Bild nicht mehr verfügbar.

In diesem Schulgebäude hat die Polizei hunderte Kinder mit Metallfesseln an den Knöcheln vorgefunden.

Foto: REUTERS/STRINGER

In Nigeria hat die Polizei mehr als 300 Buben aus einer Koranschule befreit, die dort gefoltert und sexuell missbraucht wurden. Nach Hinweisen von Anrainern durchsuchten Sicherheitskräfte am Donnerstagabend die Schule in der nordnigerianischen Stadt Kaduna und entdeckten darin die zum Teil noch minderjährigen Opfer, sagte ein Polizeisprecher am Freitag.

Sie seien unter "entwürdigendsten und unmenschlichsten Bedingungen" aufgefunden worden. Etwa hundert Schüler, darunter Kinder im Alter von neun Jahren, seien in einem kleinen Raum angekettet gewesen. Die Buben wurden demnach unter dem Vorwand festgehalten, sie sollten im Koran unterrichtet und "gebessert" werden.

Koranschulen, bekannt als Almajiris, sind im muslimischen Norden Nigerias weit verbreitet. Im ärmsten Teil des Landes sehen sich Eltern häufig gezwungen, ihre Kinder für längere Zeit in Schulen unterzubringen.

Gewalt in Nordnigeria eskaliert

In weiten Teilen des Nordens sind Menschen laut dem UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) mit brutalen Verbrechen konfrontiert. Die Gewalt eskaliere durch marodierende Banden. In den vergangenen zehn Monaten sind 40.000 Menschen in den Niger geflüchtet, berichtete das UNHCR am Freitag. In Nordnigeria selbst sind Schätzungen zufolge zusätzlich 200.000 Menschen auf der Flucht.

Für die jüngste Gewalt machten Geflüchtete nicht die islamistische Terrorgruppe Boko Haram verantwortlich, die in der Region seit Jahren die Bevölkerung terrorisiert, sagte ein UNHCR-Sprecher. Wer hinter den Banden stecke, sei aber noch unklar. Sie seien gut organisiert und bewaffnet. "Sie trachten nach Menschenleben", sagte der Sprecher.

Brutale Verbrechen

Geflüchtete berichteten laut UNHCR von Gewaltexzessen mit Folter, Mord, Entführung und Erpressung. Eine 14-Jährige erklärte, dass in ihrem Dorf 50 Menschen getötet worden seien, darunter ihr Vater und ihre Geschwister. Ihre Schwestern im Alter von drei und vier Jahren seien erschossen, der fünfjährige Bruder mit einer Machete umgebracht worden. Die Angreifer hätten der Familie alle Habseligkeiten gestohlen.

Ende August war ein verschleppter Mitarbeiter der Hilfsorganisation Action Against Hunger getötet worden. Insgesamt sechs Mitarbeiter waren im Juni entführt worden. In dem Fall veröffentlichte die Terrorgruppe Iswap, der westafrikanische Ableger des IS und eine Splittergruppe von Boko Haram, ein Video, das die Entführten zeigte. (APA, 27.9.2019)