben. Als Nachbarn wird sie dort 21 weitere Orang-Utans und 31 Schimpansen haben – darunter auch Bubbles, das ehemalige "Haustier" von Popstar Michael Jackson. (red, 27. 9. 2019)